2009-12-23 13:24:12

Vatikan: Tugendgrad für Pius XII. kein „historisches Urteil“


Die Verleihung des heroischen Tugendgrades für Eugenio Pacelli bedeutet kein historisches Urteil über seine Person und seine Entscheidungen. Das stellte Vatikansprecher Pater Federico Lombardi an diesem Mittwoch klar. Die Kirche sage damit vielmehr aus, dass er die christlichen Tugenden in vorbildlicher Weise gelebt habe.

Lombardi: „Wenn der Papst ein Dekret über die heroischen Tugenden eines Dieners Gottes unterschreibt, bestätigt er die bereits erfolgte positive Beurteilung seitens der Kongregation für Heiligsprechungen. Vorausgegangen ist dann bereits eine genaue Prüfung der schriftlichen Dokumente und Zeugenaussagen. … Natürlich hält sich diese Untersuchung an die Lebensumstände. Man muss folglich eine Prüfung unter historischem Gesichtspunkt vornehmen. Aber im Wesentlichen bezieht sich die Beurteilung auf das Zeugnis christlichen Lebens. Auf die intensive Beziehung zu Gott und die fortdauernde Suche nach evangeliumsgemäßer Vollkommenheit, sagte der Papst vergangenen Samstag. Es geht nicht um eine Bewertung der historischen Tragweite aller seiner Entscheidungen.“

Der Vatikan habe also nicht die geringste Absicht, die Diskussion über die einzelnen Entscheidungen Pius XII. und ihre Bewertung in der konkreten Situation zu beschränken.

„Die Kirche bestätigt ihrerseits, dass Pius XII. stets die klare Intention verfolgt hat, den Dienst des Papstes mit dieser hohen Verantwortung bestmöglich zu erfüllen. Seine Sorge um das Schicksal der Juden ist mit Sicherheit relevant für die Bewertung seiner Tugenden. Sie ist auch von vielen Juden breit bezeugt und anerkannt.“ 
Die Freundschaft und der Respekt Benedikts XVI. für die Juden, so Lombardi weiter, seien bereits mehrmals bezeugt worden, nicht zuletzt unwiderlegbar im theologischen Schaffen des Papstes. Der anstehende Besuch Benedikts XVI. in der römischen Synagoge könne diese Bande erneut zeigen und festigen. Polemik, die Ehrung für den Pacelli-Papst sei ein Rückschritt im jüdisch-katholischen Dialog, wies der Vatikansprecher entschieden zurück.

„Es ist klar: Die Unterzeichnung des Dekrets darf in keiner Weise als feindseliger Akt gegen das jüdische Volk gelesen werden. Es ist zu wünschen, dass sie nicht als Hindernis auf dem Weg der Freundschaft zwischen Judentum und katholischer Kirche gesehen wird.“ 
Dass Benedikt XVI. den Päpsten Pius XII. und Johannes Paul II. gleichzeitig den heroischen Tugendgrad verliehen habe, erlaube keine Schlussfolgerungen für einen Seligsprechungstermin. Die beiden Verfahren würden nicht weiterhin gemeinsam verhandelt, unterstrich Vatikansprecher Lombardi.

„Die beiden Fälle sind komplett unabhängig voneinander und nehmen beide ihren jeweils eigenen Lauf. Für die Hypothese einer eventuellen gemeinsamen Seligsprechung gibt es keinen Grund.“ 
(rv 23.12.2009 bp)







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