Verehrte Kardinäle, Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt, Ehrenwerte Künstler, Meine
Damen und Herren, Mit großer Freude begrüße ich euch an diesem festlichen Ort,
so reich an Kunst und Geschichte. Ich grüße jeden von euch herzlich und danke euch
dafür, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid. Zu diesem Treffen möchte ich die Freundschaft
der Kirche mit der Welt der Künste ausdrücke und erneuern, eine Freundschaft, die
durch die Zeiten stark geworden ist. Von seinen Anfängen an hat das Christentum den
Wert der Kunst erkannt und klugen Gebrauch gemacht von den verschiedenen Ausdrucksweisen
der Kunst, um die ewige Botschaft der Erlösung auszudrücken. Diese Freundschaft muss
fortwährend gefördert und genährt werden, so dass sie authentisch und fruchtbringend
ist, angepasst an die verschiedenen historischen Perioden und aufmerksam für soziale
und kulturelle Verschiedenheiten. Das ist der Grund für unser Treffen heute. Ich bin
Erzbischof Gianfranco Ravasi, dem Präsidenten des päpstlichen Rates für Kultur und
der päpstlichen Kommission für die Kulturgüter der Kirche und seinen Mitarbeitern
zutiefst dankbar, dass sie dieses Treffen ermöglicht und organisiert haben, und ich
danke ihm für die freundlichen Worte. Ich grüße die Kardinäle, die Bischöfe, die Priester
und die einzelnen ehrenwerten Persönlichkeiten, die hier anwesend sind. Ich danke
auch dem Chor der Sixtinischen Kapelle für ihren Beitrag zu diesem Treffen. Das Ereignis
dieses Tages dreht sich um euch, verehrte und hochgeschätzte Künstler aus verschiedensten
Ländern, Kulturen und Religionen, einige von euch vielleicht weit entfernt von der
Religion, aber nichtsdestoweniger dadurch interessiert an der Kommunikation mit der
katholischen Kirche, dass ihr die Horizonte der menschlichen Existenz nicht auf materielle
Realitäten, nicht auf eine verengte und vereinfachende Sichtweise, reduziert. Ihr
repräsentiert die mannigfaltige Welt der Kunst und dadurch, durch euch, möchte ich
allen Künstlern meine Einladung zu Freundschaft, Dialog und Zusammenarbeit aussprechen. In
diesen Tagen finden einige bedeutende Jahrestage statt. Es sind zehn Jahre seit dem
Brief meines verehrten Vorgängers, des Dieners Gottes Papst Johannes Paul II., an
die Künstler vergangen. Erstmalig hat damals, kurz vor dem Heiligen Jahr 2000, der
Papst, der selber ein Künstler war, einen Brief an die Künstler geschrieben, der die
Feierlichkeit eines päpstlichen Dokuments mit dem freundlichen Ton einer Konversation
verband, einer Konversation unter allen jenen, die, wie wir in den Eingangsworten
lesen, „sich leidenschaftlich der Suche nach neuen Erscheinungsformen des Schönen
widmen.” Vor 25 Jahren hat derselbe Papst Fra Angelico selig gesprochen, ein Modell
der vollkommenen Harmonie zwischen Glauben und Kunst. Ich erinnere mich auch, wie
am 7. Mai 1964, vor 45 Jahren, hier an derselben Stelle sich ein historischer Moment
ereignete, auf ausdrücklichen Wunsch von Papst Paul VI., um die Freundschaft zwischen
Kirche und Kunst zu bekräftigen. Seine Worte bei dieser Gelegenheit hallen heute erneut
unter dem Gewölbe der Sixtinischen Kapelle und berühren unsere Herzen und Gedanken. „Wir
brauchen euch“, sagte er damals. „Wir brauchen eure Mitarbeit, um unseren Dienst ausführen
zu können, ein Dienst, der wie ihr wisst darin besteht, die geistlichen Dinge, das
Unsichtbare, Unverstehbare, die Dinge Gottes, zu predigen, zugänglich und verstehbar
zu machen für den Geist und die Herzen der Menschen. In dieser Tätigkeit seid ihr
