2009-12-23 13:16:31

D: Zunehmende Kirchenaustritte rufen nach „Ethik-Steuer“


RealAudioMP3 Wer als Atheist nicht in der Kirche sein will, soll ruhig austreten. Aber er sollte um gewisse Abgaben nicht herumkommen, die in die Solidargemeinschaft fließen. Dieser Ansicht ist der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, Ulrich Blum, und spricht sich für eine „Ethik-Steuer“ bei Kirchenaustritt aus. Mehr zum Thema von Veronica Pohl.

Sozial ist, wer mitbezahlt, davon lebt unsere Gesellschaft. Das meint der Wirtschaftswissenschaftler Blum und empfiehlt die „Ethik-Steuer“. Diese solle verhindern,...

„...dass mit immer mehr Kirchenaustritten Zahlungsfähiger das System immer mehr schrumpft. Weihnachten regt solche Gedanken an. Vor allem aber erlebe ich in meinem Umfeld ständig, dass Familien aus der Kirche austreten, die Infrastruktur aber weiterhin nutzen. Beispielsweise, wenn Eltern ihre Kinder auf die oftmals besseren kirchlichen Kindergärten schicken.“ 
Wir als Bürger müssten ein Interesse daran haben, dass der Staat nicht alleine für den sozialen Bereich aufkommt, meint Blum, und appelliert an das Prinzip der Subsidiarität – jenseits der staatlichen Fürsorge:

„Denn es ist ja nicht so, dass die Sachen nicht bezahlt werden müssen. Das ist ja der Irrtum. Es ist nur die Frage, von wem sie bezahlt werden. Wer ein Interesse daran hat, dass der Staatsanteil nicht zu groß wird, muss die Subsidiarität auch wollen, und ein wesentlicher Träger sind hier die Religionsgemeinschaften.“ 
Italien sieht Wirtschaftswissenschaftler Blum als gelungenes Beispiel für eine einheitliche Richtschnur zwischen Kirchensteuerzahlern und denjenigen, die aus der Kirche austreten. Dort werden aus Steuergeldern eine Reihe von karitativen Einrichtungen, aber auch Bereiche wie der Umweltschutz gefördert.

„Das könnte man nach italienischem Muster machen, in der Einkommenssteuer einfach ein Kästchen anzukreuzen, vom Rotem Kreuz und dem Arbeitersamariterbund bis zur Stiftung Denkmalpflege, die Kategorien, die als förderwürdig angesehen werden.“ 
Die Bereitschaft, sich in die Solidargemeinschaft einzubringen, sinke stetig. So sieht es der Finanzdirektor des Erzbistums München-Freising, Domkapitular Klaus Peter Franzl. Dieser Trend treffe auch die Kirche, die ihrem Wesen nach ebenfalls Solidargemeinschaft sei.

Franzl:
„Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie ich argumentieren kann, ich sei gläubiger Christ, gläubiger Katholik, fühle mich dieser Solidargemeinschaft, dieser Glaubensgemeinschaft zugehörig, bin aber nicht bereit, meinen Solidarbeitrag zu leisten, damit diese Gemeinschaft ihrem Dienst und ihrer Sendung auch gerecht werden kann. Möge sich jeder fragen, wieviel er selbst bereit ist, in diese Solidargemeinschaft zu zahlen oder beizutragen, sei es ehrenamtlich oder finanziell, damit Gesellschaft funktioniert.“ (rv 23.12.2009 vp/bp)







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