2009-12-14 14:48:41

Türkei: Neues Kapitel im Verhältnis Staat – katholische Kirche?


Obwohl die Religionsfreiheit für Christen in der Türkei noch immer zu wünschen übrig lässt, bemüht sich die Regierung in letzter Zeit um ein gutes Verhältnis. Bei einem Treffen mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. im August dieses Jahres sprach sich der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan für Demokratisierung und die Stärkung der Minderheitsrechte aus. Nun hat die türkische Regierung für die katholische Kirche zum ersten Mal ein Buch veröffentlicht. Darin wird die Geschichte des Krankenhauses „La Paix“ in Istanbul vorgestellt. Eine kleine Geste, die in der Türkei jedoch ein neues Kapitel im Verhältnis zwischen Staat und katholischer Kirche aufschlägt. Das meint Rinaldo Marmara, Sprecher der türkischen Bischofskonferenz und Direktor der Caritas des Landes. Unser italienische Kollege Davide Dionisi hat ihn interviewt.

„Das ist nicht nur ein Buch, sondern ein Symbol für die Öffnung der türkischen Regierung gegenüber der katholischen Kirche. Das ist das erste Buch, das von einer Regierungseinrichtung veröffentlicht wurde - für die katholische Kirche der Türkei.“

Worum geht es in dem Buch genau?

„Das Buch handelt vom Krankenhaus der Töchter der Nächstenliebe, dem Krankenhaus ‚La Paix‛, das während des Krimkrieges gebaut wurde. Die Töchter der Gnade haben während dieses Krieges auch den osmanischen Soldaten geholfen und der Sultan hat ihnen als Anerkennung ein Grundstück und 50. 000 Franken für den Bau des Krankenhauses gegeben. Jetzt wurde dort das 150. Jubiläum gefeiert und die Regierung wollte diese Publikation machen.“

Wenn man an die Schwierigkeiten der katholischen Kirche in der Türkei denkt – bedeutet diese Geste dann eine Öffnung der türkischen Regierung hin zur Kirche?

„Das ist fast mehr als eine Öffnung zu sehen, denn man kann sagen, dass mit dieser Geste die karitative Arbeit dieser Schwestern und überhaupt die Präsenz der katholischen Kirche in der Türkei anerkannt werden.“

Das Verhältnis zwischen Regierung und katholischer Kirche war nicht immer entspannt. Der Besuch Papst Benedikts XVI. hat da ein neues Kapitel aufgeschlagen, doch auch neue Herausforderungen aufgezeigt: Nehmen wir etwa das Problem mit der Tarsus-Kirche und jetzt diese Publikation – wie also lässt sich die Beziehung zwischen Staat und katholischer Kirche heute beschreiben?

„Meiner Meinung nach sollte man negative Ereignisse beim Namen nennen und über sie sprechen. Das Verhältnis zwischen Regierung uns Katholiken ist gut, wir machen Fortschritte. Und dieses Buch ist deshalb so wichtig, es ist ein erster Schritt, der zeigt, dass sich das Verhältnis verbessern kann. Wir sind zwar eine Minderheit, aber wir möchten die katholische Kirche in der Türkei bekannt machen. Dafür müssen wir unser Bestes geben.“

(rv/IGfM 14.12.09 pr)







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