Meister. Es ist eure Aufgabe, eure Mission, und eure Kunst besteht darin, Schätze
des himmlischen Bereichs des Geistes zu ergreifen und sie in Worte, Farben, Formen
zu kleiden, sie zugänglich zu machen.“ Paul VI. schätzte die Künstler so sehr, dass
er gewagte Ausdrücke gebrauchte. „Wenn wir auf eure Hilfe verzichten müssten“, schloss
er an, „würde unser Dienst stagnieren und unsicher werden, und es bräuchte eine besondere
Anstrengung – um es so auszudrücken – um ihn künstlerisch, ja sogar prophetisch zu
machen. Um die Höhen des lyrischen Ausdrucks der intuitiven Schönheit zu erklimmen,
muss sich das Priestertum mit der Kunst decken.“ Bei dieser Gelegenheit ging Paul
VI. die Verpflichtung ein, die „Freundschaft zwischen Kirche und Künstlern neu zu
gründen“ und er lud die Künstler ein, ein ähnliches, gemeinsames Engagement einzugehen,
die Gründe für die Störungen der Beziehung ernsthaft und objektiv zu analysieren,
und persönlich die Verantwortung zu übernehmen, mutig und leidenschaftlich einen neuen
und tieferen Weg des gemeinsamen Kennenlernens und Dialoges zu gehen, um eine authentische
Renaissance der Kunst im Kontext eines neuen Humanismus zu erreichen. Dieses historische
Treffen hat – wie ich erwähnt habe – hier in diesem Heiligtum des Glaubens und menschlicher
Kreativität stattgefunden. Es ist also kein Zufall, dass wir an diesem Ort zusammenkommen,
der für seine Architektur und seinen Symbolik geschätzt wird, und natürlich für seine
Fresken, die ihn einzigartig machen. Von den Meisterwerken von Perugino und Botticelli,
Ghirlandaio und Cosimo Rosselli, Luca Signorelli und anderen, bis zu den Szenen der
Schöpfungsgeschichte und dem Jüngsten Gericht des Michelangelo Buonarotti, der uns
hier eine der außergewöhnlichsten Schöpfungen der gesamten Kunstgeschichte geschenkt
hat. Die universelle Sprache der Musik ist hier häufig erklungen, Dank des Genies
der großen Musiker, die ihre Kunst in den Dienst der Liturgie gestellt haben, dem
Geist bei seinem Aufstieg zu Gott helfend. Gleichzeitig ist die Sixtinische Kapelle
voller lebendiger Geschichte, denn es ist der feierliche und ernste Ort von Ereignissen,
welche die Geschichte der Kirche und der Menschheit kennzeichnen. Wie sie wissen,
wählt das Kardinalskollegium hier den Papst. Hier habe ich selbst, mit Ängstlichkeit
zwar aber auch mit vollem Vertrauen in den Herrn, den ehrenvollen Moment meiner Wahl
zum Nachfolger des Apostels Petrus erlebt. Liebe Freunde, erlauben wir diesen Fresken,
heute zu uns zu sprechen und uns dem letzten Ziel menschlicher Geschichte näher zu
bringen. Das Jüngste Gericht, dass sie hinter mir sehen, erinnert uns daran, dass
die menschliche Geschichte Bewegung und Aufstieg ist, eine andauernde Spannung auf
die Fülle hin, auf das menschliche Glück hin, auf einen Horizont hin, der immer die
Gegenwart übersteigt auch wenn die beiden zusammenfallen. Aber die dramatische Szene,
die das Fresko darstellt, stellt uns auch das Risiko des menschlichen Scheiterns vor
Augen. Dieses Risiko droht den Menschen einzunehmen, wann immer er zulässt, dass die
Mächte des Bösen ihn leiten. Das Fresko stößt einen lauten prophetischen Ruf aus,
gegen das Böse und gegen jede Form der Ungerechtigkeit. Für Gläubige ist der auferstandene
Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben. Für seine gläubigen Anhänger ist er
die Tür, durch die wir zu dem direkten Anblick Gottes gebracht werden, von dem grenzenloses,
volles und endgültiges Glück strömt. So bietet Michelangelo unserem Blick das Alpha
und das Omega, den Anfang und das Ende der Geschichte, und er lädt uns ein, unseren
