Der CSU-Politiker
und frühere bayerische Landtagspräsident Alois Glück ist neuer Präsident des Zentralkomitees
der deutschen Katholiken (ZdK). Die Herbstvollversammlung des ZdK wählte den 69-Jährigen
am Freitag in Bonn mit 169 von 189 Stimmen zum Nachfolger von Hans Joachim Meyer (73).
Die Deutsche Bischofskonferenz erklärte sofort die notwendige Zustimmung zur Wahl.
„Selbstbewusst
missionarisch“ In seiner Rede vor der Vollversammlung in Bonn-Bad Godesberg
versprach der neue ZdK-Präsident, sich für eine vertrauensvolle und fruchtbare Zusammenarbeit
mit der Deutschen Bischofskonferenz einzusetzen, um gemeinsam nach Perspektiven für
die Zukunft der Kirche in Deutschland zu suchen. Glück rief die Kirche auf,
selbstbewusst missionarisch zu sein und offen für fremde Milieus. „Ich sehe in unserer
Kirche zu viel Ängstlichkeit gegenüber der modernen Welt, zu viel Abwehr, zu viel
Tendenz, in den eigenen Schutzräumen zu bleiben“, so Glück wörtlich. Ohne die Mitwirkung
der Laien werde die Kirche allerdings wenig wirksam sein können. Den besonderen Auftrag
der Laien sieht der neue Präsident des ZdK in ihrem Engagement in Gesellschaft und
Staat. Er widersprach ausdrücklich denen, die meinen, dass christliche Werte in dieser
Zeit keine Chance hätten. „Wir brauchen eine neue Qualität der Kultur der Verantwortung,
der Verantwortung für sich selbst, für die Mitmenschen, für das Gemeinwesen und vor
allem, als eine der größten ethischen Herausforderung unserer Zeit, für die Nachkommen“,
unterstrich Glück. Im Interview mit dem Kölner Domradio kündigte Glück eine „ehrliche
Bestandsaufnahme über die Situation des Laienkatholizismus“ an. Er wolle in den ersten
drei Monaten des Jahres 2010 in Klausurtagungen mit dem Präsidium und dem Hauptausschuss
des ZdK die künftigen Aufgaben des obersten katholischen Laiengremiums in Deutschland
beraten. Engagement innerhalb der Kirche und Engagement in Gesellschaft und Staat
seien dabei nicht Gegensätze, sondern die zwei Seiten der Medaille.
Bischofskonferenz
gratuliert Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof
Robert Zollitsch, würdigte in einem Glückwunschschreiben die politische Tätigkeit
Glücks. „Sie haben große intellektuelle und menschliche Qualitäten gezeigt, die Sie
nun zum Nutzen der Kirche in Deutschland in die neue Aufgabe einbringen“, so Zollitsch.
Der Erzbischof versicherte der gewählten Vertretung der katholischen Laien in Deutschland
seine „persönliche Wertschätzung“ und die Anerkennung der gesamten Deutschen Bischofskonferenz.
„Die Mitglieder des Zentralkomitees haben in eigener Weise, getragen durch das Vertrauen
derer, die sie gewählt haben, Mitverantwortung übernommen für das Leben der Kirche
in unserem Land“, hieß es in dem Schreiben an Glück. Die deutschen Bischöfe und das
Laiengremium sollten „künftig noch besser zusammenwirken“, bekräftigte Zollitsch.
Die Bischöfe hätten ein Interesse daran, „so gut wie möglich Lähmungen zu überwinden,
die es in der jüngeren Vergangenheit bisweilen auch gegeben hat“. Im Amt des ZdK-Präsidenten
folgt Alois Glück Hans Joachim Meyer, der nach mehr als zwölfjähriger Amtszeit nicht
erneut zur Wahl stand. Die neue Führungsspitze sollte ursprünglich bereits im Frühjahr
gewählt werden. Allerdings verweigerte die Deutsche Bischofskonferenz damals vorab
dem einzigen Kandidaten für das Präsidentenamt, dem hessischen Kultur-Staatssekretär
Heinz Wilhelm Brockmann (CDU), die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit.
