Pater Bernd Hagenkord
hält für Sie Rückschau auf das, was sich im Vorfeld des Festes auf Weihnachten hin
in Rom ereignet hat: Auch in Rom ist es winterlich geworden. Zumindest für italienische
Verhältnisse. Der Wind weht etwas frischer über den Tiber, die Römer verlassen ihre
Häuser nur noch in Daunen gepackt, in den Restaurants und Cafés brennen Heizstrahler.
Denn draußen sitzen kann man immer noch, bislang fällt der Winter mild aus. In
diese fast schon frühlingshafte Kulisse brechen die Bilder aus dem schneebedeckten
Deutschland ganz unvermittelt und unwirklich herein. Und auch die Weihnachtsvorboten
in der Stadt erscheinen eher wie Fremdkörper. Seit Anfang Dezember blinkt und leuchtet
es überall, die Geschäfte und Hotels dekorieren mit Tannengrün, überall stehen Panettone
und Pandoro in den Auslagen. Eine geballte Ladung römischen Weihnachtswahnsinns
bekommt man derzeit auf der Piazza Navona zu spüren, wo sich der größte Weihnachtsmarkt
Roms befindet. Der trägt mit seinen grellen Lichtern und Schaustellerbuden allerdings
eher den Charakter eines Schützenfestes. In der Mitte der Piazza befindet sich
aber ein riesiges Kinderkarussell aus dem frühen 19. Jahrhundert – das ist etwas Besonderes. Ein
ganz besonderes Adventsereignis auf der Piazza San Pietro war die traditionelle
Segnung der Jesuskinder aus den Weihnachtskrippen der römischen Pfarrgemeinden und
Familien. Zum Angelus am dritten Adventssonntag werden die bambini di natale
auf den Petersplatz gebracht und erhalten dort den Segen des Papstes. Der betonte
in diesem Jahr, dass die Segnung der Bambinelli daran erinnere, dass die Krippe
in ihrer Bedeutung eine „Schule für das Leben“ sei, die einem „das Geheimnis der wahren
Freude“ verrate: „Diese besteht nicht darin, viele Dinge zu haben, sondern
darin, sich vom Herrn geliebt zu fühlen, sich den Anderen zu schenken und einander
gern zu haben. Schauen wir auf die Krippe: Maria und Joseph scheinen auf den ersten
Blick keine besonders glückliche Familie zu sein. Sie haben ihr erstes Kind inmitten
schwerer Not bekommen. Und dennoch sind sie voll innerlicher Freude, weil sie sich
lieben, sich helfen und vor allem weil sie wissen, dass Gott in ihrem Leben am Werk
und in Gestalt des kleinen Jesu gegenwärtig ist.“ Gleichzeitig befinden sich
die Pfarrer der Stadtgemeinden vor Ort und segnen die Jesusfiguren noch einmal. Selten
ist die Piazza sonntags so voll. Es kommen viele Jugendgruppen und sonstige
Musik- und Tanzgruppen aus den Gemeinden. Eigentlich ist dieser Brauch sehr schön,
da mit den gesegneten bambini Weihnachten symbolisch in die Häuser und Kirchen
getragen wird. Am Petersplatz steht außerdem der traditionelle Christbaum, der
jedes Jahr, diesmal aus Belgien, an den Vatikan geliefert wird. Am vergangenen Samstag
wurde die Fichte, der 33 Meter misst, zum ersten Mal erleuchtet. Die guten Wünsche
des Bischofs von Lüttich, Aloys Joustens, der für die belgische Delegation sprach: „Ein
wallonischer Tannenbaum auf dem Petersplatz, das ist eine Premiere. Wir freuen uns,
dabei zu sein, wenn unser Baum zum Lichtträger wird. Denn an Weihnachten wird die
Welt auf den Petersplatz schauen. Und den Lichterbaum aus Spamit wird keiner übersehen.
Möge er ein Bote des Friedens sein für die ganze Welt. Das ist unser Traum, das ist
unser Wunsch, ich danke Ihnen.“ Das Staunen war groß – gelbe und weiße Lichterketten
von oben bis unten und goldene Kugeln in allen Größen. Die Tage vorher konnte man
beobachten, wie der Baum in Präzisionsarbeit von den Hebebühnen dreier Minikrähne
aus geschmückt worden ist. Die größte Krippe der Stadt, die auf dem Petersplatz,
blieb bis zum Vorabend der Heiligen Nacht eingerüstet und damit dem Betrachter verborgen.
Doch der Christbaum hat schon verraten, dass unter dem Gerüst etwas Wesentliches im
Kommen ist, sagt Kardinal-Präsident Giovanni Lajolo: „Der Weihnachtsbaum steht
mit seinen immergrünen Blättern für das neue Leben, das niemals stirbt. Und sein Licht
ist der Widerschein des göttlichen Lichts. Hier steht der Baum direkt neben der Krippe
und weist auf das historische Ereignis von Jesu Geburt hin, das sie Welt verändert
hat. Das Kind, das in der armen Krippe geboren wurde, zeigt, dass Gott in unser Leben
tritt und gibt uns Anlass zu Hoffnung und Freude. Das ist das wahre Licht.“ Papst
Benedikt hat die Krippe an diesem Donnerstag Abend in Augenschein genommen und gesegnet: