D: „Islam-Debatte ähnelt früherer Kritik am Katholizismus“
Der spanische Religionssoziologe José Casanova sieht deutliche Parallelen zwischen
der aktuellen Islamdebatte und der Diskussion um den Katholizismus im 19. Jahrhundert.
Damals hätten die Menschen den katholischen Glauben als eine fundamentalistische Religion
betrachtet, die unvereinbar mit Demokratie sei, sagte der in Washington lehrende Wissenschaftler
am Freitag in Hamburg. In den USA habe man katholischen Einwanderern das Recht streitig
machen wollen, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden, so der Wissenschaftler. Er
forderte, die Gesellschaft müsse erkennen, dass sich der Islam vor ihren Augen in
verschiedene Richtungen wandle. Der Katholizismus habe sich durch das Zweite Vatikanische
Konzil in eine homogene Richtung verändert und eine Aktualisierung erfahren. Im Islam
dagegen gebe es als Folge einer fehlenden zentralen Autorität sowohl Pazifisten als
auch Terroristen, muslimische Feministen als auch Fundamentalisten, die gegen Frauenrechte
kämpften, so der Religionssoziologe.