2009-12-03 11:27:17

Botschafter Horstmann: „Nachhaltigkeit braucht einen globalen Rahmen“


RealAudioMP3 „Wir sind berufen zu einem verantwortlichen Umgang mit unserem Lebensraum.“ Das betont der deutsche Botschafter beim Heiligen Stuhl, Hans Henning Horstmann, in seiner monatlichen Kolumne für Radio Vatikan. Die am kommenden Montag beginnende Klimakonferenz in Kopenhagen sei eine Chance, die Weichen für den Klimaschutz neu zu stellen. Zu begrüßen sei auch, dass die chinesische Führung sowie US-Präsident Barack Obama trotz innenpolitischer Vorbehalte persönlich nach Kopenhagen reisen, so Botschafter Horstmann.

Sehr verehrte Hörerinnen, sehr verehrte Hörer,
am 7. Dezember beginnt in Kopenhagen die Konferenz der Vereinten Nationen zum Klimawandel. Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bei der Konferenz in führender Position Impulse zu geben und ihren Beitrag zu leisten, „um ein weltweites, ehrgeiziges und umfassendes Übereinkommen zu erreichen.“ (Schlussfolgerungen des Vorsitzes, Brüssel 29./30. Oktober 2009).

Bereits in der Vergangenheit hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel durch ihr persönliches Engagement für den Klimaschutz ausgezeichnet. Sie betont stets das Prinzip der Nachhaltigkeit; d.h. es geht nicht um kurzfristige Erfolge.

Auch der Europäische Rat unterstreicht in seinem Standpunkt für die Kopenhagen-Konferenz das Prinzip der Nachhaltigkeit: Ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine nachhaltige soziale Entwicklung bei größtmöglicher Reduzierung der CO2-Emissionen sind notwendige Voraussetzungen, um Klimaveränderungen zu verhindern. Dies erfordert jedoch ein gemeinsames, auf globaler Ebene abgestimmtes Engagement für unseren Lebensraum.

Papst Benedikt XVI. hat in seiner Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ darauf hingewiesen, dass aus der Beziehung des Menschen zur natürlichen Umwelt eine Verpflichtung erwächst. „Der Umgang mit ihr stellt für uns eine Verantwortung gegenüber den Armen, den künftigen Generationen und der ganzen Menschheit dar. […] Der Gläubige erkennt […] in der Natur das wunderbare Werk des schöpferischen Eingreifens Gottes, das der Mensch verantwortlich gebrauchen darf“ (IV/48).

Aus dieser Verantwortung heraus können wir nicht zusehen, wie die Schöpfung unter den fatalen Folgen des Klimawandels leidet. Trotz weltweiter Maßnahmen zum Klimaschutz sind CO2-Emissionen durch Öl, Kohle und weitere fossile Brennstoffe weiter gestiegen. Im letzten Jahrzehnt allein um 29%, das sind im Schnitt 3,5% pro Jahr. In den Industrieländern liegt der Pro-Kopf-Ausstoß nach wie vor drastisch über dem der Entwicklungsländer: So verursachte 2007 jeder US-Bürger 6 Tonnen CO2-Emission, jeder Bürger des Kongo dagegen nur 13 Kilogramm.
Die OECD hat in ihrem kürzlich veröffentlichten Energiebericht gewarnt: Ohne radikale Maßnahmen wird sich die Durchschnittstemperatur der Erde um 6% erwärmen.

Die Bundeskanzlerin hat in diesen Tagen erneut die Rolle der Vereinten Nationen bei dem Erfolg der internationalen Bemühungen betont. Die Nachhaltigkeit braucht einen globalen Rahmen. Die Konferenz in Kopenhagen hat die Chance, die Weichen für den Umweltschutz neu zu stellen. Es ist gut, dass Präsident Obama und auch die chinesische Führung trotz großer innenpolitischer Vorbehalte dem Beispiel der Kanzlerin folgen und persönlich nach Kopenhagen kommen.

Auch in unserer Gesellschaft sieht die Bundeskanzlerin das Prinzip der Nachhaltigkeit aber noch nicht genug verankert. Sie will sich daher dafür einsetzen, dass „nachhaltiges Denken in kommenden Generationen zur puren Selbstverständlichkeit wird“.

Benedikt XVI. formuliert in seiner Enzyklika deutlich: Es besteht eine „dringende moralische Notwendigkeit einer erneuerten Solidarität“ (IV/49). Um die ungerechte Verteilung der Ressourcen zwischen Entwicklungsländern und Industriestaaten zu beenden, fordert er:
    Die hochindustrialisierten Länder müssen ihren Energieverbrauch reduzieren.
  1. Die Suche nach erneuerbaren Energien muss vorangetrieben werden. Denn eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Energien ist schon heute möglich und realisierbar.

  2. Eine weltweite Neuverteilung der Energiereserven, so dass auch jene Länder, die keinen Zugang haben, Anteil haben können.


Für Benedikt XVI. liegt die entscheidende Lösung zum Schutz der Natur aber nicht allein in ambitionierten Maßnahmen der Weltgemeinschaft. Jeder einzelne in seinem unmittelbaren Lebensraum ist zu einer verantwortlichen Gestaltung aufgerufen. Die Pflichten gegenüber der Umwelt verbinden sich mit den Pflichten gegenüber dem Menschen und dem menschlichen Zusammenleben.

Verehrte Hörerinnen und Hörer, wir sind berufen zu einem verantwortlichen Umgang mit unserem Lebensraum. Es ist uns allen geboten, so Benedikt XVI, „eine verantwortungsvolle Steuerung über die Natur auszuüben, um sie zu schützen, zu nutzen und auch in neuen Formen und mit fortschrittlichen Technologien zu kultivieren, so dass sie die Bevölkerung, die sie bewohnt, würdig aufnehmen und ernähren kann.“ (IV/50)

Wir haben eine globale Verantwortung, denn sie betrifft die ganze eine Welt – heute und morgen. (rv)







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