Botschafter Horstmann: „Nachhaltigkeit braucht einen globalen Rahmen“
„Wir sind berufen
zu einem verantwortlichen Umgang mit unserem Lebensraum.“ Das betont der deutsche
Botschafter beim Heiligen Stuhl, Hans Henning Horstmann, in seiner monatlichen Kolumne
für Radio Vatikan. Die am kommenden Montag beginnende Klimakonferenz in Kopenhagen
sei eine Chance, die Weichen für den Klimaschutz neu zu stellen. Zu begrüßen sei
auch, dass die chinesische Führung sowie US-Präsident Barack Obama trotz innenpolitischer
Vorbehalte persönlich nach Kopenhagen reisen, so Botschafter Horstmann.
Sehr
verehrte Hörerinnen, sehr verehrte Hörer, am 7. Dezember beginnt in Kopenhagen
die Konferenz der Vereinten Nationen zum Klimawandel. Die Europäische Union hat sich
zum Ziel gesetzt, bei der Konferenz in führender Position Impulse zu geben und ihren
Beitrag zu leisten, „um ein weltweites, ehrgeiziges und umfassendes Übereinkommen
zu erreichen.“ (Schlussfolgerungen des Vorsitzes, Brüssel 29./30. Oktober 2009).
Bereits
in der Vergangenheit hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel durch ihr persönliches
Engagement für den Klimaschutz ausgezeichnet. Sie betont stets das Prinzip der
Nachhaltigkeit; d.h. es geht nicht um kurzfristige Erfolge.
Auch der Europäische
Rat unterstreicht in seinem Standpunkt für die Kopenhagen-Konferenz das Prinzip der
Nachhaltigkeit: Ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine nachhaltige soziale
Entwicklung bei größtmöglicher Reduzierung der CO2-Emissionen sind notwendige Voraussetzungen,
um Klimaveränderungen zu verhindern. Dies erfordert jedoch ein gemeinsames, auf globaler
Ebene abgestimmtes Engagement für unseren Lebensraum.
Papst Benedikt XVI. hat
in seiner Sozialenzyklika „Caritas in veritate“ darauf hingewiesen, dass aus der Beziehung
des Menschen zur natürlichen Umwelt eine Verpflichtung erwächst. „Der Umgang
mit ihr stellt für uns eine Verantwortung gegenüber den Armen, den künftigen Generationen
und der ganzen Menschheit dar. […] Der Gläubige erkennt […] in der Natur das wunderbare
Werk des schöpferischen Eingreifens Gottes, das der Mensch verantwortlich gebrauchen
darf“ (IV/48).
Aus dieser Verantwortung heraus können wir nicht zusehen, wie
die Schöpfung unter den fatalen Folgen des Klimawandels leidet. Trotz weltweiter Maßnahmen
zum Klimaschutz sind CO2-Emissionen durch Öl, Kohle und weitere fossile Brennstoffe
weiter gestiegen. Im letzten Jahrzehnt allein um 29%, das sind im Schnitt 3,5% pro
Jahr. In den Industrieländern liegt der Pro-Kopf-Ausstoß nach wie vor drastisch über
dem der Entwicklungsländer: So verursachte 2007 jeder US-Bürger 6 Tonnen CO2-Emission,
jeder Bürger des Kongo dagegen nur 13 Kilogramm. Die OECD hat in ihrem kürzlich
veröffentlichten Energiebericht gewarnt: Ohne radikale Maßnahmen wird sich die Durchschnittstemperatur
der Erde um 6% erwärmen.
Die Bundeskanzlerin hat in diesen Tagen erneut die
Rolle der Vereinten Nationen bei dem Erfolg der internationalen Bemühungen betont.
Die Nachhaltigkeit braucht einen globalen Rahmen. Die Konferenz in Kopenhagen hat
die Chance, die Weichen für den Umweltschutz neu zu stellen. Es ist gut, dass Präsident
Obama und auch die chinesische Führung trotz großer innenpolitischer Vorbehalte dem
Beispiel der Kanzlerin folgen und persönlich nach Kopenhagen kommen.
Auch in
unserer Gesellschaft sieht die Bundeskanzlerin das Prinzip der Nachhaltigkeit aber
noch nicht genug verankert. Sie will sich daher dafür einsetzen, dass „nachhaltiges
Denken in kommenden Generationen zur puren Selbstverständlichkeit wird“.
Benedikt
XVI. formuliert in seiner Enzyklika deutlich: Es besteht eine „dringende moralische
Notwendigkeit einer erneuerten Solidarität“ (IV/49). Um die ungerechte Verteilung
der Ressourcen zwischen Entwicklungsländern und Industriestaaten zu beenden, fordert
er: Die hochindustrialisierten Länder müssen ihren Energieverbrauch reduzieren.
Die Suche nach erneuerbaren
Energien muss vorangetrieben werden. Denn eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit
von Energien ist schon heute möglich und realisierbar.
Eine weltweite
Neuverteilung der Energiereserven, so dass auch jene Länder, die keinen Zugang haben,
Anteil haben können.
Für Benedikt XVI. liegt die entscheidende Lösung
zum Schutz der Natur aber nicht allein in ambitionierten Maßnahmen der Weltgemeinschaft.
Jeder einzelne in seinem unmittelbaren Lebensraum ist zu einer verantwortlichen Gestaltung
aufgerufen. Die Pflichten gegenüber der Umwelt verbinden sich mit den Pflichten gegenüber
dem Menschen und dem menschlichen Zusammenleben.
Verehrte Hörerinnen und Hörer,
wir sind berufen zu einem verantwortlichen Umgang mit unserem Lebensraum. Es ist uns
allen geboten, so Benedikt XVI, „eine verantwortungsvolle Steuerung über die Natur
auszuüben, um sie zu schützen, zu nutzen und auch in neuen Formen und mit fortschrittlichen
Technologien zu kultivieren, so dass sie die Bevölkerung, die sie bewohnt, würdig
aufnehmen und ernähren kann.“ (IV/50)
Wir haben eine globale Verantwortung,
denn sie betrifft die ganze eine Welt – heute und morgen. (rv)