2009-11-27 15:24:41

Irland: Missbrauch jahrelang vertuscht


RealAudioMP3 30 Jahre lang soll die irische Erzdiözese Dublin Missbrauchsfälle von Priestern an Kindern systematisch vertuscht haben. Zu diesem Urteil kommt ein Bericht der Republik Irland, der die Missbrauchsfälle und den Umgang mit ihnen untersucht hat. Er wurde an diesem Donnerstag von Justizminister Dermot Ahern in Dublin vorgestellt. Der Bericht befasst sich mit Missbrauchsvorwürfen von 1975 bis 2004, dabei geht es um Vorwürfe von 320 Personen.

Radio Vatikan sprach mit Diarmuid Martin, seit 2004 Erzbischof von Dublin. Er sieht vor allem die Opfer, die von den vielen Missbrauchsfällen produziert wurden.

„Ich denke an den Schrecken, den sie durchgemacht haben. Besonders denke ich an eine ganz bestimmte Gruppe, nämlich an diejenigen, die bis jetzt noch nicht fähig sind, ihre Geschichte selbst zu erzählen. In ihnen werden furchtbare Gefühle und Erinnerungen beim Lesen dieses Berichtes wach, Gefühle, mit denen sie noch nicht zu Recht kommen. Ich habe in den letzten Jahren viele, viele Opfer getroffen und konnte sehen, wie ihr Leben oder Teile ihres Lebens zerstört sind. Sie mussten mit dem furchtbaren Leid jahrelang leben. Es ist natürlich besser, wenn sie für sich selbst sprechen, aber ich kann mir auch vorstellen, dass für einige die Tatsache, dass jetzt die Wahrheit ans Licht kommt, sehr wichtig ist.“

Es bleibt für viele Opfer und für die Öffentlichkeit die Frage, wie die offizielle Kirche das alles über so viele Jahre hinweg dulden konnte. Der Bericht der so genannten Murphy-Kommission stellt fest, dass die Vorfälle bekannt waren, aber nicht ernst genommen wurden. Aus dem Bericht geht klar hervor, dass die Kirchenführung im Zeitraum zwischen 1975 und 2004 systematisch ihre Priester vor strafrechtlichen Konsequenzen geschützt hat. Der Kontakt dieser Priester mit Kindern wurde nicht unterbunden.

Bischof Martin sieht einen Mangel an Problembewusstsein oder Verdrängung durch die Verantwortlichen, die die Realität nicht sehen wollten. Auf keinen Fall dürfe man jetzt den gleichen Fehler noch einmal machen und zur Tagesordnung übergehen.

„Es ist sehr traurig, dass einerseits die Eltern und die Opfer, die an die Öffentlichkeit gegangen sind, keinen Zweifel daran hatten, wie schwerwiegend dies alles war; die Leiter unserer Kirche scheinen nicht die gleiche Wahrnehmung gehabt zu haben, wie desaströs das alles für Kinder war. Das ist ein Kapitel in der Geschichte der Erzdiözese Dublin, das sehr traurig ist. Es wird bleiben. Wir können das nicht verleugnen. Es hat keinen Sinn zu sagen, mit dem Bericht sei alles vorbei, jetzt sei wieder alles normal. Die Kirche muss sich ändern und ich glaube, es wird auch gut für uns sein, dass wir uns diesem Kapitel unserer Geschichte ganz gestellt haben.“

Die nach der leitenden Richterin Yvonne Murphy benannte Kommission wurde im März 2006 mit der Untersuchung beauftragt. Der Bericht über die Erzdiözese Dublin folgt dem im Mai veröffentlichten Ryan Report, der zu dem Ergebnis kam, dass irlandweit über Jahre mehr als 2.000 Kinder in kirchlichen Einrichtungen misshandelt, geschlagen oder sexuell missbraucht worden seien. Prügel und sexueller Missbrauch vor allem von Buben kamen demnach in diesen Häusern seit den dreißiger Jahren häufig vor. Auch diese Studie hatte Kirche und Staat in Irland vorgeworfen, die Augen vor den Zuständen in den Heimen verschlossen zu haben.

(rv/reuters/kap 27.11.2009 ord)








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