2009-12-15 13:38:55

Papst: Krise ist „historische Gelegenheit"


RealAudioMP3 Die globale Krise sei, so der Papst, eine „historische Gelegenheit“ für „kollektive Antworten“ in puncto Ganzheitlichkeit, Wahrheit und Nächstenliebe. Es gehe um ein Entwicklungsmodell, das auf der Zentralität der menschlichen Person gründet. Hier lesen Sie eine Zusammenfassung der Kernaussagen der Papstbotschaft.
Schutz der Schöpfung und Weltfrieden gehören zusammen
Papst Benedikt XVI. weist in seiner Botschaft für den Weltfriedenstag am 1. Januar 2010 auf den wesentlichen Zusammenhang zwischen Schöpfung und Weltfrieden hin. Neben Kriegen, Terror und Menschenrechtsverletzungen gefährde der „nachlässige“ und „missbräuchliche“ Umgang mit Erde und Natur das friedliche Zusammenleben der Menschheit. Zugleich nähme das Verantwortungsgefühl ab, wenn Mensch und Natur nur „Produkt des Zufalls oder Evolutionsdeterminismus“ angesehen würden, so der Papst. Darauf weise besonders die Kirche als „Expertin in Menschlichkeit“ hin, auch wenn sie keine technischen Lösungen anbieten könne.

Solidarität – global und Generationen übergreifend
Die dringende Notwendigkeit einer neuen weltweiten Solidarität, hervorgehoben auch von Benedikts Vorgängern wie Johannes Paul II. und Papst Paul VI., sei angesichts der aktuellen globalen Krise umso dringlicher. Daran gemahnten der Klimawandel und seine Folgen für Produktivität und Landwirtschaft, die Umweltverschmutzung, die Abnahme der natürlichen Vielfalt und die Zunahme von Naturkatastrophen. Auch gäbe es immer mehr „Umweltflüchtlinge“, so der Papst, die wegen Umweltschäden ihre Heimat verlassen müssten.

Tiefe kulturelle Erneuerung
Die Menschheit brauche überhaupt eine „tiefe kulturelle Erneuerung“, so Benedikt, denn die Umweltkrise verweise auch auf den Verfall moralischer und gesellschaftlicher Werte. Allgemein müsse der Entwicklungsbegriff überdacht werden. Orientierung bei dieser Suche könnte „eine durch Maßhalten und Solidarität gekennzeichnete Lebensweise mit neuen Regeln und Formen des Einsatzes“ geben; der Mensch dürfe sich hier nicht als „Ausbeuter“ verhalten, sondern sei „zur Verantwortung berufen“, habe den Auftrag, Natur und Schöpfung „zu hüten“.

Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit
Kritik übte der Papst an der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, geleitet durch oftmals „kurzsichtige wirtschaftliche Interessen“, zum Nachteil der Entwicklungsländer und der zukünftigen Generationen. Die internationale Gemeinschaft müsse die moralischen Konsequenzen ihrer wirtschaftlichen Entscheidungen bedenken, politisch „weitsichtig“ und solidarisch handeln. Es gehe hier um eine „Solidarität über Zeit und Raum“, zwischen Nationen und Generationen. Industrienationen wie Entwicklungsländer seien beide in die Pflicht genommen, „Schritt für Schritt wirksame umweltpolitische Maßnahmen“ zu treffen.
Der Papst rief weiterhin zu einer „weltweiten Neuverteilung der Energiereserven“ auf. Neben nachhaltigem Wirtschaften, der Erforschung und Anwendung umweltverträglicher Energien müsste der Zugang von armen Ländern zu den notwendigen Energiequellen garantiert sein. Die Krise sei, so die positive Umdeutung des Papstes, eine „historische Gelegenheit“ für „kollektive Antworten“ in puncto Ganzheitlichkeit, Wahrheit und Nächstenliebe, für ein Entwicklungsmodell, das auf der Zentralität der menschlichen Person gründet.
Die Bekämpfung der Umweltschäden sei parallel mit der Förderung von Nachhaltigkeit und ganzheitlicher Entwicklung zu leisten, so der Papst – und zwar in der Optik von Werten wie Gemeinwohl, Liebe und Gerechtigkeit. Die internationale Gemeinschaft müsse hier mit Unterstützung von Technik und Wissenschaft am gemeinsamen Strang ziehen. Ansätze in die richtige Richtung seien etwa die Förderung alternativer Energien wie Solarenergie, Armutsbekämpfung und die Unterstützung von Kleinbauern.

„Humanökologie“ und Rolle der Zivilgesellschaft
Die Dringlichkeit eines Umdenkens zieht sich wie ein roter Faden durch die Botschaft des Papstes: Unerlässlich sei auch ein Wandel der individuellen Lebensstile sowie die Anwendung des Subsidiaritätsprinzips, eine Abkehr vom bloßen Konsum und die Erziehung zur Schöpfungsverantwortung auf persönlicher, familiärer, gemeinschaftlicher und politischer Ebene. Eine solchermaßen als „Humanökologie“ verstandene Schöpfungsverantwortung, die vom Schutz des ungeborenen Lebens bis hin zum Schutz der Umwelt reiche, habe dann auch Auswirkungen auf die „Umweltökologie“, so der Papst. Beim Werben für dieses Ideal kämen neben der Kirche vor allem auch Einrichtungen der Zivilgesellschaft, Nicht-Regierungsorganisationen und den Medien eine wichtige Rolle zu.

(rv 15.12.09 pr)







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