Lebensweg mit Freude, Mut und Hoffnung zu gehen. Die dramatische Schönheit des Gemäldes
Michelangelos wird zu einer Verkündigung der Hoffnung, einer Einladung unseren Blick
zu heben zum letzten Horizont. Das tiefe Band zwischen Schönheit und Hoffnung war
der entscheidende Inhalt der bewegenden Botschaft, die Papst Paul VI. am Ende des
Zweiten Vatikanischen Konzils, am 8. Dezember 1965, an die Künstler richtete: „Euch
allen“, erklärte er feierlich, „erklärt die Kirche des Konzils durch unsere Lippen:
wenn ihr Freunde echter Kunst seid, seid ihr unsere Freunde.“ Und er ergänzte: „Diese
Welt in der wir leben braucht Schönheit, um nicht in Verzweiflung zu versinken. Schönheit,
wie auch die Wahrheit, bringt dem menschlichen Herz Freude, und es ist diese kostbare
Frucht, die dem Zahn der Zeit widersteht, die Generationen vereint und sie fähig macht,
in Bewunderung zusammen zu stehen. Und all dies durch das Werk eurer Hände. Vergesst
nicht, dass ihr die Treuhänder des Schönen in der Welt seid.“ Unglücklicherweise
ist unsere Zeit nicht nur durch negative Erscheinungen auf sozialem und wirtschaftlichem
Gebiet geprägt, sondern auch durch die Schwächung der Hoffnung, durch ein Fehlen von
Vertrauen in menschliche Beziehungen, die Anzeichen von Resignation, Aggression und
Verzweiflung wachsen lassen. Die Welt in der wir leben riskiert, bis zur Unkenntlichkeit
entstellt zu werden, weil unkluge menschliche Handlungsweisen, anstatt ihre Schönheit
zu pflegen, skrupellos ihre Ressourcen für das Wohl einiger weniger ausbeuten und
dadurch nicht selten die Wunder der Natur entstellen. Was kann den Enthusiasmus und
die Zuversicht wiederherstellen, was kann den menschlichen Geist ermutigen, seinen
Weg zu finden, seine Augen zum Horizont zu erheben, von einem Leben, das seiner Berufung
würdig ist, zu träumen – wenn nicht die Kunst? Liebe Freunde, als Künstler wisst ihr
gut, dass die Erfahrung der Schönheit, einer Schönheit die authentisch ist und nicht
nur vergänglich und künstlich, auf keinen Fall nur ergänzend oder sekundär für unsere
Suche nach Sinn und Glück ist. Die Erfahrung der Schönheit entfernt uns nicht von
der Wirklichkeit, im Gegenteil, sie führt zu einer direkten Begegnung mit den täglichen
Wirklichkeiten unseres Lebens. Sie befreit die Wirklichkeit von der Dunkelheit, verklärt
sie und macht sie strahlend und schön. Eine wesentliche Bedeutung wirklicher Schönheit,
wie Plato betont, ist wirklich, dass sie dem Menschen einen gesunden Schock versetzt,
ihn aus sich selbst herausholt, ihn wegzerrt von Resignation und davon, zufrieden
zu sein mit der Eintönigkeit – sie lässt ihn sogar leiden, sticht ihn wie ein Pfeil,
und weckt ihn dadurch auf, die Augen des Herzens und des Geistes neu geöffnet, und
gibt ihm Flügel und zieht ihn empor. Dostojewskis Worte, die ich jetzt zitieren möchte,
sind gewagt und paradox, aber sie laden zum Nachdenken ein. Er sagt: „der Mensch kann
ohne Wissenschaft leben, er kann ohne Brot leben, aber er kann nicht ohne Schönheit
leben, weil es dann in der Welt nichts mehr zu tun gäbe. Hier ist das ganze Geheimnis,
hier ist das Ganze der Geschichte.“ Der Maler Georges Braque nimmt diesen Gedanken
auf: „Kunst soll stören, Wissenschaft beruhigt.“ Schönheit lässt uns nicht in Ruhe,
aber dadurch erinnert sie uns an unsere letzte Bestimmung, sie setzt uns zurück auf
unseren Weg, erfüllt uns mit neuer Hoffnung, gibt uns den Mut, ganz und gar das Geschenk
des Lebens zu leben. Die Suche nach Schönheit die ich hier beschreibe meint ganz klar
