Rabbi Schneier: „Verbundenheit wird Irritationen überwinden“
Rabbi Arthur Schneier
steht der East Park Synagoge in New York vor und hat Papst Benedikt 2008 während seiner
USA-Reise dort empfangen. Zum bevorstehenden Besuch des Papstes in der römischen Synagoge
ist er angereist und benennt im Gespräch mit Radio Vatikan einige Problemfelder des
katholisch-römischen Dialogs:
„Die Tridentinische Messe ist eine echte Belastung.
Wir leben heute in einer globalisierten Welt und müssen als Religionen koexistieren
- dafür braucht man Respekt füreinander. Und Jesus war schließlich ein Jude. Darum
war und ist das noch immer eine Belastung. Und das ist auch die Frage im Zusammenhang
mit Papst Pius XII. Ich glaube, die beste Lösung hierzu wäre, noch einmal gründlich
durch die Archive zu gehen. Da die Kirche ewig ist, würde es keinen Unterschied machen,
ein paar Jahre zu warten!“ Die jüngsten Irritationen im jüdisch-christlichen
Verhältnis will Rabbi Schneier, der selbst die Schoa in Budapest überlebte, nicht
überbewerten. Und dennoch besitze die so genannte Williamson-Affäre ein gewisses Gewicht:
„Man
sieht das auch in einer Ehe zwischen Mann und Frau. Sie verläuft nicht immer problemlos.
Letztes Jahr war das Ereignis mit Bischof Williamson - das war sehr schmerzvoll. Ich
persönlich muss keine Bücher über den Holocaust lesen: Ich bin ein Zeuge. Ich habe
ihn überlebt. Und dass ein Bischof der katholischen Kirche überhaupt so eine Stellungnahme
abgibt, in der er behauptet, der Holocaust hätte nicht existiert, zeigt, dass wir
noch sehr stark an diesem Thema arbeiten müssen. Sonst werden der Rassismus und Antisemitismus
wiederkommen!“ Rückblickend auf den Besuch Papst Benedikts in New York betont
der Rabbiner den starken Impuls für Dialog und Frieden, der von dem Treffen ausgegangen
sei:
„Es war ein historisches Ereignis: das erste Mal, dass ein Papst eine
Synagoge in den Vereinigten Staaten besucht hat. Der Papst wurde auf eine sehr persönliche
Weise empfangen. Diejenigen, die den Krieg überlebt haben, müssen alles einbringen,
um Frieden in der Welt, Frieden zwischen den Religionen und Frieden zwischen den Menschen
allgemein zu verbreiten. An dieser Stelle gibt es ganz große Fortschritte. Aber die
Arbeit hat nie ein Ende. Also: Köln, New York, Jerusalem, Rom und weiter so!” (rv
13.01.2010 vp)