Israel/EU: Kritik an Tugendgrad Pius XII. reißt nicht ab
Solange die historischen Fakten um Pius XII. nicht geklärt seien, dürfe die Seligsprechung
des Pacelli-Papstes nicht vorangetrieben werden. Das erklärten Vertreter der Gedenkstätte
Yad Vashem laut Medienberichten an diesem Sonntag. Papst Benedikt hatte per Dekret
am Samstag unter anderem Pius XII. und Johannes Paul II. den heroischen Tugendgrad
zuerkannt. Beide Päpste sind damit einen Schritt weiter auf dem Weg zur Seligsprechung.
Vertreter der jüdischen Gemeinde hatten die Entscheidung heftig kritisiert, darunter
auch der Zentralrat der Juden in Deutschland. Laut Medienberichten vom Wochenende
sagte Generalsekretär Stephan Kramer: „Ich bin traurig und wütend.“ Er halte es für
„absolut verfrüht, diesen Schritt zu machen“, so Kramer. Die katholische Kirche versuche
„eine andere Geschichte zu schreiben“. Kritiker werfen dem Pacelli-Papst vor, er habe
nicht laut genug gegen die Vernichtung der Juden im Zweiten Weltkrieg protestiert.
Der Großrabbiner von Frankreich, Gilles Bernheim, sagte am Sonntag in Paris, er
hoffe, der Vatikan werde auf die Seligsprechung Pius XII. verzichten. Die Entscheidung,
den heroischen Tugendgrad zuzuerkennen, sei kontraproduktiv für den jüdisch-christlichen
Dialog. „Angesichts des Schweigens von Papst Pius XII. während und nach dem Holocaust“,
so Bernheim wörtlich in einer Erklärung, „kann ich nicht glauben, dass die Katholiken
in diesem Papst ein moralisches Beispiel sehen“. (cds/kna/spiegel/ansa/afp 21.12.2009
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