Der Kopenhagener Weltklimagipfel
ist faktisch gescheitert - Kirchenvertreter und kirchliche Hilfswerke sind enttäuscht.
Zwar endete die UNO-Klimakonferenz am späten Freitagabend mit einem Minimalkonsens.
Doch ein rechtsverbindlicher Vertrag kam nicht zustande. Nach langen, zähen Verhandlungen
einigten sich die versammelten Staaten darauf, dass Industrie- und Schwellenländer
nicht rechtlich verbindlich ihre Treibhausgasemissionen reduzieren sollten. Diese
freiwilligen Zusagen sollen in einem Anhang der „Kopenhagener Erklärung“ aufgelistet
werden. Eine langfristige Zielsetzung bis 2050 fehlt in dem Abkommen. Die Europäische
Union hat sich aber ihrerseits bereit erklärt, die CO2-Emissionen bis 2020 um 30 Prozent
zu senken, wenn die anderen Industriestaaten und Schwellenländer ebenfalls ihrer Verantwortung
gerecht werden. Das sagt der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Hans-Gert
Pöttering, im Wochenkommentar für Radio Vatikan.
„Auf diese sehr konkreten
Ziele hat sich leider die Konferenz in Kopenhagen nicht einigen können. Aber wir dürfen
unsere Bemühungen für dieses Ziel nicht aufgeben. Wir müssen engagiert weiterarbeiten,
in Europa und überall in der Welt. Europa braucht engagierte internationale Partner,
um den Frieden mit unserer Umwelt wiederzugewinnen und um die Schöpfung zu bewahren.
Die Bekämpfung des Klimawandels ist sowohl ein Gebot der Vernunft als auch eine moralische
Verpflichtung gegenüber künftigen Generationen. Die Zeit drängt!“ Pöttering
wird am 1.1.2010 Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. (rv/afp/reuters/ap
19.12.2009 mg)
Lesen und hören Sie hier den gesamten Wochenkommentar von
Hans-Gert Pöttering Der Schutz der uns Menschen anvertrauten Schöpfung ist
eine Herausforderung, die jetzt und nicht später gemeinsam von den Staaten dieser
Erde angegangen werden muss.
Eine Beschränkung der globalen Erwärmung auf
nicht mehr als 2 Grad über vorindustriellen Temperaturen ist laut Experten sowohl
technisch machbar als auch wirtschaftlich leistbar – jedoch nur dann, wenn wir schnell
und entschlossen handeln. Dieses 2-Grad Ziel bedeutet, dass bis 2050 mindestens eine
Halbierung der globalen Emissionen erreicht werden muss.
Erfolgreich können
wir im Kampf gegen den Klimawandel allerdings nur sein, wenn diese Verantwortung weltweit
mitgetragen wird. Einzelne Nationalstaaten können dieser Herausforderung allein nicht
begegnen, eine gemeinsame Anstrengung der internationalen Staatengemeinschaft ist
notwendig.
Die Europäische Union ist für 14 Prozent der weltweiten Emissionen
verantwortlich. Schon vor dem Jahr 2020 werden die Emissionen der Entwicklungsländer
die der Industrieländer übersteigen. China ist bereits die weltweit größte CO2-Emissionsquelle.
Europa kann und wird die Last daher nicht alleine tragen können.
Jedoch ist
die Europäische Union bei der Bekämpfung des Klimawandels für ihre internationalen
Partner beispielgebend und muss vormachen, dass es möglich ist, steigendes Wirtschaftswachstum
von Treibhausemissionen zu entkoppeln: Ihre Mitgliedstaaten haben sich ehrgeizige
Ziele für den Klimaschutz gesetzt und die Europäische Union nimmt auf dem internationalen
Parkett eindeutig eine Vorreiterrolle ein. Seit Jahren setzt sie sich mit Nachdruck
für ein weltweites Abkommen ein, das ab 2013 das Kyoto-Protokoll ersetzen soll.
Im
Europäischen Parlament ist die Dringlichkeit der Bekämpfung der Klimaveränderung sehr
bewusst und es hat sich als Stimme der Europäerinnen und Europäer zügig dieses Themas
angenommen und das „Klimapaket“ unter Einhaltung eines ehrgeizigen Zeitplans verabschiedet.
Als Präsident des Europäischen Parlamentes habe ich in meiner zu Ende gegangenen Amtszeit
dieses wichtige Dokument unterzeichnet. Die Europäische Union ist der einzige Akteur
weltweit, der konkrete Ziele - zum Beispiel zur Reduzierung des Schadstoffausstoßes
- festgeschrieben und auch finanzielle Unterstützung für Entwicklungsländer bei dieser
Aufgabe zugesichert hat. In der 6. Legislaturperiode hat das Parlament außerdem
den Nicht-Ständigen Ausschuss zum Klimawandel eingerichtet, um seine Beschlüsse als
Mit-Gesetzgeber der Europäischen Union in voller Kenntnis der Sachlage fassen zu können.
Mit der Einrichtung dieses spezialisierten parlamentarischen Gremiums war das Europäische
Parlament weltweit ein Pionier und hat die Debatte über diese wichtige Zukunftsfrage
maßgeblich beeinflusst.
Die Führungsrolle der Europäischen Union bei der Bekämpfung
des Klimawandels wurde auch beim UN-Weltklimagipfel in Kopenhagen deutlich, der gestern
nach zweiwöchigen Verhandlungen endete.
In Kopenhagen haben die EU-Mitgliedsstaaten
gezeigt, dass Europa gemeinsam handlungsfähig ist: Das Bewusstsein, dass alleine gemeinsame
Maßnahmen Wirkung zeigen können, stand auch über kurzfristig nationalen politischen
Interessen.
Dies wurde bereits bei dem Treffen des Europäischen Rats letzte
Woche in Brüssel deutlich, als alle 27 Mitgliedstaaten sich auf freiwilliger Basis
bereit erklärten, sich durch eine Anschubfinanzierung von 7,2 Milliarden Euro an einer
nachhaltigen Klimapolitik der Entwicklungsländer zu beteiligen. Dieser Vorstoß unterstrich
den guten Willen der Mitgliedsländer der Europäischen Union, eine internationale Übereinkunft
zu erreichen. Auch hat Europa damit ein wichtiges Signal der Solidarität an die Entwicklungsländer
gesendet, die an den Auswirkungen des Klimawandels am schwersten zu tragen haben werden.
Der Klimawandel muss auch in die Entwicklungszusammenarbeit miteinbezogen werden,
um die Auswirkungen in den ärmsten Ländern der Welt möglichst gering zu halten.
Weiterhin
hat sich die Europäische Union bereit erklärt, die CO2-Emissionen bis 2020 um 30%
- statt wie ursprünglich vorgesehen 20% - zu senken, wenn die anderen Industriestaaten
und Schwellenländer - insbesondere die USA, China und Indien - ebenfalls ihrer Verantwortung
gerecht werden.
Auf diese sehr konkreten Ziele hat sich leider die Konferenz
in Kopenhagen nicht einigen können. Aber wir dürfen unsere Bemühungen für dieses Ziel
nicht aufgeben. Wir müssen engagiert weiterarbeiten, in Europa und überall in der
Welt. Europa braucht engagierte internationale Partner, um den Frieden mit unserer
Umwelt wiederzugewinnen und um die Schöpfung zu bewahren. Die Bekämpfung des Klimawandels
ist sowohl ein Gebot der Vernunft als auch eine moralische Verpflichtung gegenüber
künftigen Generationen. Die Zeit drängt.