Der Bischof von Providence
im US-Bundesstaat Rhode Island, Thomas Tobin, hat den Kongressabgeordneten Patrick
Kennedy wegen dessen Haltung zur Abtreibung von der Kommunion ausgeschlossen. Das
behauptete Kennedy in einem am Sonntag veröffentlichten Zeitungsinterview. Damit erreicht
der Streit zwischen Kirchenvertretern und dem Politiker aus einer der bekanntesten
katholischen Familien der USA einen neuen Höhepunkt.
Bischof Tobin habe ihm
geschrieben, dass er nicht mehr die Kommunion empfangen dürfe, sagte Kennedy der Zeitung
„The Providence Journal“. Tobin habe ihm erklärt, dass er wegen seiner öffentlich
eingenommenen Positionen im Hinblick auf die Abtreibung kein praktizierender Katholik
sei. Auch seien die Priester der Diözese Providence laut Kennedy angewiesen worden,
ihn nicht zur Kommunion zuzulassen. Bischof Tobin indessen stellte in einem Interview
mit der Nachrichtenagentur AP klar, den Brief an Kennedy habe er bereits vor drei
Jahren geschrieben. Darin habe er den Abgeordneten lediglich gebeten, die Kommunion
aufgrund seiner Haltung zur Abtreibung nicht mehr zu empfangen. Das sei weder ein
formeller Ausschluss Kennedys von der Kommunion gewesen, noch habe er Priestern angeordnet,
Kennedy die Kommunion zu verweigern. „Ich bin enttäuscht, dass der Abgeordnete Kennedy
diesen pastoralen Rat jetzt publik gemacht hat“, sagte Tobin laut dem Bostoner Herald.
„Ich habe kein Interesse daran, die Diskussion um das religiöse Leben Kennedys öffentlich
fortzusetzen“, so der Bischof wörtlich. Er wolle jedoch weiterhin für das geistliche
Heil des Politikers beten. Der Streit zwischen Tobin und Kennedy hatte im Oktober
begonnen, als der Sohn von Edward Kennedy in einem Interview die US-Bischöfe wegen
ihrer Haltung zur Gesundheitsreform kritisierte. Die Oberhirten hatten neuerlich ihre
Ablehnung aller Maßnahmen zu Gunsten der Abtreibung betont. Tobin verlangte nach dem
Interview eine Entschuldigung Kennedys. Der Abgeordnete habe die Kirche und ihre Positionen
zur Gesundheitsreform und zur Abtreibung öffentlich angegriffen, so Tobin. „Das hat
meine öffentliche Antwort herausgefordert“, sagte der Bischof gegenüber AP, „ich suche
nicht freiwillig nach Streit“.