Die christlichen Kirchen
in aller Welt erhöhen den Druck auf die politischen Entscheidungsträger beim UNO-Weltklimagipfel.
Kirchen, Kirchenvertreter und kirchliche Hilfswerke sind beim Gipfel in Kopenhagen
vertreten. Sie verlangten bereits vor der Konferenz eine gerechte Lösung für die Folgen
des Klimawandels. Auf Anregung des Weltkirchenrats werden am kommenden Sonntag weltweit
um 15 Uhr Ortszeit die Kirchenglocken für den Klimaschutz erklingen. Beginnend von
den Fidschi-Inseln im Südpazifik soll sich so der kirchliche Appell für ein faires
und effizientes Klimaabkommen über die ganze Welt ausbreiten. Unter anderem auch in
Österreich. Ein Bericht von Mario Galgano:
In Österreich werden 350 Glockenschläge
von vielen Kirchtürmen erklingen. Das kündigte der Vorsitzende des Ökumenischen Rates
der Kirchen in Österreich, der evangelisch-lutherische Altbischof Herwig Sturm, an.
Die Zahl 350 bezieht sich auf 350 Teilchen pro Million: Dies ist nach Ansicht vieler
Wissenschaftler die Höchstgrenze für eine ungefährliche Kohlendioxid-Konzentration
in der Erdatmosphäre. Bis vor rund 200 Jahren belief sich der CO2-Anteil in der Atmosphäre
auf 275, mittlerweile hat er aber bereits einen Wert von 390 erreicht. Sturm:
„Glocken,
die außerhalb der normalen Zeiten läuten, weisen auf drohende Gefahr hin. Dass der
Klimawandel zu diesen drohenden Gefahren an allererster Stelle gehört, ist den Menschen
bewusst. Die Glocken sollen noch einmal sagen: Jetzt aber bitte hören.“ Mit
dem Glockengeläut wolle man an die Politiker weltweit appellieren und gleichzeitig
die Bereitschaft vieler Christen signalisieren, bei der notwendigen Veränderung der
Welt mitzumachen, sagte Sturm:
„Es geht um einen ökologischen Lebensstil
und globale Gerechtigkeit - beides ist notwendig.“ Jeder einzelne könne etwas
gegen den Klimawandel tun, erinnerte der Vorsitzende des Ökumenischen Rates:
„Nicht
das Klima darf sich erwärmen, sondern unsere Herzen müssen sich erwärmen für diese
Welt und für ihre Bewahrung.“ Der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae
Dura betonte, dass jetzt konkrete Maßnahmen für die Bewahrung der Schöpfung notwendig
sind.
„Ein Grund der ökologischen Krise ist die Sünde des Menschen. Die
Menschen müssen Buße tun und ihr Denken und Verhalten radikal umkehren. Dazu rufe
ich auf, die Umwelt wieder stärker als Gabe Gottes an alle Menschen zu betrachten.
Die Natur gehört nicht uns allein, sie ist ein Geschenk auch an unsere Nachkommen.“ In
Kopenhagen findet am Sonntag ein großer ökumenischer Gottesdienst im Dom von Kopenhagen
statt. Die Predigt hält dabei der Ehrenprimas der anglikanischen Kirche, Erzbischof
Rowan Williams. Teilnehmer sind u.a. die dänische Königin Margarethe II., der Generalsekretär
des Weltkirchenrates, Pfarrer Samuel Kobia, und der Friedensnobelpreisträger und anglikanische
Alterzbischof Desmond Tutu. Auch der Heilige Stuhl hat eine sechsköpfige Delegation
nach Kopenhagen geschickt. Papst Benedikt XVI. rief vor Beginn des Gipfels alle Menschen
zu einem maßvollen und verantwortungsvollen Lebensstil auf. Das gelte vor allem mit
Blick auf die Armen und die künftigen Generationen. Er erwarte von der Konferenz wirksame
Maßnahmen zum Schutz der Schöpfung und für eine solidarische Entwicklung; diese Maßnahmen
sollten auf der Menschenwürde gründen und auf das Gemeinwohl ausgerichtet sein.