Warum bemüht sich
der Vatikan nicht häufiger um eine Vermittlerrolle bei heiklen internationalen Streitfragen?
Diese Frage hat jetzt die Präsidentin von Chile, Michelle Bachelet, dem Papst gestellt.
Bachelet und ihre Amtskollegin aus Argentinien, Cristina Kirchner, waren am Samstag
im Vatikan, um eine erfolgreiche Vatikan-Vermittlung in einem Streit zwischen Chile
und Argentinien zu feiern. Vor 25 Jahren hatte der damalige Papst Johannes Paul II.
in dem so genannten Beagle-Konflikt einen Krieg zwischen beiden Ländern abgewendet
und zu einem Friedensvertrag beigetragen. Bachelet erklärte nun vor Journalisten,
sie habe Papst Benedikt vorgeschlagen, sich doch etwa im Nahostkonflikt um eine Vermittlerrolle
zu bemühen.
„Warum sollte nicht noch einmal möglich werden, was damals erfolgreich
war?“ fragt sich denn auch Papst-Sprecher Federico Lombardi. „Natürlich – es ging
damals um zwei Länder mit katholischer Mehrheit, die auch dazu bereit waren, die Vermittlung
des Heiligen Stuhls zu akzeptieren. Aber die Lehre daraus ist doch, „dass Menschen
und Länder, wenn sie es denn wirklich wollen, tatsächlich in Frieden zusammenleben
können, wenn sie“ – um Johannes Paul II. zu zitieren – „auf die Kraft der Vernunft
setzen und nicht auf die Logik der Kraft. Geschichte wird eben doch nicht von blinden
Impulsen geleitet, sondern hängt von gerechten und verantwortlichen Entscheidungen
ab, die Menschen treffen.“ Setzen wir also weiter auf Dialog und Frieden, denn der
Bedarf ist da...“
Der Jesuitenpater Federico Lombardi ist Leiter des Vatikanischen
Pressesaals und Direktor von Radio Vatikan.