nicht die Flucht ins Irrationale oder in einen Ästhetizismus. Allzu oft ist die
Schönheit die uns aufgedrängt wird leider illusorisch und täuschend, oberflächlich
und verblendend und hinterlässt den Betrachter betäubt. Anstatt ihn aus sich selbst
heraus zu führen und ihm den Horizont echter Freiheit durch das Emporziehen zu erweitern,
schließt sie ihn in sich selbst ein und versklavt in weiter durch den Entzug von Hoffnung
und Freude. Es ist eine verführerische und heuchlerische Schönheit, die Begehren aufleben
lässt, den Willen zur Macht, zum Besitz und zur Herrschaft über andere. Es ist eine
Schönheit, die schnell in ihr Gegenteil umschlägt, die Gestalt von Unanständigkeit
annehmend, von Übergriff oder grundloser Provokation. Authentische Schönheit aber
erschließt das Sehnen des Menschlichen Herzens, das tiefe Verlangen zu wissen, zu
lieben, auf den Anderen zuzugehen, die Hände nach dem Jenseits auszustrecken. Wenn
wir zugeben, dass Schönheit uns berührt, dass sie uns verwundet, dass sie unsere Augen
öffnet, dann entdecken wir die Freude des Sehens neu und verstehen die tiefe Bedeutung
unserer Existenz, das Geheimnis, dessen Teil wir sind. Von diesem Geheimnis können
wir die ganze Fülle erwarten, die Freude, die Leidenschaft, sich diesem Geheimnis
täglich zuzuwenden. Hierzu zitiert Papst Johannes Paul II. in seinem Brief an
die Künstler die folgenden Zeilen des polnischen Dichters Cyprian Norwid: „Schönheit
soll uns zur Arbeit begeistern, und Arbeit hebt uns empor.“ Und später fügt er hinzu:
„Soweit sie das Schöne sucht, die Frucht der Vorstellung die über den Alltag hinausgeht,
ist Kunst von ihrer Natur her ein Appell an das Mysterium. Auch wenn sie die dunkelsten
Tiefen der Seele oder die beunruhigendsten Aspekte des Bösen erkunden, leiht der Künstler
auf seine Art dem universellen Verlangen nach Erlösung Stimme.“ Und zum Abschluss
stellt er fest: „Schönheit ist ein Schlüssel zum Mysterium und ein Ruf zur Transzendenz“.
Diese Ideen treiben uns zu einem weiteren Schritt unserer Reflexion. Schönheit, sowohl
die des Universums und der Natur als auch die durch Kunst ausgedrückte, kann ein Weg
zur Transzendenz werden, zum letzten Geheimnis, zu Gott, weil sie die Horizonte menschlichen
Bewusstseins erweitert und öffnet und uns so über uns selbst hinaus weist und uns
mit dem Abgrund der Ewigkeit konfrontiert. Kunst kann in jeder Form eine religiöse
Qualität annehmen, wo sie den großen Fragen unserer Existenz begegnet, den fundamentalen
Themen die dem Leben den Sinn geben. Dadurch werden sie zu einem Weg tiefer innerer
Reflexion und Spiritualität. Diese große Nähe, diese Harmonie zwischen dem Weg des
Glaubens und dem Weg des Künstlers wird durch viele Kunstwerke bezeugt, die sich auf
die Personen, Geschichten und Symbole der immensen Sammlung von Figuren – im weitesten
Sinn des Wortes – nämlich der Bibel, der Heiligen Schrift, stützen. Die großen biblischen
Erzählungen, Themen, Bilder und Parabeln haben unzählige Meisterwerke in jedem Bereich
der Kunst inspiriert, genauso wie sie zu den Herzen der Gläubigen jeder Generation
durch das Handwerk der Volkskunst gesprochen haben, die nicht weniger beredsam und
bewegend sind. So mag man durchaus von einer via pulchritudinis sprechen,
einem Weg der Schönheit, der gleichzeitig ein künstlerischer und ästhetischer Weg
ist, ein Weg des Glaubens, eine theologische Suche. Der Theologe Hans Urs von Balthasar
beginnt sein großes Werk Herrlichkeit – eine Theologische Ästhetik mit diesen
bezeichnenden Beobachtungen: „Schönheit ist das Wort, mit dem wir beginnen wollen.
