Vatikan: Augsburger Domsingknaben spielen vor Papst und Köhler
Für den Papst singen und musizieren? Und das noch vor einer Kulisse, wie der Sixtinische
Kapelle in Rom. Diese Erfahrung durften die Augsburger Domsingknaben an diesem Freitag
machen. Sie hatten die Ehre, vor Papst Benedikt XVI. und Bundespräsident Horst Köhler
in der Cappella Sistina das Weihnachtsoratorium von Bach vorzutragen. Mehr von Jasmin
Beizai:
Die Augsburger Domsingknaben haben eine Tradition die bis in das 15.
Jahrhundert zurückreicht. Sie zählen zu den besten deutschen Knabenchören. Auftritte
vor Prominenz sind für sie keine Seltenheit. Aber für den Papst zu spielen, ist eben
doch etwas ganz besonderes, meinte der zwölfjährige Domsingknabe Silas:
„Ja,
eigentlich ist es ganz toll und ich freu mich auch schon drauf. Es ist einmalig, dass
man vorm Papst singen darf. Das passiert einem ja nicht jeden Tag, oder jedes Jahr.
Ich freu mich halt riesig drauf. „ Auch Chorleiter Reinhold Kammler fühlte
sich trotz seiner weit reichenden Erfahrung und langjährigen Praxis geehrt:
„Für
mich als Domkapellmeister, als Kirchenmusiker und als Katholik ist es eine große Ehre
und eine große Herausforderung, an dieser Stelle dem Genius Loci der Kirche, der katholischen
Kirche, in der Sixtinischen Kapelle zu so einem hochoffiziellen Anlass die Musik liefern
zu dürfen.Wir hatten bei Bundespräsident Horst Köhler schon offizielle
Auftritte. Wir haben auch vor Papst Johannes Paul II. schon des Öfteren auch offiziell
gesungen. Aber in der Kapella Sixtina diese großartige Musik von Johann Sebastian
Bach zu singen und zu spielen, ist natürlich nicht zu übertreffen.“ Was bei
diesem Ereignis aber wirklich im Mittelpunkt stand, waren die zwei Jubiläumsfeste,
die Deutschland dieses Jahr feiert. 20 Jahre ist es her, dass die Mauer in Berlin
gefallen ist; 60 Jahre, dass das Grundgesetz und damit die Bundesrepublik Deutschland
entstanden ist. Domkapellmeister Reinhard Kammler ist sich der Bedeutung dieser Ereignisse
durchaus bewusst. Für ihn ist es auch wichtig, diese Ereignisse den jungen Domsingknaben
präsent zu machen:
„Gerade 20 Jahre Mauerfall ist für unsere junge Generation
ein besonderer Anlass. Denn die heutigen Sänger können sich die Zeit vorher gar nicht
mehr vorstellen. Ich war vor der Zeit natürlich auch mit den Domsingknaben in Berlin
und man hat die Mauer gesehen und hat sie als schlimm wahrgenommen. Dass die mal fallen
könnte, konnte man sich gar nicht vorstellen.Insofern ist auch so ein
Jubiläum wie 60 Jahre Bundesrepublik und 20 Jahre Mauerfall sicher ein Anlass, der
an den Buben nicht spurlos vorbei geht.“ Auf die Frage, wie es
denn mit der Akustik in der Kapella Sixtina aussehe, bekommt man keine genaue Antwort.
Ob sie für musikalische Darbietungen optimal geeignet ist, bleibt fraglich. Aber das
ist im Grunde genommen nicht das Besondere an diesem Auftritt, wie Domkappellmeister
Kammler erklärt:
„Zunächst ist diese Cappella Sistina ein erschlagendes,
optisches Ereignis. Diese wunderbaren Fresken, man steht vor dem jüngsten Gericht
von Michelangelo und wenn man die theologischen Inhalte darin ernst nimmt – und das
tun wir, die diese wunderbaren Gemälde in drastischer Form vergegenwärtigen, dann
ist es schon eine Ungeheuerlichkeit, vor dieser Kulisse musizieren zu dürfen.“ (rv
04.12.2009 jb)