2010-01-05 12:55:25

Vietnam: Staat bedrängt Katholiken weiter


RealAudioMP3 Die Katholiken fürchten eine neue Welle der Gewalt gegen Priester in Ho Chi Minh-Stadt. In einer von allen Staatsmedien verbreiteten öffentlichen Erklärung hat das Volkskomitee die dort ansässige Gemeinschaft der Redemptoristenpatres angegriffen und ihnen unterstellt, „die Politik der Partei und die Gesetze der Nation“ zu unterminieren. Der Asienreferent der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, Vu Quoc Dung, erläutert gegenüber Radio Vatikan den Hintergrund für die Vorwürfe:

“Es geht in dem Mahnschreiben des Volkskomitees um die Massenveranstaltungen in der Kirche und die Internetpräsenz der Redemptoristenpatres. Sie will die Patres mit dem Verleumdungsvorwurf kriminalisieren. Die Regierung will nicht, dass die Redemptoristen die Wahrheit gegen die Missstände im Land aussprechen. Sie sollten aber gegen menschenverachtende Praktiken protestieren dürfen - das ist ihr Recht!“

Anliegen der Redemptoristen seien etwa der Schutz des ungeborenen Lebens oder größere Rechtssicherheit für die Bürger in Vietnam, so Vu Quoc Dung. Aber nicht nur in Ho Chi Minh City, sondern auch in Hanoi hätten die Redemptoristenpatres unter den Aggressionen der Regierung zu leiden. Seit ihrem Protest gegen die Beschlagnahmung ihres Grundstückes in der Hauptstadt, der 2008 viele tausend Anhänger gefunden hatte, seien sie der Regierung ein Dorn im Auge:

„So gesehen sind die Redemptoristen von Ho Chi Minh Stadt ein Teil von diesem Problem. Ihre Kirche ist dort zu einem Gebetsort nicht nur für katholische Themen, sondern auch gegen das Unrecht im allgemeinen geworden. Die Gottesdienste dort sind gut besucht; Veranstaltungen mit ein paar tausend Leuten sind nicht selten. Das gilt auch für spontane Veranstaltungen der Redemptoristen zu anderen Themen, wie der Bürgerbewegung, der Zerstörung der Umwelt und so weiter.“

Und genau dieses Engagement fürchtete die vietnamesische Regierung, so der Länderexperte. Deswegen habe sie auch die Worte Papst Benedikts, „Ein guter Katholik ist auch ein guter Bürger“, die er anlässlich ihres Ad Limina-Besuchs an die vietnamesischen Bischöfe gerichtet hatte, absichtlich missverstanden. Und zwar nicht zum ersten Mal:

„Das Volkskomitee hat versucht, über das Zitat des Papstes die Redemptoristen an ihre Bürgerpflicht zu erinnern. Sie sollen sich nicht gegen den Staat auflehnen. Aber ich glaube, die Katholiken in Vietnam wissen, dass der Papst auch gesagt hat, dass sie das Gewissen der Regierung wecken sollen.“

Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche sei grundsätzlich und traditionell konfliktreich, wie Vu Quoc Dung beschreibt:

„Der Kirche wird unterstellt, dass sie sich dem Staat nicht hundertprozentig unterworfen hat. Die regierende kommunistische Partei erinnert sich gerne daran, dass die Kirche in Vietnam in der Vergangenheit eine anti-kommunistische Politik verfolgt hatte. Daher wird heute jede Kritik am Handeln des Staates gerne politisch gewertet. So kritisiert die Kirche, dass es keine echte Religionsfreiheit gibt; es gibt nur eine Bitten-Gewähren-Beziehung. Die Kirche muss jede Kleinigkeit beantragen und wird bei jeder kleinen Abweichung zur Rechenschaft gezogen.“

Beispielsweise sei der Erzbischof von Hanoi, der diese Abhängigkeit kritisiert habe, zur Persona non grata erklärt worden. Großes Konfliktpotential entstehe immer wieder auch dadurch, dass circa 2000 Gebäude, die in 50 Jahren Kommunismus enteignet worden seien, der Kirche immer noch nicht zurückgegeben wurden. Dieses Konfliktpotential hat für den Menschenrechtler nun neue Nahrung erhalten:

„Die Regierung wird alles versuchen, um die Katholiken einzuschüchtern, auch mit unlauteren Methoden, und sie wird keine weiteren Zugeständnisse machen. Man wird die Redemptoristen in ihrer Arbeit behindern und in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken.“

 
(rv 05.01.2009 vp)








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