Vatikan: Keine strengere Abschirmung des Papstes geplant
Trotz des Zwischenfalls
bei der Christmette plant der Vatikan keine strengere Abschirmung von Papst Benedikt
XVI. Vatikansprecher P. Federico Lombardi ging im Gespräch mit uns zwar nicht auf
eventuell zu überdenkende Sicherheitsvorkehrungen rund um den Pontifex ein, sagte
aber, das Hirtenamt des Papstes bestehe nun einmal auch aus direkten Begegnungen mit
Menschen:
„Der Papst ist ständig inmitten großer Menschenmengen, viele
wollen ihn sehen und sich ihm nähern. Er lebt als Hirte diese Berufung der Begegnung
mit dem Volk Gottes und mit dem Volk überhaupt, mit allen Menschen, mit unseren Brüdern
und Schwestern. Wenn man ihm das wegnimmt, dann wäre das, wie wenn man ihm die Luft
zum Atmen wegnähme, also die natürliche Umgebung seines Hirtendienstes.“
Natürlich
müsse man bei den öffentlichen Auftritten des Papstes Klugheit und Aufmerksamkeit
walten lassen, so Lombardi.
„Aber man kann nicht den wesentlichen Ausdruck
der seelsorgerlichen Verbindung zwischen dem Papst und den Menschen abschaffen. Das
birgt natürlich manches Risiko. Glücklicherweise ist die große Mehrheit der Menschen
gerne bereit, den Papst auf die beste mögliche Weise zu schützen.“
Die
25-jährige Susanna Maiolo, die Benedikt XVI. am Beginn der Christmette zu Fall gebracht
hatte, wird derzeit in einer Klinik in Subiaco auf ihren Geisteszustand hin untersucht.
Unterdessen will der Vatikan bald entscheiden, ob er gegen die verwirrte Italo-Schweizerin
ein Strafverfahren einleitet. Grundlage dafür sind einerseits die medizinischen Gutachten,
andererseits die Berichte der vatikanischen Sicherheitskräfte und Zeugenaussagen,
so P. Ciro Benedettini, der Vize-Pressesprecher, gegenüber der Agentur CNS. Die Gutachten
der Mediziner stehen noch aus.
Sollte Susanna Maiolo vor dem Vatikan-Richter
Piero Antonio Bonnet erscheinen müssen und auch verurteilt werden, dann könnte sie
ihre Strafe in Italien oder der Schweiz absitzen, heißt es in den Berichten. Die juristischen
Vereinbarungen des Vatikans mit beiden Ländern erlaubten dies. Beobachter halten es
angesichts der offensichtlichen Verwirrtheit der jungen Frau allerdings für unwahrscheinlich,
dass es zu einer Verurteilung kommt. Die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ schreibt
in einem Kommentar zu dem Vorfall, die Frau sei „ohne erkennbare aggressive Absichten“
auf den Papst zugestürzt.