Der österreichische
Dirigent Nikolaus Harnoncourt wird an diesem Sonntag 80 Jahre alt. Der Cellist ist
einer der Pioniere der historischen Aufführungspraxis für Alte Musik. Als Gastdirigent
zahlreicher Spitzenensembles zählt Harnoncourt zu den weltweit angesehensten Orchesterleitern.
So dirigierte er wiederholt das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Der
gebürtige Berliner kommt aus einem katholischen Elternhaus. Sein Bruder, Philipp Harnoncourt,
ist Priester und Theologe. „Wir Musiker“, sagte der gläubige Nikolaus Harnoncourt
einmal, „– ja alle Künstler – haben eine machtvolle, ja heilige Sprache zu verwalten.
Wir müssen alles tun, dass sie nicht verloren geht im Sog der materialistischen Entwicklung.
(…) Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit
dem Göttlichen verbindet: sie garantiert unser Mensch-Sein.“ Harnoncourt wuchs
als Spross einer alten luxemburgisch-lothringischen Adelsfamilie in Graz in der Steiermark
auf. Er ist ein Ururenkel des Erzherzogs Johann von Österreich. Nach dem Cellostudium
an der Wiener Musikakademie wurde Harnoncourt 1952 als Cellist bei den Wiener Symphonikern
aufgenommen. Bereits ein Jahr später gründete er mit seiner Frau Alice den Concentus
Musicus Wien, der intensivere Arbeit mit Originalinstrumenten und der musikalischen
Aufführungspraxis von Renaissance- und Barockmusik ermöglichte. Gegen heftigen Widerstand
des etablierten Betriebs sorgte der Künstler, der selbst historische Instrumente sammelt,
für eine Blüte des werk- und texttreuen Musizierens. Seit Anfang der 1970er Jahre
dirigiert Harnoncourt auch. So ist er regelmäßig beim Concertgebouw-Orchester Amsterdam,
den Wiener und den Berliner Philharmonikern engagiert. Zu seinen Favoriten zählen
Mozart und Haydn. Seit 1985 gibt es in Graz die Styriarte, Harnoncourt gewidmete
Klassik-Festspiele, die rasch großes Ansehen gewannen. Harnoncourt ist Träger zahlreicher
Auszeichnungen. Darunter sind der Grammy, der Ernst-von-Siemens-Musikpreis und
der 2005 zuerkannte Kyoto-Preis, eine der höchsten Auszeichnungen für Wissenschaft
und Kultur. 2003 erhielt er den Telemann-Preis der Stadt Magdeburg, 2007 den Bachpreis
der Stadt Leipzig.