2009-12-11 13:03:09

Vatikan: Krisengipfel mit irischen Bischöfen wg. Mißbrauchsskandalen


RealAudioMP3 Der Papst hat sich an diesem Freitag mit den Führern der katholischen Kirche in Irland zu einem Krisengipfel getroffen. Thema war der Kindesmißbrauch in kirchlichen Einrichtungen Irlands in den letzten Jahrzehnten – und wie irische Bischöfe mit dem Phänomen umgegangen sind. An der Beratung mit dem Papst nahm der Vorsitzende von Irlands Bischofskonferenz teil; es ist Kardinal Sean Brady. Außerdem war der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin gekommen. Von Vatikanseite aus mehrere Kurienvertreter an dem Gespräch teil, etwa Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone.

Ein schwerer Tag für Papst Benedikt: Am Morgen hört er im Vatikan eine Adventspredigt von Pater Raniero Cantalamessa, der von der „Glorie“ der Priester spricht: „Diese Glorie kommt nicht von Menschen und kann nicht von Menschen zerstört werden.“ Doch in Irland zumindest ist diese „Glorie“ beschmutzt worden – durch Jahrzehnte, in denen Priester Kinder mißbraucht haben. Und darüber muss Benedikt dann um die Mittagszeit mit der irischen Kirchenspitze beraten. Er sei „tief verstört und betrübt“, heißt es anschließend in einem Vatikan-Statement; er „teilt die Wut, das Gefühl des Verrats und der Scham, das viele Gläubige in Irland haben“. Und er verspricht, die Kirche werde künftig „diese ernste Angelegenheit mit der größten Aufmerksamkeit verfolgen“. Das Vatikan-Statement kündigt einen Brief des Papstes an Irlands Katholiken an: Darin „wird er klar sagen, was in der jetzigen Lage getan werden muss“.

Bereits am Donnerstag haben die irischen Bischöfe die Opfer um Entschuldigung gebeten. „Als Erzbischof von Dublin und als Mensch will ich jedem einzelnen Opfer meine Entschuldigung, meine Sorge und meine Scham über das Vorgefallene mitteilen“, erklärte Erzbischof Martin vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz. Allein im Erzbistum Dublin soll Kindesmißbrauch durch Geistliche mehr als dreißig Jahre lang systematisch vertuscht worden sein: Zu diesem Schluß kommt ein Bericht der so genannten „Murphy-Kommission“, der Ende November vom irischen Justizminister veröffentlicht wurde. Es geht um Hunderte von Fällen, so Minister Dermot Ahern. „Die Regierung wird daraus Schlußfolgerungen ziehen; die Kirche wird nicht straflos davonkommen, die hat Verantwortung.“

Maree Collins ist ein Mißbrauchsopfer; 1960 wurde sie von einem Priester sexuell belästigt. Als sie das öffentlich weitererzählte, versetzte das Bistum den Priester einfach in eine andere Pfarrei – damals eine geläufige Praxis. „Das war eine Politik, ein System, und zwar in der ganzen Kirche Irlands. Wo die katholische Kirche ist, da wird dasselbe passieren...“

(rv/am-net 11.12.2009 sk)







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