Die Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann,
hat die deutschen Medien als verantwortungslos kritisiert. In einem Interview mit
dem Spiegel beklagte Käßmann, der Schutz der Privatsphäre sei vor allem im Fernsehen
nichts mehr wert. TV-Sender sollten „sich ihrer Verantwortung für die Menschenwürde
wieder bewusst werden“, forderte Käßmann. Sie habe den Eindruck, den deutschen Medien
mangele es am Schamgefühl. „Es geht offenbar nur noch um den programmierten Tabubruch“,
sagte Käßmann mit Blick auf auf das Medienjahr 2009. In so genannten Casting-Shows
würden Menschen auf Kosten der Quoten öffentlich blamiert, ohne auf die Folgen zu
achten. Käßmann kritisierte auch den Print-Journalismus: „Der Umgang mit einer HIV-infizierten
Sängerin hat für mich Grenzen überschritten. Mehr kann man einen Menschen nicht bloßstellen.“
– Erst vor wenigen Wochen hatte auch Papst Benedikt XVI. die Medienwelt zu mehr ethischer
Verantwortung aufgerufen. Bei seinem Besuch an der römischen Mariensäule am 8. Dezember
warnte der Papst eindringlich vor einer „Verschmutzung des Geistes“ durch sensationalistische
und unseriöse Berichterstattung.