2009-11-16 15:00:55

Papst vor Welternährungsgipfel: Richtlinien der internationalen Politik überdenken


RealAudioMP3 Neue ethische und wirtschaftliche Richtlinien in der internationalen Politik, fairer Handel und eine gleichberechtigte Kooperation zwischen Industrie- und Entwicklungsländern: das sind laut Benedikt XVI. Voraussetzungen, die es zu schaffen gilt, um das weltweite Hungerproblem zu bekämpfen. Der Papst sprach zum Auftakt des Welternähungsgipfels der Vereinten Nationen in Rom vor Vertretern aus rund 190 Ländern, darunter auch zahlreichen Staats- und Regierungschefs.

Das Hungerproblem stünde in keinem Verhältnis zum Wachsen der Weltbevölkerung. Das zeige die kontinuierliche Verschwendung von Nahrungsmitteln aufgrund ihrer ungerechten Verteilung, beklagte der Papst und zitierte aus seiner jüngsten Enzyklika „Caritas in veritate“:

„Der Hunger hat nichts mit materiellem Mangel zu tun, sondern vielmehr mit dem Mangel sozialer Ressourcen und entsprechender Institutionen. Es fehlen wirtschaftliche Einrichtungen, die in der Lage sind, den Zugang zu Nahrung und Wasser zu garantieren beziehungsweise die notwendigen Schritte bei globalen Nahrungskrisen einzuleiten und diesen so entgegenzutreten.“ 
Eindringlich warnte der Papst davor, das Hungerproblem als strukturelle Gegebenheit zu akzeptieren. Die internationale Politik müsse Nahrungssicherheit zu ihrer Priorität machen und mehr Verantwortung zeigen. Dabei müsste aber auch die Art und Weise der internationalen Zusammenarbeit überdacht und neu gestaltet werden, so das Kirchenoberhaupt. Das könne letztlich auch ein Ausweg aus der globalen Wirtschaftskrise sein:

„Das Konzept der Kooperation muss daher um das Prinzip der Subsidiarität erweitert werden. Das bedeutet, dass die lokalen Gemeinschaften an den Entscheidungsprozessen im Bezug auf die Bewirtschaftung und Nutzung des Landes, beteiligt werden. Denn die ganzheitliche Entwicklung des Menschen erfordert die Verantwortung und Solidarität aller. Dabei darf Entwicklungshilfe nicht dem Eigeninteresse elitärer Gruppen oder derjenigen dienen, welche die Ressourcen zur Verfügung stellen.“ 
„Hunger ist das grausamste und konkreteste Zeichen von Armut“, sagte der Papst und rief zu mehr Respekt vor ländlichen Traditionen in den Drittweltstaaten auf. Die Industrienationen sollten den Produkten der Entwicklungsländer mehr Präsenz auf dem internationalen Markt einräumen. Dessen Logik dürfe sich nicht mehr nur am Profit orientieren, sondern müsse Selbstversorgung und Unabhängigkeit fördern. Nicht zuletzt sei bei der Bekämpfung der Nahrungskrise auch mehr globales Engagement für die Umwelt gefragt, redete der Papst den Gipfelteilnehmern ins Gewissen und forderte eine „humane Ökologie“:

„Die Gier nach einer ungezügelten Ausbeutung der Ressourcen des Planeten ist die Hauptursache der Umweltzerstörung. Der Umweltschutz ist daher eine zentrale Herausforderung, um eine harmonische Entwicklung zu garantieren. Allerdings reichen Normen, Gesetzgebungen, Entwicklungs- und Investitionspläne allein nicht aus. Es bedarf eines Wandels der individuellen Lebensstile und des Konsums.“
 
(rv 16.11.2009 ad)







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