Präsident Abdoulayé
Wade versucht, seine Beziehungen zur katholischen Kirche zu kitten: In Dakar traf
er sich am Mittwoch mit dem Nuntius zu einem klärenden Gespräch; außerdem schuf er
ein Ministerium für religiöse Angelegenheiten, das eine Premiere für das mehrheitlich
muslimische Land bedeutet. Wade hatte mit einer abfälligen Bemerkung über Christus
die Gemüter im Land erhitzt. „Wir sind befremdet, traurig und entrüstet: Der Glaube
der Kirche ist ein weiteres Mal von der höchsten Autorität des Staates geohrfeigt
worden.“ So scharf formulierte es der Kardinal von Dakar, Théodore Adrien Sarr, in
seiner Predigt zum Jahreswechsel. Der Präsident – im Senegal traditionell ein Moslem
– hatte in einer Ansprache die Bemerkung fallen lassen, die Christen beteten ja zu
Jesus, obwohl dieser gar kein Gott sei. „Angegriffen und gedemütigt - so fühlen
wir uns nach den unerträglichen Äußerungen des Präsidenten! Er hat öffentlich in den
Schmutz gezogen, was den Kern unseres Glaubens ausmacht. Diese Worte des Präsidenten
tragen den Keim der Spaltung und Hetze in sich. Ein Spaltpilz für unsere nationale
Gemeinschaft, die sich bislang durch vorbildliches Einvernehmen zwischen Moslems und
Christen auszeichnet!" Tatsächlich kam es zu Schlägereien auf den Straßen und zu
Unruhe in der senegalesischen Innenpolitik. Die Schärfe der kirchlichen Reaktion könnte
damit zusammenhängen, dass sie schon länger große Schwierigkeiten mit Wade hat; sie
hat das Gefühl, dass sich der Präsident nur für seine Wiederwahl im Jahr 2012 interessiert
und nicht für die wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten des Landes. „Ich
glaube, dass der Präsident mittlerweile den Ernst der Lage erkannt hat“, sagte uns
Kardinal Sarr kurz nach seinem öffentlichen Protest in einem Interview: „Jetzt hat
die Stunde der Beruhigung geschlagen. Der Präsident hat seinen Sohn und vier Minister
zu mir geschickt, damit auch wir beruhigend auf die Christen einwirken. Ich habe klar
gesagt, dass sich solche Äußerungen nicht mehr wiederholen dürfen!" In seiner Neujahrsrede
äußerte Wade sein Bedauern darüber, die Gefühle der Christen verletzt zu haben. Mit
der Berufung eines Religionsministers – es ist der Journalist Mamadou Bamba Ndiaye
– geht er jetzt einen weiteren Schritt auf die christliche Minderheit zu. (rv
07.01.2010 sk)