2009-11-19 11:34:46

Die Friesenkirche in Rom


(aus der Sendung Woche in Rom, 18. November 2009)

Es ist ein uraltes Gotteshaus, aus dem Hochmittelalter, und nur ein paar Schritte von der Kolonnade des Petersplatzes entfernt. Weitgehend unbeachtet vom großen Pilgerstrom: die Kirche der Friesen in Rom, San Michele in Sassia. Am vergangenen Sonntag wurde mit einem feierlichen Gottesdienst eine 20 Jahre währende Restaurierungsphase abgeschlossen. Möglich gemacht hat das die Stiftung „Freunde der Kirche der Friesen“; Maria Martens aus den Niederlanden ist hier federführend und stand uns Rede und Antwort:

„Wir haben viele Jahre daran gearbeitet. Das ist eine sehr alte Kirche, die aber nicht immer genutzt wurde. Seit 1989 hat unser Monsignore Muskens gesagt: Eigentlich wäre es doch schön, wenn diese Kirche von den Niederlanden wieder einmal genutzt werden könnte.“

Die Friesenkirche hat zweifellos noch großes Potential – schon was die Öffnungszeiten betrifft. Die sind vorerst noch sehr eingeschränkt.

„Jeden Sonntag gibt es eine Sonntagsmesse. Da finden 252 Leute Platz. Und fast jeden Sonntag ist es hier voll! Dann gibt es noch die Möglichkeit, jeden Mittwochmorgen die Kirche zu besichtigen. Da kommen dann Gruppen, Pilger, Schüler und Chöre. Das sind zehntausende Menschen, was sehr schön ist. Wir wollen das gerne so weiterführen.“

20 Jahre Restaurierung – ein beachtlicher Aufwand. Es war allerdings auch einiges wieder instand zu setzen, berichtet Maria Martens.

„Das Dach war nicht mehr in Ordnung, auch die Gemälde hätten in besserem Zustand sein können. Und dann hat man auch neue Fresken entdeckt. Die Orgel wird neu gemacht und die Santa Scala – denn wir haben hier ja eine Heilige Treppe – ist restauriert worden. Das ist eine der wenigen Heiligen Treppen in Rom. Und dann sind wir so nah am Vatikan, das ist ja eine Entfernung von nur 20 Metern!“

Besonders gefreut hat die Mitglieder der Stiftung, die sich für die Friesenkirche seit so vielen Jahren einsetzt, dass auch ganz normale Pilger sich begeistern ließen und ihre Mittel und Kenntnisse einbrachten. Zum Beispiel:

„Ein großes Problem in so einer Kirche ist die Kontrolle des Raumklimas. Es kam einmal zufällig eine Gruppe Pilger vorbei, die zu Hause Glashäuser haben. Die haben gesagt: Warum nutzen Sie eigentlich nicht unser Klimasystem, das die Feuchtigkeit und andere Werte reguliert, in dieser Kirche? Sie haben mir dann eine Einrichtung geschickt, mit der die Fenster automatisch geöffnet werden können, wenn das Raumklima in der Kirche dies verlangt. Und so hat jeder mitgedacht. Das ist natürlich schön! Die vielen Niederländer hier in Rom, die Experten und die traditionellen Gemälde – das ist eine tolle Arbeit und eine wundervolle Zusammenarbeit.“

In den Niederlanden selbst ist die katholische Kirche heute nicht mehr allenthalben so präsent, wie das wünschenswert wäre. Maria Martens meint, dass die Friesenkirche in Rom nicht bloß ein wertvolles altes Baudenkmal ist, sondern gerade heute dazu beitragen kann, religiöse Neugierde neu zu entfachen.

„Die Niederlande sind vielleicht das am meisten säkularisierte Land der Welt. Aber es gibt viele Niederländer, Schüler und Chöre, die nach Rom gehen. Nicht immer auf Pilgerfahrt, aber jedenfalls kommen sie in die Ewige Stadt. Immer mehr Schüler interessieren sich dafür, den Sonntagsdienst in der Kirche mitzumachen. Und das ist für uns etwas Neues, eine frische Erfahrung sozusagen. Das wirkt sehr inspirierend, denn da passiert etwas! Und man merk darant, dass immer mehr Leute in diese Kirche kommen wollen.“

(rv 17.11.2009 gs)








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