Die evangelische Landesbischöfin von Magdeburg, Ilse Junkermann, stößt mit einer Äußerung
zur Stasi auf Widerspruch. Vor der Synode in Wittenberg hatte sich Junkermann für
eine differenzierte Aufarbeitung der Geschichte der DDR ausgesprochen. Wörtlich hatte
sie erklärt: „Auch wenn viele in unserer Kirche während und unter der DDR-Zeit gelitten
haben und sich berechtigt als Opfer verstehen, sollten wir Menschen, die dem Regime
nahe standen, nicht in Schubladen sperren. Mit Menschen in Schubladen lässt sich nicht
reden und nicht Gesellschaft bauen." Eine Versöhnung mit denen, die andere einst bespitzelt
und verraten haben, sei eine Aufgabe, die „noch mehr vor als hinter uns liegt“. Kritik
an den Äußerungen übten die Beauftragten für Stasi-Unterlagen von Thüringen und Sachsen-Anhalt,
Hildigund Neubert und Gerhard Ruden. Junkermann hätte sich gründlicher informieren
und sich in den Kreisen der Opferverbände und der Aufarbeitung der SED-Diktatur umhören
sollen, so Neubert. Es sei bereits viel an Aufarbeitung geschehen; sie sei gern bereit,
die Landesbischöfin „in diese Thematik einzuführen“. Neubert kritisierte, dass viele
ehemalige Täter eine „pauschale Vergebung“ wollten ohne vorherige Buße und Reue. „Doch
das ist eine Art der Differenzierung, die wir Christen und auch aus biblischer Sicht
nicht leisten können.“ Wenn Kirche auf der Seite der Schwachen stehen wolle, sollte
sie sich lieber dafür einsetzen, dass Opfern der DDR-Diktatur endlich zu ihrem Recht
verholfen werde – etwa angemessenen Renten. (idea 21.11.2009 sk)