Polen: „Priester keine Werbeträger für Atomenergie"
Noch sind Atomkraftwerke
in Polen Zukunftsmusik, doch in diesem Jahr hat die Regierung einen Vorstoß in Sachen
Kernenergie geplant – und setzt dabei auf Unterstützung von kirchlicher Seite. Ausgerechnet. So
sollen Priester etwa in Bildungseinrichtungen oder während der Gottesdienste auf die
Vorteile von Atomenergie aufmerksam machen und bei der Bevölkerung für die Pläne der
Regierung werben. Veronica Pohl mit näheren Informationen zum Thema:
„Keine
Angst vor der Kernenergie“ lautet der Titel einer Informationsbroschüre, die in den
kommenden Wochen mit einer Auflage von fünftausend Stück auch an die polnischen Priester
geschickt werden soll. Diese seien aber für dieses Thema die falschen Adressaten,
glaubt der Benediktinerpater Bernard Arndt, der Seelsorger in Breslau ist:
„Die
Kirche ist nicht imstande, mögliche Gefahren abzusehen. Ich glaube kaum, dass die
Kirche unsere jetzige Situation politisch, wirtschaftlich und technisch einschätzen
kann. Ich glaube, die Kirche sollte mehr durch Predigen und Appelle an die Öffentlichkeit.
Sie sollte vor allem an die Verantwortlichen appellieren, das Ganze nicht zu unterschätzen!
Aber grundsätzlich dagegen oder dafür zu sein, das ist nicht die Aufgabe der Kirche.“
Pater
Arndt befürchtet zudem eine Vermischung zwischen den Aufgaben der Kirche und politischen
Interessen. Das sei besonders bedenklich, da viele Menschen in Polen auf die Meinung
der Kirche vertrauten:
„Ganz bestimmt besitzt die Kirche in Polen eine bestimmte
Autorität. Vielleicht schauen einige unter dem Einfluss der EU jetzt etwas kritischer
auf die Kirche, aber eine gewisse Autorität hat die Kirche mit Sicherheit. Und das
darf nicht für politische Ziele ausgenutzt werden! Da müssen wir sehr aufpassen, dass
wir im Sinne der Menschen arbeiten, nicht für eine politische Sache. Unsere Arbeit
soll dem Volke Gottes dienen und nicht einer bestimmten Partei oder nur manchen Personen.“
In
der Vergangenheit habe die Kirche Polens stets eine meinungsbildende Rolle besessen,
doch vor allem auch zur Wahrheitsfindung beigetragen, unterstreicht der Benediktinerpater:
„Zuerst
soll die Kirche für die Menschen stehen - da soll sie auch auf der Seite der Gerechtigkeit
und der Wahrheit sein. Das wollte die Kirche in der Geschichte Polens schon immer,
wenn es auch manchmal eine schwierige Wahrheit war... Das ist die Aufgabe der Kirche
- und nicht irgendwelche politischen Ziele oder Zwecke.“
Dennoch,
das betont Pater Arndt sehr deutlich, dürften sich Staat und Kirche nicht als Konkurrenten
verstehen. Schließlich gehe es ja immer um dieselben Menschen. Ob sie nun „Bevölkerung“
seien nach der Wahrnehmung der Politik oder aber „Volk Gottes“ aus kirchlicher Sicht:
„Die
Kirche und der Staat sind keine Organisationen, die gegeneinander arbeiten sollten.
Staat und Kirche sollten sich gemeinsam um die Entwicklung von Wahrheit, Recht und
Lebensrecht für die Menschen bemühen – zu Gunsten der Bevölkerung. Manche meinen,
die Trennung von Kirche und Staat bringe eine Arbeit gegeneinander mit sich. Aber
wir sollen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten!“