Polen: Taizé-Jugendtreffen will Brücke nach China bauen
Benedikt XVI. hat
Jugendliche dazu eingeladen, auf Männer und Frauen zuzugehen, die den „Sinn für Gott“
verloren haben und unbewusst danach suchen. „Gott möge ihnen Gesten und Worte eingeben,
die anderen Menschen die Hoffnung zugänglich machen, aus der sie leben“, schrieb der
Papst in einer Botschaft an die Teilnehmer des Jugendtreffens von Taizé, das an diesem
Dienstag im polnischen Posen begonnen hat. Rund 30.000 Jugendliche aus Europa und
anderen Kontinenten sind der Einladung der Brüder nach Polen gefolgt, um in den kommenden
fünf Tagen gemeinsam zu singen und zu beten. Der diesjährige Themenschwerpunkt ist
die Kirche in China. Hören Sie Veronica Pohl mit näheren Informationen zum Jugendtreffen. Seit
1978 lädt die Gemeinschaft von Taizé zum Europäischen Jugendtreffen ein. Bereits zum
dritten Mal ist Polen Gastland für die jungen Leute. Der Prior von Taizé, Bruder Alois,
will diesmal von seiner Besuchsreise bei Christen in China berichten und auf ihre
besondere Situation aufmerksam machen: „Die größte Schwierigkeit
liegt für sie darin, ein chinesisches Selbstbewusstsein auszubilden, das ihre Herkunft
und Vergangenheit zum Ausdruck bringt und doch auch dem Christentum entspricht. Christ
zu werden bedeutet für diese Menschen, sich auf eine Veränderung einzulassen. Und
doch gibt es Teile in der chinesischen Tradition, die dem Christentum nahe stehen.
Und ich glaube, dass hier ein großer Reichtum für die christliche Kirche in China
zu finden ist.“ Papst Benedikt betonte im Vorfeld des Treffens,
er vertraue darauf, dass die Jugendlichen auf Männer und Frauen zugehen, die den Sinn
für Gott verloren hätten. Für China sieht Frère Alois diesbezüglich ein großes Potential: „Es
gibt noch immer viele Schwierigkeiten zu überwinden. Aber die Situation befindet sich
im Wandel. Das Bewusstsein der Jugend wandelt sich hin zur Religion. Natürlich bezieht
sich ein Großteil auf den Buddhismus. Es gibt aber auch zahlreiche Jugendliche, die
danach fragen, was es bedeutet, Christ zu sein. Und in ihrer Lebenslage, die oft nicht
einfach ist, legen sie ihr Augenmerk auf neue Möglichkeiten der Lebensdeutung.“ Zum
Treffen in Posen hat Frère Alois einen „Brief aus China“ veröffentlicht, der in 50
Sprachen übersetzt wurde. Darin beschreibt er die Erfahrungen seiner Chinareise: „Dieser
Brief berichtet von der Kirche in China, die noch sehr klein ist, aber eine große
Dynamik besitzt. Am gegenwärtigen Punkt der Geschichte verfügen die Menschen in China
über ganz neue Möglichkeiten. Sie haben größere Entscheidungsfreiheit. Und es wird
auch mehr und mehr deutlich, dass wir alle der einen großen Menschheitsfamilie angehören
und aufeinander bezogen sind. Mein Brief möchte den jungen Christen in China Fragen
beantworten. Zum Beispiel, warum man heute glauben sollte und wie man das überhaupt
kann. Und auch mit den Jugendlichen hier in Posen möchte ich die Frage nach guten
Gründen für den christlichen Glauben stellen. Und diese Frage soll uns über das Treffen
hinaus in die Zukunft begleiten.“ UN-Generalsekretär Ban Ki Moon
richtete seine guten Wünsche im Vorfeld des Treffens an die Teilnehmer und betonte,
dass der Diskurs über die Freiheit von größter Bedeutung sei. Auch der EU-Kommissionspräsident
José Manuel Barroso grüßte die Jugendlichen und unterstrich die historische Bedeutung
des Austragungsortes Posen. Die Stadt erinnere an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
1939, aber auch an den Fall des Eisernen Vorhangs im Herbst 1989.