Der Klimawandel vollzieht
sich schneller als erwartet. Das geht aus einem aktuellen Bericht führender Klimawissenschaftler
hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Für die Rettung des Klimas müssten die
globalen Emissionen nach 2020 radikal abnehmen, so die Autoren der so genannten „Kopenhagen-Diagnose“.
Sie sei „der letzte wissenschaftliche Aufruf“, „den Klimaschutz-Zug“ beim bevorstehenden
Klimagipfel in der dänischen Hauptstadt nicht zu verpassen. Ohne deutliche Verminderung
der Emissionen könnte die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 um bis
zu sieben Grad Celsius ansteigen.
Eine zu schnelle Emissionsreduzierung gefährde
in den Entwicklungsländern jedoch das so notwendige Wirtschaftswachstum, meint der
Klimaexperte Johannes Wallacher von der Jesuiten-Hochschule für Philosophie in München
– ein Dilemma. Wallacher: „Das Wirtschaftswachstum ist ja nach wie
vor die notwendige, wenn auch nicht hinreichende Voraussetzung für breitenwirksame
Entwicklung. Wir müssen genau aus diesem Dilemma Auswege finden und das können wir
nur schaffen, indem wir eine Gesamtperspektive eröffnen, die sich nicht auf technische
Detaildebatten reduziert, sondern die Menschen und ihre Lebenschancen ins Zentrum
stellt, damit sie den Klimawandel bekämpfen und gleichzeitig an Entwicklung teilhaben
können.“
Eine „neue Qualität weltweiter Partnerschaft“ sei im Klimaschutz
notwendig, so Wallacher. Die Unstimmigkeiten der Länder schienen zwar unüberwindlich.
Helfen könnten aber für alle gültige „ethische Leitplanken“, um den Dialog in die
richtigen Bahnen zu lenken. Wallacher nennt Beispiele:
„Seit einigen Jahren
hat sich die Staatengemeinschaft das Zwei-Grad-Ziel gesetzt, das heißt, man hat sich
auf zwei Grad Celsius als Maximum der Erdewärmung geeinigt, weil nach wissenschaftlichen
Erkenntnissen dieser Wert noch eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels erlaubt.
Gleichzeitig wäre bei dieser Richtlinie noch Spielraum gegeben, dass die Entwicklungsländer
sich entwickeln können. Das wäre also eine Leitplanke."
Eine
zweite wichtige Leitplanke sei, Klima- und Entwicklungspolitik grundsätzlich nicht
gegeneinander auszuspielen, so Wallacher. Der Kopenhagener Klimagipfel vom 7.-18.Dezember
bemüht sich um ein Folgeabkommen zum Kyoto-Protokoll, das 2012 ausläuft. Rund 190
Staaten werden vertreten sein.