Nicht mehr neun, sondern
nur noch sechs Monate: Der Wehr- und Zivildienst soll nach Plänen der neuen Bundesregierung
ab 2011 um drei Monate verkürzt werden. Viele junge Männer in Deutschland wird das
freuen. Besorgt reagieren dagegen die Wohlfahrtsverbände: Der Zivildienst ist schließlich
eine wichtige Stütze des Sozial- und Pflegebetriebs.
Das Deutsche Rote Kreuz
spricht von einer „Katastrophe für Hilfe- und Pflegebedürftige“. Der Paritätische
Wohlfahrtsverband sieht gar „den Anfang vom Ende des Zivildienstes“ gekommen. Auf
einer Grundlage von nur sechs Monaten lohne es sich kaum noch, Zivis zu schulen und
einzustellen. Einige Organisationen haben bereits angekündigt, die Stellen zu streichen.
Droht ohne „Zivis“ der Einsturz des Wohlfahrtsbetriebs? Der Diözesan-Caritas-Direktor
im Erzbistum Köln, Frank Johannes Hensel, beruhigt. Der Zivildienst sei eine wichtige
Ergänzung, mache aber nicht die Grundversorgung aus, sagte Hensel im Kölner Domradio:
„Wenn
der Zivildienst wegfiele, steht also kein Zusammenbruch ins Haus. Es fehlt aber sicherlich
die Seele im Betrieb, an vielen Stellen, in den Krankenhäusern, Altersheimen, Jugendhilfeeinrichtungen,
etc. Aber man kann es jetzt nicht so dramatisch schildern, als ob wir ohne Zivildienstleistende
nicht mehr arbeiten könnten.“
Wenn die Zivis künftig fehlen, dann müssen
eben mehr Freiwillige oder tarifliche Kräfte ran, um den Verlust zu kompensieren,
lautet ein Vorschlag. Doch das kann teuer werden, erklärt Pfarrer Simon Rapp, der
beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend für die Freiwilligendienste zuständig
ist. Bisher sind die Zuschüsse der Bundesregierung zum Freiwilligen Sozialen Jahr,
kurz FSJ, auf 20.000 Plätze begrenzt. Diesen stehen allerdings 85.000 Zivildienstleistende
gegenüber.
Rapp: „Wenn mehr Freiwillige für ein soziales Jahr gebraucht
werden, dann muss der Staat auch mehr Geld dafür bereitstellen. Nur so können diese
Stellen geschaffen werden. Ich denke, in einem ganz großen Bereich lassen sich Zivildienststellen
umwandeln. Aber es ist nicht so einfach, wie sich das manche in der öffentlichen Debatte
heutzutage vorstellen.“ Denn der Zivildienst ist eben nicht freiwillig, sondern
bleibt ein Pflichtdienst als Ersatz für den Wehrdienst, erklärt Rapp:
„Und
genau diesen Unterschied zwischen Pflicht und freiwillig - den muss man bei der ganzen
Debatte bedenken, wenn man jetzt so leichtfertig davon spricht, wenn wir die Zivis
nicht mehr haben, dann nehmen wir halt Freiwilligendienstler.“ Wohin also
mit den ganzen Zivildienstleistenden? Bei einer Verkürzung des Dienstes auf nur sechs
Monate wären Einsätze von Zivis im Rettungsdienst oder in der Arbeit mit Schwerbehinderten
kaum noch möglich. Allein die Einarbeitung dauert hier mehrere Monate. Da würden Zivis
wohl künftig nur noch für einfache Hilfstätigkeiten gebraucht. Damit würde auch etwas
vom eigentlichen Charakter des Zivildienstes verloren gehen, meint der Kölner Caritas-Direktor
Hensel:
„Wichtig ist ja eigentlich, junge Männer „sozial zu berühren“ und
auf diese Weise auch für einen sozialen Beruf zu gewinnen...“ (dr/rv 13.11.2009
ad)