Nahost: „Rock to Bethlehem“ – christliches Musik-Festival zu Weihnachten
„Bethlehem
hat uns Weihnachten gebracht – jetzt wollen wir Weihnachten zurück nach Bethlehem
bringen.“ Mit diesem Motto sind junge christliche Musiker aus Europa und Amerika zu
diesem Weihnachtsfest ins Heilige Land gereist. Sie wollten den Bewohnern in der abgeriegelten
Geburtsstadt Jesu eine Weihnachtsfreude machen. „Rock to Bethlehem“ heißt das Festival,
das Gabi Fröhlich für uns besucht hat: Heiligabend, Bethlehem, Krippenplatz. Die
stille Nacht ist in der Geburtstadt Jesu ein Event, ein Fest – und das wird kräftig
gefeiert. Kräftig und laut. Auf der Bühne vor der Geburtsbasilika steht die christliche
Band Cardiac Move. In die Saiten der E-Gitarre greift Manuel Fleckenstein: „Für
mich wird grad ein Traum war – hab mir immer schon gewünscht, mal in Bethlehem zu
spielen – nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde.“ Manuel stammt aus
Bethlehem: Seine Mutter ist Palästinenserin, sein Vater Deutscher. Vor 7 Jahren ging
er zum Studium nach Wien, kam aber jedes Jahr zu Weihnachten nach hause. Dabei stellte
er fest, dass die angespannte politische Situation in seiner Heimat immer mehr auf
die Stimmung unter den Menschen drückte. Aus dem Wunsch, Weihnachtsfreude nach
Bethlehem zurückzubringen, wurde eine Idee. So steht er nun hier – und nicht nur er.
Der 25-Jährige brachte christliche Musiker-Freunde aus der ganzen Welt mit nach Bethlehem.
Zwei Gruppen spielen auf dem Krippenplatz – die anderen gestalten ein Festival in
der Bethlehem-Universität.
„Ich glaube, es ist extrem wichtig, den Menschen
neben finanzieller Unterstütz auch eine mentale Unterstützung. So etwas wie eine Hoffnungsspritze.“ Die
Stilrichtungen reichen von Rock über Hip-Hopp bis Pop. Auch bekannte Künstler sind
dabei, zum Beispiel der österreichische Beat-Box-Meister Fii, der allein mit seinem
Mund ein ganzes Orchester mimt. Oder Bruder Johannes Paul Maria, den die meisten
noch als Paddy Kelly kennen. Der einstige Kinderstar singt mittlerweile im Gewand
der Johannes-Brüder. Es ist eine tolle Atmosphäre, schwärmt die Studentin Lina.
Unser Leben in Bethlehem ist so schwierig, da finde ich es toll, dass sie uns etwas
Weihnachtsstimmung bringen. Und ein Kommilitone fügt hinzu: „Ich
finde es toll, dass sie zu uns gekommen sind – wir können ja nur ganz schwer hier
raus. Wir würden so etwas sonst nie erleben.“ Die Situation ihrer Altersgenossen
in den Palästinensergebieten macht die jungen Künstler nachdenklich. Einige Tage haben
sie Zeit, die Umgebung zu erkunden – vor Ort verändert sich die Perspektive auch auf
den Konflikt. Der Hip-Hopper Danny Fresh zieht eine Parallele zu einer Erfahrung in
Deutschland: „Wir haben mal ein Konzert im Jugendknast gegeben. Ein Jugendlicher
hat anschließend gesagt: Ihr habt uns für 2 h hier rausgeholt. Ich hatte ein bisschen
den Eindruck, dass es ein Stück weit hier auch so ist. Bringt Normalität hier rein,
etwas Austausch mit der Außenwelt. Ich glaube, das ist das größte Geschenk, was wir
mitgeben können.“
Dieser Perspektiv-Wechsel ist beabsichtigt – sagt Michael
Wielath vom Verein „Kulturelle Brücken ins Heilige Land“, der für das Festival gegründet
wurde: „Es ist eine Brücke, Künstler herzubringen. Und in die andere Richtung
ist die Brücke fast noch wichtiger: Dass Künstler daheim Botschafter werden für dieses
Land und diese Menschen. So geht das in zwei Richtungen. Sami Fischer von
der Rockband My Glorious zum Beispiel nimmt den Eindruck von einem schmerzhaft zerrissenen
Land mit nach hause. Und ein gewisses Gefühl der Ohnmacht:
„Das Einzige,
was tun können, ist, denen, die sich im Nachteil und isoliert fühlen, zu sagen, dass
sie uns nicht egal sind. Und dass wir sie in Gebeten und auch in der Hoffnung weitertragen
wollen.“ Aber einige Abende lang wurde in Bethlehem feste gefeiert und getanzt.
Und ausgeflippt – sogar auf Deutsch.