2009-12-04 14:46:28

Indien: Pater Josef Neuner verstorben


RealAudioMP3 Der Theologe und Jesuitenpater Joseph Neuner ist am Mittwoch im Alter von 100 Jahren in Pune verstorben. Das hat die Jesuitenprovinz der westindischen Metropole an diesem Freitag bekannt gegeben. Neuner war unter anderem als Seelsorger von Mutter Theresa bekannt geworden und gilt als Schlüsselgestalt des Zweiten Vaticanums. Ein Nachruf von Pater Bernd Hagenkord:
Brückenbauer ist der Titel, mit dem Pater Neuner zeit seines Lebens ausgezeichnet wurde. 1938 ging der Jesuit als Missionar nach Indien. Kurz darauf brach der Zweite Weltkrieg aus. Neuner wurde interniert, nutzte aber die Zeit, Sanskrit zu lernen, die Bhagavadgita und die Upanishaden und andere geistliche und philosophische Werke Indiens zu lesen. Auf Basis dieses Wissensreichtums vermittelte er später als Theologe und Seelsorger zwischen der europäischen und indischen Kultur. Gleichermaßen zu Hause in beiden Welten prägte er die Theologie in beide Richtungen.
Seine Biographie erzählt von einem eindrucksvollen Leben: nach der Internierung und dem Studium in Indien setzte er dieses in Rom an der Universität Gregoriana fort und machte sich als schnell als Theologe einen Namen, etwa als Mitherausgeber der Schriftensammlung „Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung“. Neuner veröffentlichte die Edition kirchlicher Lehrentscheidungen und Konzilstexte in den vierziger Jahren gemeinsam mit seinem Ordensbruder Lothar Roos. Noch heute ist der so genannte „Neuner – Roos“ für Theologiestudenten Standardlektüre.

Während des Zweiten Vatikanischen Konzils war Neuner als theologischer Berater des Bischofs von Pune tätig, er arbeitete in den Kommissionen für Mission, für die Priesterausbildung und die nicht-christlichen Religionen. Vor allem in dieser Kommission brachte er seine positive Sicht und seine Kenntnis der indischen Religionen in die Diskussionen ein. Das Ergebnis war die Erklärung „Nostra Aetate“, das erste Dokument eines Konzils über nicht-christliche Religionen. Seine Mitbrüder in Indien erzählen gerne davon, dass er danach wie ein Apostel daran gearbeitet habe, den verändernden Geist des Konzils auch in Indien fruchtbar zu machen. Über 30 Jahre lehrte er an der Universität Jnana-Deepa Vidyapeeth und wird als einer der großen geistlichen Väter der indischen Theologie verehrt.
Seine seelsorgerische Tätigkeit brachte ihn in Kontakt mit Mutter Theresa von Kalkutta, die ihn sehr schätzte. Nach ihrem Tod war er aktiv an ihrer Seligsprechung beteiligt. Bis zuletzt war er geistig hellwach und ein gesuchter geistlicher und theologischer Ratgeber.
Durch seine Theologie und sein seelsorgerisches Tun hat er die Kirche nicht nur in Indien geprägt. Und in einer Zeit, in der für die Weltkirche die wachsenden Kirchen Asiens immer bedeutender werden, wird P. Neuner noch für lange Zeit fruchtbar bleiben.
Er starb diesen Mittwoch, am Fest des heiligen Franz Xaver, des Schutzpatrons Indiens.
(rv 04.12.2009 ord)







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