In Europa mehrt sich
der politische Widerstand gegen das Kreuz-Urteil des Gerichtshofes für Menschenrechte
in Straßburg. So hat das EU-Parlament soeben eine Petition gegen den Richterspruch
lanciert, der das Kreuz aus öffentlichen Schulen Italiens verbannen will. Der Menschenrechtsgerichtshof
ist dem Europarat angegliedert, der die 47 Länder des Kontinents vereint; genau deshalb
sei es wichtig, dass sich Widerstand aus den Reihen der EU rege, sagt die italienische
Abgeordnete Cristiana Muscardini, die zu den Initiatoren der Petition gehört. „Teile
der Medien und der Politik haben mit viel Unwissen auf diese Entscheidung aus Straßburg
reagiert. Sie haben sie kommentiert, als sei sie eine Entscheidung der Europäischen
Union und nicht eines Gerichts des Europarates. So hat sich unter Europas Bürgern
eine Abwehrhaltung gegen die EU verstärkt, die aber doch nichts mit diesem Urteil
aus Straßburg zu tun hat.“ Der Menschenrechtsgerichtshof könne den EU-Bürgern
nicht eine solche Entscheidung auferlegen, die die Wurzeln der europäischen Kultur
in Frage stellt, so die Abgeordnete. „Deshalb haben wir diese Initiative gestartet.
Es handelt sich um eine Petition des Präsidenten des EU-Parlaments, Jerzy Buzek,
für die wir Unterschriften in Italien sammeln. Wir wollen damit via EU-Parlament ausdrücken,
was die Mehrheit der EU-Bürger denkt – sie sehen im Kreuz nicht nur ein religiöses
Symbol, sondern auch ein Symbol des Friedens und der Hoffnung.“ Kardinal Kasper
sprach im Interview von Radio Vatikan von einem „sehr befremdlichen Urteil". „Was
der Gerichtshof meiner Meinung nach falsch gemacht hat, war ein falsches Verständnis
von Toleranz. Man muss tolerant sein gegen jede Minderheit - aber andererseits, die
Mehrheit hat auch ihre Rechte und kann ihren Glauben in der Öffentlichkeit bezeugen.
Was bleibt übrig, wenn wir alle religiösen Symbole in der Öffentlichkeit wegtun? In
der Mitte aller alten Städte Europas stehen Kathedralen - handgreifliche Zeichen,
was die europäische Kultur ausmacht. Sollen wir die auch abreißen? Dann bleibt nur
Leere übrig, dann hat Europa keinen Inhalt mehr. Deshalb scheint mir dieses Urteil
verfehlt, und ich bin glücklich darüber, dass jetzt offenbar in Italien ganz erheblicher
Widerstand erwächst."