Wenn Papst Benedikt XVI. am Sonntag als Gast in die jüdische Gemeinde von Rom kommt,
soll es keine Zwischenfälle geben. Sämtliche Beteiligten sorgen sich darum, dass nichts
geschieht, was das delikate Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Judentum gefährden
könnte - sowohl auf der Ebene der Sicherheit wie des Protokolls. „Der Besuch ist willkommen,
aber ihn begleitet Anspannung“, schreibt die Katholische Nachrichtenagentur in einem
Vorab-Bericht. Bis in alle Einzelheiten feilten die italienische Polizei und Vertreter
der jüdischen Gemeinde am Sicherheitskonzept für Benedikt XVI. Allein rund 500 Journalisten
werden zu der zweistündigen Visite erwartet, der zweiten seit dem historischen Besuch
von Johannes Paul II. 1986.
Pünktlich zum Papstbesuch erschien jetzt ein Zeitzeugen-Interview,
das den persönlichen Einsatz von Pius XII. für die Rettung der Juden im nationalsozialistisch
besetzten Rom unterstreicht. Laut dem heute 97-jährigen Priester Giancarlo Centioni
statteten er und etliche Mitbrüder bedrohte Juden mit falschen Papieren und Geld zur
Flucht aus. Koordiniert habe die Tätigkeiten ein Priester namens Anton Weber in direktem
Kontakt mit Pius XII.; die Zentrale des Netzwerks war in der Via dei Pettinari, ein
paar Schritte von der Synagoge entfernt. Dokumente und Geld kamen „direkt aus dem
Staatssekretariat seiner Heiligkeit im Namen und vom Konto Pius XII.“, so der Priester.
Laut Don Centioni wussten die Tausende von Menschen, denen geholfen wurde, wer hinter
der Aktion steckte: „Papst Pius XII. half ihnen durch die Priester des „Rapahel Vereins“
und durch die „Deutsche Bruderschaft des göttlichen Wortes“ in Rom.“