2009-11-24 16:03:36

Philippinen: Kirche verurteilt Massaker


RealAudioMP3 Mit Trauer und Entsetzen reagiert die Philippinische Bischofskonferenz auf das Massaker um eine Politikerfamilie auf der Insel Mindanao. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Angel Lagdameo, sprach von einem Verbrechen gegen den Respekt vor dem Leben und gegen den Frieden der Gesellschaft. Bei dem Angriff bewaffneter Milizen am Montag sind Medienberichten zufolge mindestens 39 Menschen brutal ermordet worden. Die philippinische Präsidentin Gloria Maccapagal Arroyo hat inzwischen den Notstand verhängt.

Grund für die Gewaltorgie sind offenbar lokalpolitische Rivalitäten. Der Angriff galt politischen Anhängern sowie der Gattin des Politikers Esmael Mangudadatu. Sie waren auf dem Weg zum Wahlamt, um die Kandidatur Mangudadatus für die Gouverneurswahlen einzureichen. Der philippinischen Polizei und Medienberichten zufolge gehören die Mörder zur Miliz des amtierenden Gouverneurs Andal Ampatuan. Die beiden Familien seien seit Jahrzehnten erbitterte Rivalen.

Gewalt im Zusammenhang mit den Wahlen seien auf den Philippinen alltäglich, sagte im Gespräch mit uns der Menschenrechtler und Geschäftführer des Philippinenbüros im Essener Asienhaus, Michael Reckordt. Das Geiseldrama in der Provinz Maguindanao sei vor dem Hintergrund der anstehenden Wahlen im Mai 2010 zu sehen:

„Diese Wahlen sind von mehrfacher Bedeutung. Zum einen wird die Präsidentin beziehungsweise der Präsident neu gewählt. Die amtierende Präsidentin kann nicht mehr antreten. Zum anderen werden auch lokale Posten wie Gouverneure und Bürgermeister neu gewählt. Und diese politischen Ämter sind immer auch mit sehr viel wirtschaftlicher Macht verbunden. Es gibt also auch ein wirtschaftliches Interesse, solche Posten weiter zu besetzen, weil man darüber die Möglichkeit hat, Gelder zu vergeben.“

Allein vor den Wahlen 2007 seien weit über hundert Menschen ermordet worden, so Reckordt. In einem sehr auf einzelne Personen zugeschnittenen Wahlkampf, gälten Einschüchterung und politische Gewalt als Zeichen von Stärke, so der Länderexperte. Ein Problem sei, dass solche Gewaltakte bisher kaum strafrechtlich verfolgt wurden:

„Die Straflosigkeit auf den Philippinen ist ein großes Problem. Seit 2001 wurden unter der Administration von Präsidentin Arroyo tausend Menschen Opfer von politischen Morden. Und bisher ist kaum ein Fall aufgeklärt. In diesem Fall ist es sicherlich sehr wichtig, dass die internationalen Medien aber auch die internationale Gemeinschaft ein Auge darauf werfen, wie dieser Fall aufgearbeitet wird und welche Konsequenzen die Regierung daraus zieht.“

Die katholische Kirche spiele in der Lösung der Spannungen eine zentrale Rolle. Reckordt sieht sie in der Pflicht, Druck auf die Regierung auszuüben. Über das entsprechende gesellschaftliche Gewicht verfüge sie in dem überwiegend katholisch geprägten Inselstaat allemal, meint der Länderexperte:

„Gerade die Präsidentin Gloria Arroyo gibt sich nach außen hin immer als sehr streng gläubige Christin. Da hat die katholische Kirche sicherlich auch Anknüpfungspunkte, ihren großen Einfluss geltend zu machen.“

 
(rv/kap 24.11.2009 ad)








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