2009-11-13 11:49:56

D: Sechs Monate Zivildienst noch sinnvoll?


RealAudioMP3 Nicht mehr neun, sondern nur noch sechs Monate: Der Wehr- und Zivildienst soll nach Plänen der neuen Bundesregierung ab 2011 um drei Monate verkürzt werden. Viele junge Männer in Deutschland wird das freuen. Besorgt reagieren dagegen die Wohlfahrtsverbände: Der Zivildienst ist schließlich eine wichtige Stütze des Sozial- und Pflegebetriebs.

Das Deutsche Rote Kreuz spricht von einer „Katastrophe für Hilfe- und Pflegebedürftige“. Der Paritätische Wohlfahrtsverband sieht gar „den Anfang vom Ende des Zivildienstes“ gekommen. Auf einer Grundlage von nur sechs Monaten lohne es sich kaum noch, Zivis zu schulen und einzustellen. Einige Organisationen haben bereits angekündigt, die Stellen zu streichen. Droht ohne „Zivis“ der Einsturz des Wohlfahrtsbetriebs? Der Diözesan-Caritas-Direktor im Erzbistum Köln, Frank Johannes Hensel, beruhigt. Der Zivildienst sei eine wichtige Ergänzung, mache aber nicht die Grundversorgung aus, sagte Hensel im Kölner Domradio:

„Wenn der Zivildienst wegfiele, steht also kein Zusammenbruch ins Haus. Es fehlt aber sicherlich die Seele im Betrieb, an vielen Stellen, in den Krankenhäusern, Altersheimen, Jugendhilfeeinrichtungen, etc. Aber man kann es jetzt nicht so dramatisch schildern, als ob wir ohne Zivildienstleistende nicht mehr arbeiten könnten.“

Wenn die Zivis künftig fehlen, dann müssen eben mehr Freiwillige oder tarifliche Kräfte ran, um den Verlust zu kompensieren, lautet ein Vorschlag. Doch das kann teuer werden, erklärt Pfarrer Simon Rapp, der beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend für die Freiwilligendienste zuständig ist. Bisher sind die Zuschüsse der Bundesregierung zum Freiwilligen Sozialen Jahr, kurz FSJ, auf 20.000 Plätze begrenzt. Diesen stehen allerdings 85.000 Zivildienstleistende gegenüber.

Rapp:
„Wenn mehr Freiwillige für ein soziales Jahr gebraucht werden, dann muss der Staat auch mehr Geld dafür bereitstellen. Nur so können diese Stellen geschaffen werden. Ich denke, in einem ganz großen Bereich lassen sich Zivildienststellen umwandeln. Aber es ist nicht so einfach, wie sich das manche in der öffentlichen Debatte heutzutage vorstellen.“ 
Denn der Zivildienst ist eben nicht freiwillig, sondern bleibt ein Pflichtdienst als Ersatz für den Wehrdienst, erklärt Rapp:

„Und genau diesen Unterschied zwischen Pflicht und freiwillig - den muss man bei der ganzen Debatte bedenken, wenn man jetzt so leichtfertig davon spricht, wenn wir die Zivis nicht mehr haben, dann nehmen wir halt Freiwilligendienstler.“ 
Wohin also mit den ganzen Zivildienstleistenden? Bei einer Verkürzung des Dienstes auf nur sechs Monate wären Einsätze von Zivis im Rettungsdienst oder in der Arbeit mit Schwerbehinderten kaum noch möglich. Allein die Einarbeitung dauert hier mehrere Monate. Da würden Zivis wohl künftig nur noch für einfache Hilfstätigkeiten gebraucht. Damit würde auch etwas vom eigentlichen Charakter des Zivildienstes verloren gehen, meint der Kölner Caritas-Direktor Hensel:

„Wichtig ist ja eigentlich, junge Männer „sozial zu berühren“ und auf diese Weise auch für einen sozialen Beruf zu gewinnen...“ 
(dr/rv 13.11.2009 ad)







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