Positive
Bilanz Vor dem Wahlgang zog der scheidende Präsident Hans Joachim Meyer
eine positive Bilanz. Der frühere sächsische Wissenschaftsminister und CDU-Politiker
führte das ZdK seit 1997 und war der erste Ostdeutsche in dieser Position. Zu den
Höhepunkten seiner Amtszeit gehörte der Erste Ökumenische Kirchentag 2003 in Berlin. Das
ZdK habe den Weg erfolgreich fortgesetzt, den es schon vor Wende und Einheit begonnen
habe, nämlich ein dialogisches Forum aller Katholiken in Deutschland zu werden, die
sich für die freiheitliche Demokratie einsetzen, unterstrich Meyer in seinem letzten
Bericht zur Lage vor der Vollversammlung. „Das ZdK ist niemandes politischer Arm“,
so Meyer. Gläubige Katholiken bestimmten selbst, „was wir politisch fordern und vertreten“.
Meyer zeigte sich dankbar, dass das ZdK in den zwölf Jahren seiner Amtszeit „in allen
gesellschaftlich wichtigen Fragen“ die „gleichen oder sehr ähnliche Positionen“ vertreten
habe wie die deutschen Bischöfe. Insbesondere in bioethischen Fragen sei das vertrauensvolle
Zusammenwirken mit der Bischofskonferenz eine wichtige Voraussetzung für politischen
Erfolg gewesen. Meyer verwies aber auch darauf, dass das erfolgreiche Zusammenwirken
beim Einsatz für den Schutz des Lebens im Rahmen der gesetzlich geregelten Schwangerschaftskonfliktberatung
nicht fortgesetzt werden konnte. Diesen „nicht endenden Streit mit seinen Verletzungen“
bezeichnete Meyer als „die bitterste Erinnerung“ an seine Amtszeit.
Kritik
und Hoffnung Das „Forum deutscher Katholiken“ übte schon vor der
Wahl scharfe Kritik am ZdK. „Die Bereitschaft, Alois Glück zum neuen Präsidenten zu
wählen, zeigt mangelnde Loyalität gegenüber Papst und Kirche", sagte Vorsitzender
Hubert Gindert dem österreichischen katholischen Portal kath.net. Das Gremium habe
eine unklare Haltung zur Embryonenforschung und offene Sympathien für den Verein „Donum
Vitae“, also für die „Erteilung des Scheins für Abtreibung“, so Gindert. Das „Forum
deutscher Katholiken“ steht nach eigenen Angaben allen offen, „die sich zum unverfälschten
und unverkürzten Glauben“ der Kirche bekennen. Das Zentralkomitee sei nicht die Vertretung
aller Katholiken, kritisierte Gindert. „Das Zdk müsste einen völlig neuen Kurs nehmen,
um von romtreuen Katholiken als Vertretung akzeptiert zu werden. Das ist aber mit
der Wahl von Alois Glück nicht zu erwarten.“ Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind
Kirche“ begrüßte dagegen die Wahl Glücks zum Vorsitzenden und hofft auf mehr Dialogbereitschaft
seitens der katholischen Bischöfe. „Nicht nur die gesellschaftlichen und pastoralen
Veränderungen, sondern auch der 2. Ökumenische Kirchentag im Mai 2010 stellen große
Herausforderungen dar“, heißt es in einem an Alois Glück gerichteten Glückwunschschreiben.
„Wir wünschen Ihnen deshalb sehr, dass es Ihnen und dem ZdK insgesamt weiterhin gelingt,
die Stimme der Katholikinnen und Katholiken in gesellschaftspolitischen Fragen gegenüber
der Öffentlichkeit, in innerkirchlichen Fragen aber auch gegenüber den Bischöfen erfolgreich
zu Gehör zu bringen.“ Nach dem Eklat um den Kandidaten Heinz-Wilhelm Brockmann im
Mai 2009 hatte die Bewegung erklärt, „der Versuch, die Laien zu schwächen, schwächt
die ganze Kirche“. (pm – zdk,kath.net,wsk/domradio/rv 20.11.2009 bp)