Viele christliche
Kirchen des Ostens, in denen der julianische Kalender gilt, beginnen am Vorabend des
7. Januar ihre Weihnachtsfeierlichkeiten - so auch die koptischen Christen in Ägypten
Gudrun Sailer hat bei dem Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in
Kairo, Joachim Schroedel, nachgefragt, wie das koptische Weihnachtsfest gefeiert wird: „Die
Kopten feiern sehr traditionell, wobei der Gottesdienst im Mittelpunkt steht. Man
findet sich in den entsprechenden Kirchen zusammen und nachts um zwölf Uhr beginnt
dann etwa ein dreistündiger Gottesdienst mit den unterschiedlichen Würdenträgern,
angefangen bei dem 117. Nachfolger des Heiligen Markus, dem Papst von Alexandrien
und Patriarch des Stuhels vom Heiligen Markus, Shenouda III., bis hin zu Pfarrern
in den Gemeinden, die dann ihre Gottesdienste feiern. Und am Ende dieses Gottesdienstes
feiert man zusammen bis in die frühen Morgenstunden hinein, man isst und trinkt. Da
gibt es übrigens auch ganz interessante Parallelen übrigens auch zu den muslimischen
Festbräuchen. Denn auch vor Weihnachten ist bei den Kopten Fasten angesagt. 43 Tage
Fastenzeit, die nun gebrochen werden dürfen durch Essen von Tierischem, was die ganze
Zeit über verboten war. Also, es ist nicht so ein Familienfest, wie bei uns in Deutschland,
sondern es ist wirklich eher ein Kirchenfest. Man weiß, Christus ist geboren, und
das ist in der Liturgie eben präsent.“ Weihnachten ist seit einigen Jahren
in Ägypten auch ein staatlicher Feiertag. Was machen denn die neunzig Prozent Moslems
an dem Tag?
„Ganz einfach - sie feiern mit! Am 7. Januar 2003 kam die damals
sehr überraschende Meldung, dass Präsident Hoshni Mubarak sowohl den Christen als
auch den Muslimen zu den 17 offiziellen Feiertagen in Ägypten noch einen 18. Feiertag
hinzu schenken wollte, nämlich Weihnachten. Damals gab es von muslimischer Seite hauptsächlich
Zustimmung, weil man sagte, Feiertage sind generell nichts Schlechtes. Daneben gab
es natürlich auch seitens ganz strenger Muslime, die in Richtung der Muslimbrüder
tendieren, die Anfrage, ob sie denn an diesem Tag frei machen müssten. Das war wahrscheinlich
eher ironisch gemeint. In der Tat feiern Christen und Muslime gerne zusammen. So wie
die große muslimische Mehrheit hier die Christen zum Ramadan einlädt, laden auch die
Christen die Muslime ein zu Weihnachten. Man sieht dann manchmal ganz berührende Szenen,
dass unter dem Christbaum auch Muslime sitzen und miteinander als Ägypter diesen Tag
begehen. Ich glaube, man ist sich hier in Ägypten sehr bewusst, dass das Christentum,
die ältere Religion ist. Ägypten ist das erste christianisiserte Land der Welt und
viele Muslime respektieren das.“ Hören Sie das gesamte Interview
mit Joachim Schroedel in der Audio-Datei. (rv 6.1.2009 gs)