2010-01-07 13:13:31

Ägypten: Anschlag auf koptische Christen


In der oberägyptischen Stadt Nag Hamadi sind in der Nacht zum Donnerstag sieben Christen erschossen worden. Die Opfer kamen gerade aus dem Mitternachtsgottesdienst zum koptischen Weihnachtsfest. Drei Männer hätten aus einem Auto heraus auf die Kirchgänger geschossen, berichten örtliche Medien. Bei dem Haupttäter soll es sich um einen Muslim handeln.

Der Bischof von Nag Hamadi, Kirollos, sei dem Anschlag demnach nur um wenige Minuten entgangen. Wie die Agentur asianews berichtet, ist Kirollos in den letzten Wochen mehrfach bedroht worden. Mitglieder muslimischer Gruppen hatten angekündigt, dafür zu sorgen, dass der Bischof kein Weihnachten feiere. Die Polizei hat Kirollos empfohlen, aus Sicherheitsgründen sein Haus nicht zu verlassen.

Der Pfarrer der deutschen Gemeinde in Kairo, Msgr. Joachim Schroedel, äußert sich im Kölner Domradio so über die Morde:
 
„Solche Anschläge sind wohl eher kontraproduktiv, denn man hört jetzt überall: ‚Wir müssen zusammenstehen.’ Von den tragischen sieben Toten geht jetzt also keinesfalls das Signal aus, dass es ein Flächenbrand wird oder ähliches – der Ägypter ist viel zu tolerant und offen, als dass er hier etwas machen würde, was völlig unüberlegt ist... Natürlich: Es gibt immer wieder einzelne Stimmen, auch von Scheichs, die seltsame Dinge sagen - wie zum Beispiel unlängst ein Scheich aus Doha, der gesagt hat, man sollte eigentlich Weihnachten überhaupt verbieten in allen muslimischen Ländern... Aber erstens ist das eher lächerlich, und zweitens muss man sich klarmachen, dass in diesen nahöstlich-arabischen Ländern etwa 20 Millionen Christen leben. In allen Ländern, nicht nur in Ägypten, versucht man, diesen Minderheiten auch in ordentlicher Weise gerecht zu werden."
 
Unterdessen haben Angehörige der Opfer die Freigabe der Leichen gefordert. Dabei kam es auf den Straßen in Nag Hamadi zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

In Ägypten gehören circa zehn Prozent der 80 Millionen Einwohner einer christlichen Konfession an. Die koptische Gemeinde fühlt sich seit mehr als zwanzig Jahren unterdrückt. Sie beklagt insbesondere, dass ihren Angehörigen zentrale Positionen in Armee, Polizei, Justiz und Bildungswesen verweigert werden. Die Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung stellen sunnitische Muslime. Die Gegend um Nag Hamadi, wo sich der Angriff ereignete, zählt zu den ärmsten und zugleich konservativsten Gegenden des Landes.

(ap/asianews/afp/domradio 07.01.2010 ds)







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