2010-01-15 13:43:28

Papstbesuch in Synagoge: Ein Baum für den Dialog


RealAudioMP3 24 Jahre ist es her, dass der Bischof von Rom die jüdische Gemeinde dort besuchte. Nach der historischen Premiere von Johannes Paul II. wird Papst Benedikt am kommenden Sonntag der römischen Synagoge einen Besuch abstatten. In der jüdischen Gemeinde laufen unterdessen die letzten Vorbereitungen, so auch im Museum, das in der Synagoge untergebracht ist. Dort wird der Papst eine Ausstellung eröffnen.

„Dieser Besuch ist sicherlich ein sehr, sehr wichtiger Stein im jüdisch-katholischen Dialog“, sagt Museumsdirektorin, Daniela Di Castro. „Die römischen Juden und die Krönungszeremonie der Päpste“ heißt die von ihr und ihren Mitarbeitern vorbereitete Ausstellung, die Benedikt eröffnen wird. Unter anderem zeigt sie Dokumente eines weniger schönen Kapitels in den Beziehungen zwischen Kirche und den stadtrömischen Juden. Di Castro:

„In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verlieren die Juden Roms ihre Bürgerrechte und werden in ein eigenes Viertel, das so genannte Ghetto, eingeschlossen. Dennoch dürfen sie weiterhin an der Krönungszeremonie des Papstes teilnehmen. Das ist von großer Bedeutung, denn damit bleiben die Juden gewissermaßen römische Bürger, obwohl man ihnen de facto die Bürgerrechte aberkannt hatte und sie so zu einer Art Bürger zweiter Klasse degradierte. Sie hatten die Aufgabe für die Papstkrönung einen bestimmten Straßenzug zu dekorieren mit Manifesten, auf denen Bibelsprüche standen.“ 
Das jüdische Viertel in Rom liegt im Herzen der Altstadt am östlichen Tiberurfer. Hier siedelte die jüdische Gemeinde seit dem frühen Mittelalter. Ihre Geschichte ist aufs engste mit der der Ewigen Stadt verwoben, und das seit der Antike. Es war Papst Paul IV. der mit seiner Bulle Cum nimis absurdum den römischen Juden 1555 ihre Rechte aberkannte. Von da an mussten sie isoliert in einem ummauerten Viertel, dem Ghetto, leben. Nachts wurde es abgeschlossen. Die Diskriminierung endete erst 1870. Dann wurde Rom Hauptstadt des vereinten italienischen Königreichs und unterlag nicht mehr dem politischen Machtbereich der Päpste.

Papst Benedikt besucht die Synagoge am 17. Januar. An diesem Datum feiern die römischen Juden traditionell den „Mo’ed di piombo“ – das so genannte „bleierne Fest“, erklärt der Präsident der jüdischen Gemeinde, Riccardo Pacifici:

„Dabei erinnern wir an ein Wunder, dass sich 1793 im römischen Ghetto ereignete, also während eines dunklen Moments in der Geschichte der stadtrömischen Juden. Denn sie waren von den Päpsten im Ghetto eingeschlossen. Bei einem Volksaufstand wurde das Ghetto in Brand gesteckt. Doch dann zogen bleierne Wolken auf und es fing in Strömen an zu regnen. Damit wurde eine Katastrophe verhindert.“ 
Seitdem ist nicht nur viel Wasser den Tiber herunter gelaufen. Auch das Verhältnis zwischen Kirche und jüdischer Gemeinde ist ein anderes, betont Gemeindepräsident Pacifici:

„Die Tatsache, dass diese Begegnung in einem völlig anderen Klima stattfindet und zudem am Tag des Dialogs zwischen Juden und Katholiken, zeigt, dass wir im Verlauf der Jahrhunderte auf unserem gemeinsamen Weg doch sehr viel weiter gekommen sind. Jetzt stellt sich uns die Aufgabe, ihn zwar mit einem Blick auf die Vergangenheit fortzusetzen, aber das ohne jegliche Absicht der Revanche.“ 
Gemeinsam sollten sich Katholiken und Juden darum bemühen, Brücken zu Bauen. „Wir sollten“, sagt Pacifici, „unseren Kindern eine bessere Welt hinterlassen“,…

„…indem wir ihnen zeigen wie die Konfessionen gemeinsam für das Wohlergehen der Gesellschaft arbeiten können, ohne den jeweils anderen zu den eigenen Glaubensüberzeugungen bekehren zu wollen. Dabei müssen wir auch mit Nichtgläubigen oder anderen Religionen zusammenarbeiten. Deshalb haben wir zu dem Treffen mit dem Papst auch moderat islamische Vertreter eingeladen.“

Dialogbereitschaft, Freundschaft und Verbundenheit – das will auch der Papst mit seinem Besuch in der Synagoge ausdrücken, betonte der Vatikan. Unterstreichen will Benedikt das mit einer besonderen Geste. Er wird im Garten der Synagoge einen Baum pflanzen. Der Präsident der Gemeinde Pacifici:

„Nach der hebräischen Symbolik verweist der Baum auf die Kontinuität des Lebens nach dem Tod. Dass vom Papst eine für uns so bedeutende Geste kommt, im Garten der Synagoge einen Baum zu pflanzen, ich glaube, das könnte ein sehr bedeutsamer Moment werden.“ 
Ein Moment des Dialogs der auch dorthin ausstrahlen soll, wo es keine Religionsfreiheit gibt. Immer noch gebe es zu viele Länder, wo es bedeute, sein Leben aufs Spiel zu setzen, wenn man eine Kirche oder Synagoge baut, so Riccardo Pacifici:

„Ich denke, wenn von dieser Begegnung in Rom eine starke Botschaft für die Religionsfreiheit in diesen Ländern ausgeht, dann haben wir sicherlich einen weiteren Schritt für die Freiheit aller Menschen getan.“
 
(rv 15.1.2009 ad)







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