Benedikt XVI.: „Erbe des mittelalterlichen Mönchtums ist Auftrag an uns heute“
An Europas Wiege standen
auch Mönche - genauer: die Reformbewegung von Cluny im Mittelalter. Daran erinnerte
der Papst an diesem Mittwoch in der Audienzhalle bei seiner Generalaudienz. Vor mehreren
tausend Pilgern und Besuchern erläuterte Benedikt, was diese Reformbewegung genau
gewesen sei. Im Mittelpunkt habe die Feier der Liturgie gestanden, die einen Vorgeschmack
und eine Teilnahme an der Liturgie des Himmels darstelle. Dazu gehörte auch die Förderung
der Musik, der Kunst und Architektur, vor allem aber die Schaffung eines Klimas des
Gebets in Stille und innerer Sammlung, so der Papst.
„910 gründete Herzog
Wilhelm III. von Aquitanien im burgundischen Cluny ein Benediktinerkloster, das rasch
zu einem wichtigen geistlichen Zentrum werden sollte. Das abendländische Mönchtum
war aufgrund verschiedener politischer und sozialer Umstände im Verfall begriffen.
Cluny brachte hier eine Wende und neue Blüte durch die Rückführung des monastischen
Lebens auf seine ursprünglichen Ideale und die erneute Einhaltung der Benediktregel.“
Viele
Klöster schlossen sich der Reform von Cluny an oder waren Gründungen dieser Abtei,
so dass schon bald ein Netz cluniazensischer Klöster Europa überzog.
„Die
Verbreitung der Bewegung wurde auch dadurch begünstigt, dass die Klöster nicht der
bischöflichen oder weltlichen Gewalt unterstellt waren, sondern direkt unter dem Schutz
des Papstes standen. So konnte die cluniazensische Reform auf die ganze Kirche ausstrahlen
und mithelfen, die Übel der Zeit – die Simonie, d.h. den Kauf von kirchlichen Ämtern,
und die Unmoral vieler Kleriker – zu bekämpfen. Die Gesellschaft insgesamt profitierte
von den sozial-karitativen Tätigkeiten sowie den wirtschaftlichen und kulturellen
Leistungen der Klöster. Die Bewegung von Cluny hat so auch Anteil an dem langen Prozess
der europäischen Völker, der zur Anerkennung der Werte der menschlichen Person und
des Friedens als Grundlagen der Gesellschaft führte.“
Den deutschsprachigen
Pilgern und Besuchern sagte der Papst:
„Das religiöse und kulturelle Erbe
des mittelalterlichen Mönchtums ist Auftrag an uns heute. In Treue zum Evangelium
und zum christlichen Menschenbild wollen wir die Zukunft Europas und der Welt mitgestalten.
Dabei führe und leite uns der Heilige Geist. Euch allen wünsche ich eine gute Zeit
in Rom!“