D: „Schöpfung erhalten ist Verpflichtung für Christen“
Der Heilige Stuhl
unterstützt ein Umweltabkommen, bei dem alle Staaten zur Verantwortung gezogen werden.
Das sagte gegenüber Radio Vatikan der Leiter der vatikanischen Delegation in Kopenhagen,
Erzbischof Celestino Migliore. Derweil ist es beim Weltklimagipfel am Mittwoch zum
ersten Streit gekommen. Der Block der 135 Entwicklungsländer kritisierte die im Entwurf
der Gipfelerklärung vorgesehene Startfinanzierung von zehn Milliarden Dollar für Klimaprogramme.
Diese reichten nicht einmal, um „die Särge für die Menschen in den Entwicklungsländern“
zu kaufen, so ein Sprecher des protestierenden Blocks. Erzbischof Migliore zeigt Verständnis
für diesen Protest. In Kopenhagen spreche man nur über einzelne Aspekte des Klimaschutzes
und zwar vor allem über den Kohlenstoffverbrauch, so Migliore.
„Doch man
kann nicht nur den CO2-Austoss regulieren, um etwas für den Umweltschutz zu tun. Das
ist zwar wichtig, doch es gibt noch weitere Umweltverschmutzungen, die vielleicht
noch schlimmer sind. Deshalb sollen die Gelder für die Entwicklungsländer nicht nur
kurzfristige Projekte abdecken sondern vor allem auf langfristige Projekte ausgerichtet
sein. Insbesondere muss man diese Gelder vor der Korruption schützen.“ Als
Vatikanvertreter werde er eine positive Botschaft in Kopenhagen übermitteln, fügte
Migliore an. Von den Teilnehmern der Konferenz erhofft sich der Erzbischof viel.
„Um
bei den Menschen glaubwürdig anzukommen, muss man den Dialog zwischen Politik und
Wissenschaft vertiefen. Und vor allem muss die Politik die Wahrheit sagen. Um den
Umweltschutz zu stärken, muss natürlich auch die Entwicklungshilfe gefördert werden.
Die Lösungen, die hier erarbeitet werden, müssen gerecht und solidarisch sein.“ Es
sei eine ganz grundsätzliche Verpflichtung für einen Christen, die Schöpfung zu erhalten
im Bewusstsein, dass es Gottes Schöpfung ist. Das sagte gegenüber dem Kölner domradio
der ehemalige deutsche Umweltminister und Direktor des UNO-Umweltprogramms, Klaus
Töpfer. Es könne nicht sein, dass die Schöpfung erst nachweisen muss, dass sie nützlich
sei, bevor die Menschen sich um sie kümmern.
„Die Zahl der Tier- und Pflanzenarten
nimmt drastisch ab, damit werfen wir Schöpfung weg. Und wir sehen, dass wir unseren
Wohlstand massiv subventionieren auf Kosten der Ärmsten der Armen. Alles das sind
keine Maßstäbe für eine christliche Verantwortung in dieser Welt. Wir können uns durchlesen,
was Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika „Deus Caritas est“ gesagt hat,
wie wir uns in eine solche Verpflichtung hineinbegeben müssen. Auch und gerade als
Christ ist es unumgänglich, dass man diese Ausbeutung von Schöpfung nicht einfach
hinnimmt. Es wäre nicht zu verantworten und auch nicht christlich, wenn wir die Kosten
unseres Wohlstandes Andere oder kommende Generationen bezahlen lassen.“ Im
domradio-Interview sagt Töpfer, dass er durchaus auf ein gutes Ende des Klimagipfels
in Kopenhagen hoffe.
„Immer mehr und mehr Hinweise gibt es, dass dieses
große und verantwortungsvolle Treffen in Kopenhagen wirklich zu konkreten Erfolgen
führt. Sicherlich ist es eine gute Sache, dass Obama schon vorab mitgeteilt hat, dass
die USA eine Minderung der CO2-Emission von 17 Prozent auf der Basis von 2005 vornehmen
werden. Das ist nicht so viel, wie es dringlich notwendig wäre, aber eine hundertprozentige
Kehrtwende gegenüber der Politik von Bush. Er hat sicherlich durch die Entscheidung
des Umweltbundesamtes eine Grundlage für den Senat und das Repräsentantenhaus geschaffen.
Man kann nicht sagen, dass er davon unabhängig wird. Eine so große stabile Demokratie
wird nicht gegen die demokratisch gewählten Kammern zu handhaben sein, aber es ist
eine deutliche Rückenstärkung. Wir sehen vergleichbare gute Zeichen auch in China.
Vieles liegt noch vor uns, aber die Zeichen mehren sich, dass es wirklich zu einem
wichtigen Schritt nach vorne kommen wird. (rv/dr 10.12.2009 mg)