2009-11-24 14:22:48

Spanien: „Beten für ein Ende der Krise“


Die Bischöfe sind besorgt über die Wucht, mit der die internationale Krise Spanien getroffen hat: Der langjährige Boom ist abrupt vorbei, die Arbeitslosigkeit mit fast zwanzig Prozent höher als irgendwo sonst in der EU. „In vielen Bistümern sind in die Liturgiefeiern eigene Gebete aufgenommen worden, um für ein schnelles Ende der Krise zu beten“ – das sagte Kardinal Antonio Maria Rouco Varela jetzt bei der Vollversammlung der spanischen Bischofskonferenz, deren Vorsitzender er ist. „Die kalten statistischen Daten dürfen uns nicht vergessen lassen, dass es da um menschliche Schicksale geht“, so Rouco weiter: „Familien wissen nicht mehr, wie sie Essen, Unterkunft und Schule bezahlen sollen.“ Er rief alle Priester, Ordensleute und Bischöfe auf, sich noch mehr als zuvor um die von der Krise Betroffenen zu kümmern – neben den Familien seien das vor allem die Einwanderer, die in schweren Zeiten wie diesen fern ihrer Heimat nicht einmal auf die Unterstützung ihrer Familien hoffen könnten. Die wirtschaftliche Krise, so Rouco Varela weiter, sei aber auch verbunden mit einer sozialen, ethischen und religiösen Krise. Viele Firmenschließungen und Entlassungen seien auf das ethische Fehlverhalten wirtschaftlicher Führungskräfte zurückzuführen.

Rouco Varela kritisierte auch die zunehmende Korruption in Spanien. In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Korruptions- und Bestechungsskandale bekannt, in denen vor allem Bauunternehmer ihre illegalen Machenschaften mit der Hilfe von Lokalpolitikern aller politischen Parteien durchführen konnten und Millionen von Euros illegal erwirtschafteten. Im Zusammenhang mit dem „Werteverfall“ bedauerte der Kardinal die Abschaffung des obligatorischen Religionsunterrichts durch die sozialistische Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero. Die derzeitige Praxis des Reli-Unterrichts falle hinter das mit dem Vatikan vereinbarte System zurück und „hilft niemandem, erst recht nicht den jungen Leuten, die de facto des Reli-Unterrichts beraubt werden. Wenn sie aber doch zur Reli-Stunde gehen, wird ihnen das schwer gemacht, oder sie werden sogar diskriminiert.“ Das Schulsystem insgesamt leide besonders unter der hohen Zahl von Schulabbrechern, der wachsenden Gewalt in den Klassen, dem Fehlen menschlicher und pädagogischer Autorität sowie einem Sexualunterricht ohne moralische Kriterien.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz räumte ein, dass die Bekämpfung der „religiösen, sozialen und wirtschaftlichen Krise“ in Spanien für die Kirche nicht einfach sei, da es auch auf der Iberischen Halbinsel einen Rückgang der Priesterzahlen gibt. In Spanien gebe es 23.286 Pfarrgemeinden, von denen 10.615 mittlerweile keinen „Priester am Ort“ mehr haben, erklärte Rouco Varela. Zudem sei der Altersdurchschnitt der spanischen Priester auf 63 Jahre gestiegen.

(rv/kap 24.11.2009 sk)
 







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