Der frühere Primas
des Landes, Kardinal Jozef Glemp, hat die höchste Auszeichnung der polnischen Republik
erhalten. Staatspräsident Lech Kaczynski überreichte ihm am Montagabend im Präsidentenpalast
den Weißen-Adler-Orden. Glemp erhalte ihn für seine Verdienste um Polen und die Kirche,
so Kaczynski. Am 18. Dezember hatte Jozef Glemp, der ehemalige Erzbischof von Warschau
und Gnesen, mit dem Ehrentitel „Primas von Polen“ seine letzte Aufgabe in der polnischen
Kirche aus Altersgründen niedergelegt. Mit ihm geht eine der profiliertesten Gestalten
der polnischen Geschichte in Ruhestand. Eine Würdigung von P. Bernd Hagenkord
Jozef
Glemp übernahm die Bischofswürde von Warschau und Gnesen und damit das Amt des Primas
im Sommer 1981. Von Beginn an musste er als Oberhirte den Freiraum der Kirche gegen
die regierende Kommunistische Partei unter General Wojciech Jaruzelski verteidigen.
Im Gespräch mit uns blickt Bischof Glemp auf diese bewegte Zeit zurück. Für ihn sind
es zwei Pole, welche die polnische Geschichte damals wesentlich bestimmten: die kommunistische
Politik einerseits und das Wirken Papst Johannes Pauls II. andererseits.
„Einige
wichtige Ereignisse sind etwa die Reaktionen auf die Einführung des Kriegsrechtes
1981 durch General Jeruselski. Und dann gab es die Besuche des Heiligen Vaters. Das
waren große Ereignisse, bei denen der Papst dabei war und auch auf den Staat einwirkte.
Während der Treffen mit den Bischöfen schuf seine Anwesenheit ein Klima der Sachlichkeit.“
Die
Kirche habe viel gelitten, vor allem in Person der Gläubigen, die sich dem Staat widersetzt
hätten. Als Beispiel nennt er den Priester Jerzy Popieluszko, der 1984 von den Kommunisten
umgebracht wurde. Papst Benedikt XVI. hat ihn erst am vergangenen Samstag als Märtyrer
des Glaubens anerkannt.
„Ganz sicher war der Tod von Pater Jerzy Popieluszko
bedeutsam, er war ein Schock, aber auch ein Signal für wichtige Veränderungen. Auch
die dann folgenden Entwicklungen der Verehrung Popieluszkos haben gezeigt, dass die
kommunistische Macht nicht dieselbe Dynamik wie vorher hatte.“
Nach dem
Fall des Kommunismus 1989 leitete Glemp die Kirche Polens durch eine Zeit der Veränderung,
die nicht immer einfach war. Im Mai 2004 hatte Glemp bereits den Vorsitz der polnischen
Bischofskonferenz abgegeben, 2007 auch den Bischofsstuhl von Warschau. Mit der Abgabe
des Ehrentitels Primas von Polen ist er nun vollständig in den Ruhestand getreten.