2009-12-05 14:33:57

Vatikan: Papst und Köhler erinnern an Mauerfall


RealAudioMP3 Der Berliner Mauerfall vor 20 Jahren war „eine unerwartete Morgenröte der Freiheit nach einer langen durchlittenen Nacht der Gewalt und Unterdrückung durch ein totalitäres System“. Das sagte Papst Benedikt XVI. am Freitagabend in der Sixtinischen Kapelle. Bei einem Konzert zum 60. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland sowie zum 20. Jahrestag des Mauerfalls erinnerte Benedikt daran, dass die Geschichte der Bundesrepublik ein Beweis für die Vorzüge der westlichen Gesellschaftsordnung gegenüber dem Kommunismus sei. Dies sei vor allem „unserem Grundgesetz“ zu verdanken, so Benedikt wörtlich. An dem Konzert nahm auch Bundespräsident Horst Köhler teil.

Auf dem Programm standen die Kantaten I bis III aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Bei dem Konzert traten die Augsburger Domsingknaben und das Residenz-Kammerorchester München auf. Im Anschluss an das Konzert würdigte Benedikt das deutsche Grundgesetz. Der Papst sagte in seiner Rede:

„Diese Verfassung hat wesentlich zur friedlichen Entwicklung Deutschlands in den letzten sechs Jahrzehnten beigetragen. Denn sie mahnt die Menschen, in Verantwortung vor Gott, dem Schöpfer, der Menschenwürde den Vorrang in jeder staatlichen Rechtsetzung zu geben, die Ehe und die Familie als Grundlage jeder Gemeinschaft zu achten sowie Rücksicht und Ehrfurcht vor dem zu üben, was dem anderen heilig ist. Mögen die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands in Verpflichtung vor dem Auftrag der geistig-politischen Erneuerung nach Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg, die im Grundgesetz ihren Ausdruck gefunden hat, am Aufbau einer freien und sozialen Gesellschaft weiter mitarbeiten.“

Wenn man die Geschichte der Bundesrepublik betrachte, so hätten die Deutschen allen Grund, Gott aus tiefster Seele zu danken, sagte der Papst.

„Wir sind uns bewusst, dass diese Entwicklung nicht unser Verdienst ist. Sie wurde ermöglicht durch Menschen, die aus einer tiefen christlichen Überzeugung in der Verantwortung vor Gott handelten und damit Prozesse der Versöhnung eröffneten, die ein neues Zueinander und Miteinander der europäischen Länder möglich machten. Die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigt, dass Verantwortung vor Gott für rechtes politisches Handeln von entscheidender Bedeutung ist (vgl. die Enzyklika Caritas in veritate). Gott führt die Menschen zu einer wahren Gemeinschaft zusammen, und er macht dem einzelnen bewusst, dass in der Gemeinschaft mit den anderen noch ein Größerer gegenwärtig ist, welcher der Urgrund unseres Lebens und unseres Miteinander ist.“

Jeder Mensch könne für den anderen in der Gemeinschaft mit Jesus Christus Mittler zu Gott sein, so der Papst.

Bundespräsident Köhler würdigte in seiner Rede den Beitrag von Johannes Paul II. zur friedlichen Wende 1989. Die Appelle dieses Papstes seien eine „große Ermutigung“ für die Freiheitsbewegungen in Mittel- und Osteuropa gewesen. Ferner erinnerte Köhler an die Verdienste des Papstes aus Polen um die deutsch-polnische Versöhnung.

„Er hat den Menschen vor mehr als 30 Jahren zugerufen: „Habt keine Angst! Öffnet, ja, reißt die Tore weit auf für Christus. Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht!“ Johannes Paul II. hat sich nicht an einzelne Staatsmänner gewandt, sondern direkt an die Völker. „Habt keine Angst!“ Wie viel Kraft hat er den Menschen damit gegeben. Seine Worte waren eine große Ermutigung für die Freiheitsbewegungen in Mittel- und Osteuropa. Für mich bleibt auch das folgende Wort von Johannes Paul II. eine bleibende Wegweisung: „Es ist Gottes Wille, der Deutschland und Polen zu Nachbarn gemacht hat.“ Ich verstehe dieses Wort als Verpflichtung, gerade auch die gute Zusammenarbeit und Versöhnung mit unseren polnischen Nachbarn voran zu bringen. Wir haben auf diesem Weg schon viel Gutes erreicht. Und unsere gemeinsame Mitgliedschaft in der Europäischen Union erleichtert die weiteren Fortschritte.“

(rv 05.12.2009 mg)








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