2010-01-04 16:37:17

Polen: „Priester keine Werbeträger für Atomenergie"


RealAudioMP3 Noch sind Atomkraftwerke in Polen Zukunftsmusik, doch in diesem Jahr hat die Regierung einen Vorstoß in Sachen Kernenergie geplant – und setzt dabei auf Unterstützung von kirchlicher Seite. Ausgerechnet.
So sollen Priester etwa in Bildungseinrichtungen oder während der Gottesdienste auf die Vorteile von Atomenergie aufmerksam machen und bei der Bevölkerung für die Pläne der Regierung werben. Veronica Pohl mit näheren Informationen zum Thema:

„Keine Angst vor der Kernenergie“ lautet der Titel einer Informationsbroschüre, die in den kommenden Wochen mit einer Auflage von fünftausend Stück auch an die polnischen Priester geschickt werden soll. Diese seien aber für dieses Thema die falschen Adressaten, glaubt der Benediktinerpater Bernard Arndt, der Seelsorger in Breslau ist:

„Die Kirche ist nicht imstande, mögliche Gefahren abzusehen. Ich glaube kaum, dass die Kirche unsere jetzige Situation politisch, wirtschaftlich und technisch einschätzen kann. Ich glaube, die Kirche sollte mehr durch Predigen und Appelle an die Öffentlichkeit. Sie sollte vor allem an die Verantwortlichen appellieren, das Ganze nicht zu unterschätzen! Aber grundsätzlich dagegen oder dafür zu sein, das ist nicht die Aufgabe der Kirche.“

Pater Arndt befürchtet zudem eine Vermischung zwischen den Aufgaben der Kirche und politischen Interessen. Das sei besonders bedenklich, da viele Menschen in Polen auf die Meinung der Kirche vertrauten:

„Ganz bestimmt besitzt die Kirche in Polen eine bestimmte Autorität. Vielleicht schauen einige unter dem Einfluss der EU jetzt etwas kritischer auf die Kirche, aber eine gewisse Autorität hat die Kirche mit Sicherheit. Und das darf nicht für politische Ziele ausgenutzt werden! Da müssen wir sehr aufpassen, dass wir im Sinne der Menschen arbeiten, nicht für eine politische Sache. Unsere Arbeit soll dem Volke Gottes dienen und nicht einer bestimmten Partei oder nur manchen Personen.“

In der Vergangenheit habe die Kirche Polens stets eine meinungsbildende Rolle besessen, doch vor allem auch zur Wahrheitsfindung beigetragen, unterstreicht der Benediktinerpater:

„Zuerst soll die Kirche für die Menschen stehen - da soll sie auch auf der Seite der Gerechtigkeit und der Wahrheit sein. Das wollte die Kirche in der Geschichte Polens schon immer, wenn es auch manchmal eine schwierige Wahrheit war... Das ist die Aufgabe der Kirche - und nicht irgendwelche politischen Ziele oder Zwecke.“

 
Dennoch, das betont Pater Arndt sehr deutlich, dürften sich Staat und Kirche nicht als Konkurrenten verstehen. Schließlich gehe es ja immer um dieselben Menschen. Ob sie nun „Bevölkerung“ seien nach der Wahrnehmung der Politik oder aber „Volk Gottes“ aus kirchlicher Sicht:

„Die Kirche und der Staat sind keine Organisationen, die gegeneinander arbeiten sollten. Staat und Kirche sollten sich gemeinsam um die Entwicklung von Wahrheit, Recht und Lebensrecht für die Menschen bemühen – zu Gunsten der Bevölkerung. Manche meinen, die Trennung von Kirche und Staat bringe eine Arbeit gegeneinander mit sich. Aber wir sollen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten!“

 
(rv 04.01.2010 vp)








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