Italien: EVP fordert, „Beziehung zwischen Staat und Religion neu regeln“
Mit dem neuen EU-Vertrag soll nach dem Willen der europäischen Christdemokraten das
Gespräch mit Kirchen und Religionsgemeinschaften intensiver als bisher geführt werden.
So das Fazit des Dialogseminars der EVP-Fraktion des Europaparlaments, das an diesem
Samstag zu Ende ging. Mehr Dialog mit der Politik – das wünschten sich vor allem auch
viele Muslime in Deutschland, ,erklärt der Islam- und Politikwissenschaftler Wael
El-Gayar, am Rande der Tagung im Gespräch mit Radio Vatikan. Mehr von Anne Preckel In
Deutschland sind die Beziehungen zwischen Staat und den Kirchen durch das Staatskirchenrecht
geregelt. Der rechtliche Status der muslimischen Glaubensgemeinschaft ist darin nicht
aufgeführt. Ein Dilemma, so El-Gayar, der für einen Ausbau des Gesetzes zu einem „Religionsverfassungsrecht“
vorschlägt. Dem Dialog zwischen Staat und der Muslimen stünden weiterhin organisatorische
Hürden im Weg, so El-Gayar. Denn für einen Dialog brauche es Struktur und Transparenz.
„Derzeit ist es so, dass die Kirchen institutionell strukturiert und organisiert
sind und deshalb auch ein sehr adäquater Ansprechpartner des Staates sind. Bei den
Muslimen ist dies nicht der Fall. Der Islam hat keine Kirche und ist dementsprechend
auch nicht institutionell organisiert. Der Staat kann aber nur mit Institutionen reden
- nicht mit Privatpersonen. Demzufolge fordern wir, das heißt auch die Landesregierung
Nordrhein-Westfalen, einen adäquaten Ansprechpartner auf muslimischer Seite.“
Zwar
sind in NRW und in der Bundesrepublik insgesamt schon vier große muslimische Verbände
präsent. Was aber das Verständnis der Grundregeln demokratischer Vertretung angehe,
gebe es aber auf Seiten der Muslime enormen Nachholbedarf. Nach neuen Studien des
Ministeriums fühlten sich in Deutschland nur wenige Muslime von den vier Dachverbänden
vertreten, wendet der Experte ein. Wenn sich Muslime besser organisieren und geschlossen
auftreten würden, so El-Gayar, könnte das auch das gesamtgesellschaftliche Klima verbessern.
Wichtig sei:
„...eine Toleranz aufzubauen, die nicht nur darauf beruht,
dass man sich gegenseitig in Respekt begegnet, sondern die ein gemeinsames Ziel hat.
Nämlich, dass man in den einzelnen Gemeinden dafür wirbt, dass man als Mensch, egal
ob Moslem oder Christ, gemeinsam in Deutschland und Nordrhein-Westfalen miteinander
lebt, nicht nebeneinander oder parallel, sondern miteinander und teilhabend in der
Gesellschaft.“