2009-12-04 17:10:07

Vatikan: Augsburger Domsingknaben spielen vor Papst und Köhler


Für den Papst singen und musizieren? Und das noch vor einer Kulisse, wie der Sixtinische Kapelle in Rom. Diese Erfahrung durften die Augsburger Domsingknaben an diesem Freitag machen. Sie hatten die Ehre, vor Papst Benedikt XVI. und Bundespräsident Horst Köhler in der Cappella Sistina das Weihnachtsoratorium von Bach vorzutragen. Mehr von Jasmin Beizai:

Die Augsburger Domsingknaben haben eine Tradition die bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Sie zählen zu den besten deutschen Knabenchören. Auftritte vor Prominenz sind für sie keine Seltenheit. Aber für den Papst zu spielen, ist eben doch etwas ganz besonderes, meinte der zwölfjährige Domsingknabe Silas:

„Ja, eigentlich ist es ganz toll und ich freu mich auch schon drauf. Es ist einmalig, dass man vorm Papst singen darf. Das passiert einem ja nicht jeden Tag, oder jedes Jahr. Ich freu mich halt riesig drauf. „ 
Auch Chorleiter Reinhold Kammler fühlte sich trotz seiner weit reichenden Erfahrung und langjährigen Praxis geehrt:

„Für mich als Domkapellmeister, als Kirchenmusiker und als Katholik ist es eine große Ehre und eine große Herausforderung, an dieser Stelle dem Genius Loci der Kirche, der katholischen Kirche, in der Sixtinischen Kapelle zu so einem hochoffiziellen Anlass die Musik liefern zu dürfen. Wir hatten bei Bundespräsident Horst Köhler schon offizielle Auftritte. Wir haben auch vor Papst Johannes Paul II. schon des Öfteren auch offiziell gesungen. Aber in der Kapella Sixtina diese großartige Musik von Johann Sebastian Bach zu singen und zu spielen, ist natürlich nicht zu übertreffen.“ 
Was bei diesem Ereignis aber wirklich im Mittelpunkt stand, waren die zwei Jubiläumsfeste, die Deutschland dieses Jahr feiert. 20 Jahre ist es her, dass die Mauer in Berlin gefallen ist; 60 Jahre, dass das Grundgesetz und damit die Bundesrepublik Deutschland entstanden ist. Domkapellmeister Reinhard Kammler ist sich der Bedeutung dieser Ereignisse durchaus bewusst. Für ihn ist es auch wichtig, diese Ereignisse den jungen Domsingknaben präsent zu machen:

„Gerade 20 Jahre Mauerfall ist für unsere junge Generation ein besonderer Anlass. Denn die heutigen Sänger können sich die Zeit vorher gar nicht mehr vorstellen. Ich war vor der Zeit natürlich auch mit den Domsingknaben in Berlin und man hat die Mauer gesehen und hat sie als schlimm wahrgenommen. Dass die mal fallen könnte, konnte man sich gar nicht vorstellen. Insofern ist auch so ein Jubiläum wie 60 Jahre Bundesrepublik und 20 Jahre Mauerfall sicher ein Anlass, der an den Buben nicht spurlos vorbei geht.“
 
Auf die Frage, wie es denn mit der Akustik in der Kapella Sixtina aussehe, bekommt man keine genaue Antwort. Ob sie für musikalische Darbietungen optimal geeignet ist, bleibt fraglich. Aber das ist im Grunde genommen nicht das Besondere an diesem Auftritt, wie Domkappellmeister Kammler erklärt:

„Zunächst ist diese Cappella Sistina ein erschlagendes, optisches Ereignis. Diese wunderbaren Fresken, man steht vor dem jüngsten Gericht von Michelangelo und wenn man die theologischen Inhalte darin ernst nimmt – und das tun wir, die diese wunderbaren Gemälde in drastischer Form vergegenwärtigen, dann ist es schon eine Ungeheuerlichkeit, vor dieser Kulisse musizieren zu dürfen.“
 
(rv 04.12.2009 jb)







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