Die globale Krise
sei, so der Papst, eine „historische Gelegenheit“ für „kollektive Antworten“ in puncto
Ganzheitlichkeit, Wahrheit und Nächstenliebe. Es gehe um ein Entwicklungsmodell, das
auf der Zentralität der menschlichen Person gründet. Hier lesen Sie eine Zusammenfassung
der Kernaussagen der Papstbotschaft. Schutz der Schöpfung und Weltfrieden gehören
zusammen Papst Benedikt XVI. weist in seiner Botschaft für den Weltfriedenstag
am 1. Januar 2010 auf den wesentlichen Zusammenhang zwischen Schöpfung und Weltfrieden
hin. Neben Kriegen, Terror und Menschenrechtsverletzungen gefährde der „nachlässige“
und „missbräuchliche“ Umgang mit Erde und Natur das friedliche Zusammenleben der Menschheit.
Zugleich nähme das Verantwortungsgefühl ab, wenn Mensch und Natur nur „Produkt des
Zufalls oder Evolutionsdeterminismus“ angesehen würden, so der Papst. Darauf weise
besonders die Kirche als „Expertin in Menschlichkeit“ hin, auch wenn sie keine technischen
Lösungen anbieten könne.
Solidarität – global und Generationen übergreifend
Die dringende Notwendigkeit einer neuen weltweiten Solidarität, hervorgehoben
auch von Benedikts Vorgängern wie Johannes Paul II. und Papst Paul VI., sei angesichts
der aktuellen globalen Krise umso dringlicher. Daran gemahnten der Klimawandel und
seine Folgen für Produktivität und Landwirtschaft, die Umweltverschmutzung, die Abnahme
der natürlichen Vielfalt und die Zunahme von Naturkatastrophen. Auch gäbe es immer
mehr „Umweltflüchtlinge“, so der Papst, die wegen Umweltschäden ihre Heimat verlassen
müssten.
Tiefe kulturelle Erneuerung Die Menschheit brauche überhaupt
eine „tiefe kulturelle Erneuerung“, so Benedikt, denn die Umweltkrise verweise auch
auf den Verfall moralischer und gesellschaftlicher Werte. Allgemein müsse der Entwicklungsbegriff
überdacht werden. Orientierung bei dieser Suche könnte „eine durch Maßhalten und Solidarität
gekennzeichnete Lebensweise mit neuen Regeln und Formen des Einsatzes“ geben; der
Mensch dürfe sich hier nicht als „Ausbeuter“ verhalten, sondern sei „zur Verantwortung
berufen“, habe den Auftrag, Natur und Schöpfung „zu hüten“.
Nachhaltigkeit
und Gerechtigkeit Kritik übte der Papst an der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen,
geleitet durch oftmals „kurzsichtige wirtschaftliche Interessen“, zum Nachteil der
Entwicklungsländer und der zukünftigen Generationen. Die internationale Gemeinschaft
müsse die moralischen Konsequenzen ihrer wirtschaftlichen Entscheidungen bedenken,
politisch „weitsichtig“ und solidarisch handeln. Es gehe hier um eine „Solidarität
über Zeit und Raum“, zwischen Nationen und Generationen. Industrienationen wie Entwicklungsländer
seien beide in die Pflicht genommen, „Schritt für Schritt wirksame umweltpolitische
Maßnahmen“ zu treffen. Der Papst rief weiterhin zu einer „weltweiten Neuverteilung
der Energiereserven“ auf. Neben nachhaltigem Wirtschaften, der Erforschung und Anwendung
umweltverträglicher Energien müsste der Zugang von armen Ländern zu den notwendigen
Energiequellen garantiert sein. Die Krise sei, so die positive Umdeutung des Papstes,
eine „historische Gelegenheit“ für „kollektive Antworten“ in puncto Ganzheitlichkeit,
Wahrheit und Nächstenliebe, für ein Entwicklungsmodell, das auf der Zentralität der
menschlichen Person gründet. Die Bekämpfung der Umweltschäden sei parallel mit
der Förderung von Nachhaltigkeit und ganzheitlicher Entwicklung zu leisten, so der
Papst – und zwar in der Optik von Werten wie Gemeinwohl, Liebe und Gerechtigkeit.
Die internationale Gemeinschaft müsse hier mit Unterstützung von Technik und Wissenschaft
am gemeinsamen Strang ziehen. Ansätze in die richtige Richtung seien etwa die Förderung
alternativer Energien wie Solarenergie, Armutsbekämpfung und die Unterstützung von
Kleinbauern.
„Humanökologie“ und Rolle der Zivilgesellschaft Die
Dringlichkeit eines Umdenkens zieht sich wie ein roter Faden durch die Botschaft des
Papstes: Unerlässlich sei auch ein Wandel der individuellen Lebensstile sowie die
Anwendung des Subsidiaritätsprinzips, eine Abkehr vom bloßen Konsum und die Erziehung
zur Schöpfungsverantwortung auf persönlicher, familiärer, gemeinschaftlicher und politischer
Ebene. Eine solchermaßen als „Humanökologie“ verstandene Schöpfungsverantwortung,
die vom Schutz des ungeborenen Lebens bis hin zum Schutz der Umwelt reiche, habe dann
auch Auswirkungen auf die „Umweltökologie“, so der Papst. Beim Werben für dieses Ideal
kämen neben der Kirche vor allem auch Einrichtungen der Zivilgesellschaft, Nicht-Regierungsorganisationen
und den Medien eine wichtige Rolle zu.