Papst: „Christliches Studium ist nicht vom Gebet zu trennen“
Wissen braucht eine
„Einleuchtung durch den Glauben“. Das fordert Papst Benedikt XVI. an diesem Donnerstag.
In der Audienzhalle traf er die Studenten und Professoren der Päpstlichen Universitäten.
Über 1.300 Katholische Lehranstalten gibt es auf der ganzen Welt. Alleine in Rom studieren
Frauen und Männer aus aller Welt an acht verschiedenen Fakultäten, die den Titel einer
„Päpstlichen Universität“ tragen. Dominik Skala war für uns in der Aula:
„Liebe
Freunde, euer Bemühen um den Dienst an der Wahrheit, die Gott geoffenbart hat, ist
ein Dienst, der sich an der Verbreitung des Evangeliums beteiligt, das Christus der
Kirche aufgetragen hat. Er ist ein wirklich kirchlicher Dienst. Christliches Studium
ist immer auf den Schluss des Matthäusevangeliums ausgerichtet: Geht zu allen Völkern
und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und
des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch
geboten habe.“
Diese Worte hat Papst Benedikt XVI. über fünftausend Theologiestudenten
mitgegeben, die sich am Donnerstag in der Audienzhalle im Vatikan versammelt hatten.
Aus Anlass der Eröffnung des akademischen Jahres an den päpstlichen Universitäten
in Rom mahnte Benedikt die Studierenden und Lehrenden aus den verschiedensten Nationen,
dass sich das Studium der Theologie nicht im Lesen von Büchern erschöpft:
„Gleichzeitig
ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass das wissenschaftliche Studium der Theologie
nicht vom Gebet getrennt werden darf. Die Einheit mit Gott, die Kontemplation, das
Nachsinnen über die göttlichen Geheimnisse gehören zu einer wirklichen intellektuellen
Beschäftigung. Jede wissenschaftliche Theologie zielt auf eine „Wissenschaft des Heiligen“
hin. Sie ist ein Ringen um das Geheimnis des lebendigen Gottes und um Weisheit, die
ein Geschenk des Heiligen Geistes ist.“
Unter den Besuchern der Audienz
natürlich auch deutschsprachige Theologiestudenten. Viele von ihnen sind nur für ein
oder zwei Semester, für das sogenannte „Freijahr“, in Rom. Damit unterscheiden sie
sich von den meisten Studenten aus anderen Ländern, die oft ihr ganzes Theologiestudium
hier verbringen. Warum sind sie nach Rom gekommen? Alexander Sieler aus Siegen versucht
eine Antwort zu finden:
„Mit Rom verbinde ich einfach das Zentrum des katholischen
Christentums, aber nicht nur des Katholischen, sondern auch des Gesamtchristlichen.
Rom war immer ein großes Zentrum, und man kann in Rom nicht einfach nur Theologie
studieren, sondern man kann Theologie erleben.“
Das Christentum an seinen
Quellen zu erleben, ist ein Grund für Martina Marlin aus Freiburg:
„Der
Schlüsselpunkt war, das Christentum ad fontes zu erleben. Das war jetzt eine wirklich
gute Entscheidung, weil ich hier Weltkirche kennenlernen konnte. Ich finde auch schön
die ganzen Arten von Liturgie, die hier gefeiert werden, die man sonst in Deutschland
in der Ortskirche oder in der Kleinstadt nicht erlebt.“
Ein Studienjahr
in Rom regt auch zum Nachdenken über die Kirche an. Felix Hunger aus Luzern hat mit
Blick auf die Brücke zwischen seiner Heimat Schweiz und Rom ein Thema gefunden:
„Ja,
ich wünsche mir einen verstärkten Dialog zwischen Orts- und Weltkirche. Das bedingt
aber, dass wir, wenn wir von Ortskirche reden, die Weltkirche auch mitdenken und auf
der anderen Seite, dass wenn von Weltkirche gesprochen wird, die Weltkirche auch mitgedacht
wird. Hier finden wir ganz verschiedene Voraussetzungen, wie Kirche gelebt wird und
gelebt werden kann, und wenn wir das ernst nehmen wollen und wenn wir auch die Leute
dort abholen wollen, wo sie stehen, dann müssen wir, denke ich, in Zukunft auch vermehrt
Rücksicht nehmen auf die Gegebenheiten vor Ort. Das kann ganz verschiedenes bedeute,
trotzdem aber die Einheit wahren und ich denke: viele Veränderungen würden der Einheit
keinen Abbruch tun.“