Vatikan/Israel: "Mauer zu Ägypten fördert Isolation"
Israel plant derzeit,
auch an seiner Grenze zu Ägypten im Sinai eine Mauer zu bauen. Der Wall soll das Land
vor illegalen Einwanderern aus Afrika und vor möglichen „Terroristen“ schützen, gab
der israelische Premierminister Benyamin Netanyahu an. Das Projekt fördere eine weitere
Isolation des Landes, meinen dagegen die Bischöfe aus Nordamerika und Europa, die
sich seit letztem Samstag im Heiligen Land aufhalten. Bis Donnerstag führen die Oberhirten
Gespräche in Jerusalem, Betlehem und Ramallah. Als Negativbeispiel nannte der Heilig-Land-Kustos,
Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa, im Interview mit Radio Vatikan den Wall
um die palästinensischen Autonomiegebiete. Für die Palästinenser sei diese Mauer ein
Drama. Pizzaballa:
„Die Mauer blockiert das Leben von Hunderttausenden von
Palästinensern. Vor allem zwischen Jerusalem und Bethlehem trennt die Mauer Kinder
von der Schule, Kranke von den Krankenhäusern, Männer von ihren Arbeitsplätzen – das
schafft schwerwiegende Probleme im Alltag. Israel ist mittlerweile de facto eine abgeschlossene
Enklave. Aber man muss andererseits ehrlich anerkennen, dass durch die Mauer die Zahl
der Attentate fast auf null gesunken ist.“
Mit der Reise versucht die Bischofsdelegation,
stabile Kontakte zu den christlichen Kirchen des Heiligen Lands aufzubauen und für
deren Verständigung untereinander zu sorgen. Die Tatsache, dass sich unter den Palästinensern
auch viele Christen befinden, sei im Westen kaum bekannt, so der Belgier Paul Lansu
von der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“.
„Einer der wichtigsten
Gründe, warum Bischöfe aus Europa und Nordamerika ins Heilige Land fahren, ist es,
ihre eigenen katholischen Gemeinschaften zu Hause über diese christlichen Palästinenser
zu informieren – dass es sie gibt, dass sie eine sehr vielfältige Kirche darstellen
und dass sie sozusagen zwischen Moslems und Juden ein schwieriges Leben haben.“
Die
Bischöfe sehen die Möglichkeiten ihres Aufenthaltes für den Friedensprozess „realistisch“.
Es gehe nicht um einen eigenen Friedensdialog für den Nahen Osten, stellte etwa der
US-Bischof Gerald Kikanus fest. Denn bereits der Dialog der Christen vor Ort sei eine
echte Herausforderung.
„Denn traurigerweise gibt es viele Spaltungen in
der christlichen Kirche, und solange wir nicht einen gemeinsamen Sinn für Respekt
und Richtung gewinnen, bleibt unser Zeugnis verwässert. Je mehr sich die Christen
hier im Heiligen Land untereinander verständigen und respektieren, umso mehr können
sie zum Gespräch mit Juden und Moslems wirklich beitragen!“