Eine Bischofsernennung
von diesem Samstag hat in Spanien viele aufhorchen lassen: Benedikt XVI. wählte einen
neuen Oberhirten für San Sebastian. In das berühmte Seebad des Baskenlands geht der
gebürtige Baske José Ignacio Munilla – gegen den sich allerdings bei nationalistischen
Basken Protest regt. Der Neue ist ihnen nicht separatistisch genug. Ein Bericht von
Stefan Kempis. Die Nachricht, dass der konservative Bischof von Palencia in Kastilien
jetzt in seine baskische Heimat zurückkehrt, ärgert die Baskisch-Nationalistische
Partei, der viele eine gewisse Sympathie mit der Terrorgruppe ETA nachsagen. Erst
seit kurzem ist die Partei mit dem Kürzel PNV nicht mehr an der Macht im Baskenland;
einer ihrer führenden Politiker, Joseba Egibar, sagt, offenbar habe Bischof Munilla
aus Madrid und Rom die Aufgabe bekommen, die Kirche im Baskenland „zu entpersonalisieren
und zu entwurzeln“. „Ich gehe nach San Sebastian mit Demut und Vertrauen“, sagt
der 48-jährige Bischof dazu nur. „Mir ist die Pluralität und Verschiedenheit der Menschen
von dort klar. Ich will die nötige Freiheit geben, um weiterhin das Angebot Jesu an
die Männer und Frauen unserer Zeit vorzustellen.“ Er will „Bischof für alle Gläubigen“
sein – das ist auch eine ausgestreckte Hand hin zu den baskischen Separatisten. Diese
haben offenbar fast den gesamten Klerus im Baskenland auf ihrer Seite – und auch Munillas
Vorgänger, Bischof Juan Maria Uriarte. „Uriarte akzeptiert Munilla als legitimen Bischof“
– als ginge es da um eine Kapitulation, so lautet eine Schlagzeile auf der Webseite
des katholischen Radios Cope. „Wissen Sie“, meint Munilla im Telefoninterview
mit uns, „in gewissem Sinn habe ich noch eine Schuld mit San Sebastian zu begleichen,
denn ich bin ja selbst aus diesem Bistum. Bisher war ich einer ihrer Söhne - jetzt
bin ich sozusagen ihr Vater. Ich will also meine Schuld abtragen gegenüber der Familie,
die mir den Glauben gegeben hat, und gegenüber den Priestern, die mir das übernatürliche
Leben aufgeschlossen haben. Mit diesem Geist gehe ich nach San Sebastian.” Es wird
ihm immerhin helfen, dass er baskisch spricht. Die Zeitung „El Pais“ sieht hinter
der Bischofsernennung den Erzbischof von Madrid, Kardinal Antonio Rouco Varela. Dieser
habe den Vatikan davon überzeugt, dass gegenüber den Basken eine härtere Linie nötig
sei – nicht die weiche Linie Bischof Uriartes oder etwa des Bischofs von Bilbao, Ricardo
Blazquez, der Roucos Vorgänger im Chefsessel der spanischen Bischöfe war. Ein spanischer
Sieg also über die Basken, und Rouco als der Drahtzieher? Der Kardinal hört sich in
seiner Predigt vom Christkönigssonntag, nur Stunden nach der Ernennung Munillas, nicht
triumphalistisch an. „Der Thron unseres Königs war das Kreuz“, sagt er. Am 9. Dezember
wird Bischof Munilla in San Sebastian eingeführt. (rv 23.11.2009 sk)