Der langjährige Intendant
des ZDF, Dieter Stolte, ist gegen einen eigenen katholischen Fernsehsender. Das sagte
er im Gespräch mit uns. Der katholische „Medienbischof“ Gebhard Fürst läßt derzeit
die Perspektiven eines katholischen TV-Senders prüfen; wir fragten Stolte, ob ein
solcher Sender Aussicht auf Erfolg haben könnte.
„Das glaube ich nicht.
Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass öffentlich-rechtliche Anstalten die Botschaft
der beiden großen Kirchen in Deutschland zur Geltung bringen und dass es nicht notwendig
ist, dass ein eigenes katholisches Fernsehprogramm in der Trägerschaft der Kirchen
– sei es der katholischen oder der evangelischen Kirche – angeboten wird. Das ist
viel zu kostenintensiv und zu mühsam.“
Das ZDF ist in diesen Tagen in den
Schlagzeilen, weil Politiker im Aufsichtsrat des Senders ZDF-Chefredakteur Nikolaus
Brender stürzen wollen. Kritiker sehen die Unabhängigkeit des ZDF von der Politik
in Gefahr. Stolte äußerte sich uns gegenüber nicht zu der Angelegenheit; er meinte
nur auf eine Frage nach dem schlechten Ansehen von Politikern wie von Journalisten:
„Richtig
ist, dass Politik und Journalismus aufeinander bezogene Pole sind, die beide für die
Öffentlichkeit und für die Gesellschaft arbeiten. Je mehr die eine Seite in einem
schlechten Ruf steht, desto größer wäre die Verantwortung der Journalisten, das entsprechend
zu moderieren und auch zu korrigieren. Da muss ich zugeben: Das findet heute nicht
ausreichend statt. Auch der Journalismus ist heute sehr stark wettbewerbsgetrieben
– so wie die Parteien auch schon immer wettbewerbsgetrieben waren. Das eine bedingt
das andere, und das hat sich durch den Wettbewerb beschleunigt und leider nicht verbessert.“