Vatikan: Kinofestival unter Vatikan-Schirmherrschaft
Kirche und Kino dürfen
nicht den Kontakt zueinander verlieren. Dieser Ansicht ist Erzbischof Gianfranco Ravasi,
der Präsident des Päpstlichen Kulturrates. Er äußerte sich bei der Vorstellung des
Programms des „Tertio Millennio Film Festivals“ in Rom, das seit seiner Gründung 1997
alljährlich unter vatikanischer Schirmherrschaft stattfindet.
„Die Bedeutung
des Festivals liegt darin, Filme zu fördern, die grundlegende Aspekte der menschlichen
Spiritualität entwickeln und vertiefen. Jeder von uns kennt solche Filme, die zeigen,
wie reich der Mensch in seiner Fähigkeit ist, den Alltag, die Armut, die Geschichte
zu transzendieren. Das ist die gestellte Aufgabe. Jeder Künstler versucht ihr auf
seine Art und auf immer neue Wegen des Ausdrucks gerecht zu werden.“
In
diesem Jahr läuft das Festival unter dem Titel „Forme di Resistenza“, also „Formen
des Widerstands“. Zwei Schwerpunkte setzten die Programmgestalter: Zum einen 20 Jahre
Mauerfall und Filme aus Ex-Sowjetrepubliken, zum anderen Iran, wo eine reiche, aber
international immer noch wenig beachtete Filmszene floriert, wie Erzbischof Ravasi
betonte. Im Gespräch mit Radio Vatikan zeigte sich der päpstliche Kulturverantwortliche
besonders angetan von den darstellenden Möglichkeiten des Mediums Films.
„Das
Kino hat eine ureigene Sprache – eine sehr eindrückliche Sprache, die der Bilder.
Die Bedeutung des Kinos liegt darin, dass es immer von neuem zum Ausdruck bringen
kann, was die wirklich großen Botschaften und Themen, die großen Erzählungen, Symbole
und menschlichen Erfahrungen sind. Denken wir an Bresson, Tarkowski, Fellini, Rossellini
– all die großen Namen des Kinos haben nie einfach die Wirklichkeit abgebildet, sondern
versucht, im Inneren der Wirklichkeit das letzte Geheimnis, den letzten Sinn, den
goldenen Knoten, der unseren Alltagserfahrungen innewohnt, aus einer anderen Warte
zu erklären.“
Das Filmfestival „Tertio Millennio“ beginnt am 1. Dezember
mit einer Vor-Premiere aus dem Iran, nämlich Shirin Neshats „Women without men“. Der
Streifen hatte beim Filmfestival in Venedig einen Silbernen Löwen für die Regie erhalten.
Ebenfalls zu sehen ist das Werk „Lourdes“ der österreichischen Regisseurin Jessica
Hausner, in dem es um eine Wunderheilung geht. Der Deutsche Thomas Heise, der sein
Oeuvre der Kritik an der DDR widmet, ist mit „Mein Bruder“ vertreten. (rv 18.11.2009
gs)