Sollten die Schlangen
vor den Geschäften des Vatikanstaates bald noch länger werden, liegt der Grund dafür
wohl auf EU-Ebene: Gemäß einem neuen Währungsabkommen zwischen dem Vatikan und der
EU muss der Vatikan seit dem neuen Jahr mehr Geldstücke mit dem Papst-Portrait zum
Nennwert in den regulären Zahlungsverkehr fließen lassen - da freuen sich schon jetzt
die Münzsammler. Der Pressesprecher der EU-Kommission in Berlin, Carsten Lietz, erklärt,
was das Abkommen genau vorsieht:
„Künftig wird es leichter sein, eine Münze
des Vatikans auch im normalen Umlauf zu haben - also, dass man sie im Portemonnaie
hat, auch wenn man kein Sammler ist. Die Änderungen sind mit dem 1. Januar 2010 in
Kraft getreten. Und der Vatikan wird künftig einundfünfzig Prozent seiner Münzen in
den normalen Umlauf bringen, und zwar zu dem normalen Wert, der auch in der Münze
eingeprägt ist. Gleichzeitig wird es so sein, dass der Vatikan mehr Münzen prägen
kann als in der Vergangenheit. Denn in der Vergangenheit war es so, dass der Vatikan
jährliche Münzen im Wert von etwa einer Million Euro prägen konnte. Das wird künftig
mehr sein. Festgeschrieben sind jetzt in etwa 2,3 Millionen Euro im Jahr.“ Das
Abkommen greife, obwohl der Vatikanstaat einen staatsrechtlichen Sonderstatus genieße,
betont Lietz:
„Da muss ich vielleicht daran erinnern, was der Grund dafür
ist, dass der Vatikan, der der Euro-Zone ja als Staat eigentlich nicht angehört, Euro-Münzen
prägt: Das hat etwas damit zu tun, dass der Vatikan ja auch, schon bevor der Euro
eingeführt wurde, die Münzen und die Währung seines Nachbarlandes, also Italiens,
genutzt hat. Nun wird der Euro eben auch auf dem Gebiet des Vatikanstaates genutzt.
Der Euro ist zunächst mal ein Zahlungsmittel, also ein Mittel, das man ganz praktisch
nutzt, um Dinge zu bezahlen. Daneben haben besondere Euro-Münzen auch einen Sammlercharakter.
Und das neue Abkommen wird das jetzt besser abbilden. Also: Man wird künftig die meisten
Münzen des Vatikans auch dafür nutzen können, um zu bezahlen.“ Münzen
mit einer Prägung bis 2009 behielten ihren Sammlerwert, so Lietz. Sammler, die auf
Raritäten aus seien, gingen aber auch künftig nicht leer aus, meint der Kommissionssprecher: „Einige
Leute werden natürlich weiter sammeln. Aber wenigstens erstmal sind die Münzen normal
im Umlauf. Gleichzeitig wird es auch so sein, dass der Vatikan Sammlermünzen herausgeben
kann - und so werden auch die Sammler auf ihre Kosten kommen.“ Letzten
Endes sei es so, dass alle beteiligten Parteien von dem neuen Währungsabkommen zwischen
der EU und dem Vatikan profitierten, meint der Pressesprecher. Vor allem vor dem europäischen
Einheitsgedanken:
„Wir sind alle froh, dass es Ende des vergangenen Jahres
dieses Abkommen gab, das von den Mitgliedsstaaten getragen wird und von der Kommission
in deren Auftrag verhandelt wurde. Insgesamt ist es, glaube ich, ein gutes Abkommen,
das sowohl dem Vatikan als auch den Sammlern und dem Grundgedanken des Euro gerecht
wird.“ (rv 06.12.2010 vp)