Schönheit ist das letzte Wort, dass der denkende Intellekt zu sprechen wagt, weil
es einen Heiligenschein formt, eine unberührbare Krone um das Zweierpaar des Wahren
und des Guten und ihrer untrennbaren Verbindung untereinander.“ Er fügt dann hinzu:
„Schönheit ist die Selbstlosigkeit, ohne die die antike Welt sich nicht verstehen
wollte, ein Wort das unmerklich aber doch unzweifellos sich von unserer neuen Welt
verabschiedet hat, unserer Welt der Interessen, sie ihrem eigenen Geiz und ihrer eigenen
Traurigkeit überlassend. Sie wird nicht geliebt oder gefördert, nicht einmal mehr
durch die Religion.“ Und er schließt: „Wir können sicher sein, dass wer auch immer
über ihren Namen spottet als wäre er ein Ornament einer bürgerlichen Vergangenheit
– ob er es zugibt oder nicht – der kann nicht mehr beten und wird bald unfähig sein,
zu lieben.“ Der Weg der Schönheit führt uns also dazu, das Ganze im Teil zu ergreifen,
das Unendliche im Endlichen, Gott in der Geschichte der Menschheit. Simone Weil schrieb
dazu: „In allem, was in uns den reinen und authentischen Sinn für das Schöne weckt,
dort ist Gott wahrhaft anwesend. Es gibt eine Art Inkarnation Gottes in der Welt,
für die die Schönheit das Zeichen ist. Schönheit ist er experimentelle Beweis dafür,
das Inkarnation möglich ist. Deswegen ist jede echte Kunst ihrer Natur nach religiös.“
Hermann Hesse drückt dies noch direkter aus: „Kunst bedeutet, Gott in allem, was existiert,
zu entdecken.“ Die Worte von Papst Paul VI. aufnehmend hat der Diener Gottes Papst
Johannes Paul II. neu das Verlangen der Kirche nach einem erneuertem Dialog und nach
Kooperation mit Künstlern vorgetragen: „Um die Botschaft verkünden zu können, die
Christus ihr anvertraut hat, braucht die Kirche Kunst.“ Aber gleichzeitig fragt er:
„braucht die Kunst die Kirche?“ und lädt durch diese Frage Künstler ein, eine Quelle
frischer und gut begründeter Inspiration in der religiösen Erfahrung zu finden, in
Christlicher Offenbarung und in dem großen Werk, der Bibel. Liebe Künstler, indem
ich schließe, möchte auch ich wie mein Vorgänger eine herzliche, freundschaftliche
und leidenschaftliche Bitte an euch richten. Ihr seid die Treuhänder der Schönheit:
dank eures Talentes habt ihr die Möglichkeit, zum Herz der Menschheit zu sprechen,
einzelne und gemeinsame Empfindlichkeiten zu berühren, Träume und Hoffnungen wachzurufen,
und Horizonte von Wissen und menschlichem Engagement zu erweitern. Seid dankbar für
diese Gaben, die ihr empfangen habt und seid euch eurer großen Verantwortung bewusst,
Schönheit mitzuteilen, durch und in Schönheit zu kommunizieren! Durch eure Kunst seid
ihr selbst Boten und Zeugen der Hoffnung für die Menschheit! Und fürchtet euch nicht,
euch der ersten und letzte Quelle der Schönheit zu nähern und in den Dialog mit den
Gläubigen zu treten, mit denen, die wie ihr auch glauben, dass sie Pilger in dieser
Welt und in der Geschichte sind, auf dem Weg zu unendlicher Schönheit! Glaube nimmt
nichts von eurem Genie oder eurer Kunst weg: im Gegenteil, er erhöht sie und nährt
sie, er ermutigt sie, die Schwelle zu überschreiten und mit Begeisterung und Gefühl
das letzte und endgültige Ziel zu betrachten, die Sonne, die niemals untergeht, die
Sonne, die die Gegenwart erleuchtet und sie schön macht. Der Heilige Augustinus, der
in die Schönheit verliebt war und ihr Lob sang, hat die folgenden Worte niedergeschrieben,
als er die letzte Bestimmung des Menschen betrachtete und vorwegnehmend die Szene
des jüngsten Gerichts beschrieb, die uns heute vor Augen ist: „Deswegen sehen wir
eine Vision, meine Brüder, die kein Auge je gesehen, kein Ohr je gehört und kein Herz
je ergriffen hat: eine Vision die alle weltliche Schönheit übertrifft, sei es die
von Gold und Silber, Wäldern und Feldern, Meer und Himmel, Sonne und Mood, oder Sterne
und Engel. Der Grund ist der: sie ist die Quelle aller anderen Schönheit.“ Mein Wunsch
für euch alle, liebe Künstler, ist dass ihr diese Vision immer vor Augen haben mögt,
in euren Händen und in euren Herzen, dass sie euch Freude bringe und weiterhin großartige
Werke inspiriere. Von Herzen segne ich euch und, wie Paul VI., grüße ich euch mit
einem einzelnen Wort: arrivedeci, auf Wiedersehen!