2010-01-12 17:17:57

Vatikan/Israel: "Mauer zu Ägypten fördert Isolation"


RealAudioMP3 Israel plant derzeit, auch an seiner Grenze zu Ägypten im Sinai eine Mauer zu bauen. Der Wall soll das Land vor illegalen Einwanderern aus Afrika und vor möglichen „Terroristen“ schützen, gab der israelische Premierminister Benyamin Netanyahu an. Das Projekt fördere eine weitere Isolation des Landes, meinen dagegen die Bischöfe aus Nordamerika und Europa, die sich seit letztem Samstag im Heiligen Land aufhalten. Bis Donnerstag führen die Oberhirten Gespräche in Jerusalem, Betlehem und Ramallah. Als Negativbeispiel nannte der Heilig-Land-Kustos, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, im Interview mit Radio Vatikan den Wall um die palästinensischen Autonomiegebiete. Für die Palästinenser sei diese Mauer ein Drama. Pizzaballa:

„Die Mauer blockiert das Leben von Hunderttausenden von Palästinensern. Vor allem zwischen Jerusalem und Bethlehem trennt die Mauer Kinder von der Schule, Kranke von den Krankenhäusern, Männer von ihren Arbeitsplätzen – das schafft schwerwiegende Probleme im Alltag. Israel ist mittlerweile de facto eine abgeschlossene Enklave. Aber man muss andererseits ehrlich anerkennen, dass durch die Mauer die Zahl der Attentate fast auf null gesunken ist.“

Mit der Reise versucht die Bischofsdelegation, stabile Kontakte zu den christlichen Kirchen des Heiligen Lands aufzubauen und für deren Verständigung untereinander zu sorgen. Die Tatsache, dass sich unter den Palästinensern auch viele Christen befinden, sei im Westen kaum bekannt, so der Belgier Paul Lansu von der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“.

„Einer der wichtigsten Gründe, warum Bischöfe aus Europa und Nordamerika ins Heilige Land fahren, ist es, ihre eigenen katholischen Gemeinschaften zu Hause über diese christlichen Palästinenser zu informieren – dass es sie gibt, dass sie eine sehr vielfältige Kirche darstellen und dass sie sozusagen zwischen Moslems und Juden ein schwieriges Leben haben.“

Die Bischöfe sehen die Möglichkeiten ihres Aufenthaltes für den Friedensprozess „realistisch“. Es gehe nicht um einen eigenen Friedensdialog für den Nahen Osten, stellte etwa der US-Bischof Gerald Kikanus fest. Denn bereits der Dialog der Christen vor Ort sei eine echte Herausforderung.

„Denn traurigerweise gibt es viele Spaltungen in der christlichen Kirche, und solange wir nicht einen gemeinsamen Sinn für Respekt und Richtung gewinnen, bleibt unser Zeugnis verwässert. Je mehr sich die Christen hier im Heiligen Land untereinander verständigen und respektieren, umso mehr können sie zum Gespräch mit Juden und Moslems wirklich beitragen!“



(rv 12.01.2010 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.